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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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außerdem war sie es ihrer angefressenen Autorität schuldig, das Kommando zu übernehmen. Sie bedeutete Tony, die zweite Position einzunehmen, denn auch er war bewaffnet und schien mit der Schrotflinte umgehen zu können.
    Bislang hatte sie nichts und niemand aufgehalten. Das war angenehm, machte aber auch misstrauisch. Romy fühlte sich wie auf dem direkten Weg in eine Mausefalle. Wieso war die Tür offen und unbewacht? War das der Speck, der sie weiterlocken sollte? Jeden Augenblick war damit zu rechnen, dass sie in eine Falle tappten oder eine Alarmanlage auslösten. Wenn es hier unten eine Videoüberwachung gab, waren die Infrarotkameras gut getarnt.
    Sie passierten einen sauber verputzten Gang, der ohne weitere Barriere in einen nur matt erleuchteten Kellerraum führte. Das Licht kam aus einem großen Aquarium, in dem zwischen Unterwasserpflanzen eine Unzahl exotischer Fische schwamm. Das gesunde Grün der Pflanzen und die bunten Leiber, die träge durchs Wasser glitten, nahmen sich wohltuend lebendig in dem ansonsten tot wirkenden Raum aus. Ein leichter Uringestank hing in der Luft. Vor einer Wand stand ein klobiger Holzsessel, der mit Eisenwinkeln und Schrauben fest im Zementboden verankert war. Lederriemen und Schnallen an den Armlehnen erinnerten an einen primitiven elektrischen Stuhl. Die Stromkabel, die zu einem simplen Schaltpult liefen, verstärkten den Eindruck.
    „Dead man walking ...“, flüsterte Tony.
    Romy steuerte die Treppe an, die aus dem Keller nach oben führte. Bevor sie den Fuß auf die erste Stufe setzte, wandte sie sich noch einmal um, um Tony die Warteposition am unteren Treppenende zuzuweisen. Dann huschte sie die Stufen hoch und öffnete vorsichtig die Kellertür, die in einen Saal führte. Erst jetzt befand sie sich im Souterrain, wie sie an den hoch liegenden Fenstern feststellen konnte, die den Blick auf den verschneiten Hang eines Steingartens freigaben. Sie gab Tony mit einem leisen „Okay!“ grünes Licht, mit Heli und Rudi zu ihr aufzuschließen, betrat den beheizten Saal und betrachtete überrascht die private Bowlingbahn, die hinter Tischen und Stühlen in Sicht kam. Auch eine Hausbar mit langem Tresen und reichhaltigem Getränkeangebot war vorhanden. Die Wände waren mit Wimpeln und Plaketten übersät.
    Auch Tony und Heli kamen aus dem Staunen nicht heraus, als sie die Ausstattung der nächsthöheren Ebene sahen. Rudi animierte der Anblick sogar zu einem verschämten Schluck Weinbrand. Mit schuldbewusster Miene wollte er den Flachmann wieder wegstecken, aber Heli nahm ihm die Flasche ab und kippte ebenfalls einen. Es schien sie zu entspannen und Rudi richtig glücklich zu machen. „Mannomann“, flüsterte er gleich mehrmals in die Runde, bevor mit dumpfem Schlag eine Bowlingkugel auf die Bahn fiel und ihn zum Verstummen brachte.
    Romy brachte ihre Waffe in Anschlag und suchte wie Tony ein Ziel.
    Die Kugel rollte langsam an ihnen vorbei. Gleichzeitig wurde eine Ziehharmonikawand aufgeschoben, die den Saal unterteilte, und gab den Blick auf zwei Vietnamesen frei, die Großvater flankierten.
    Der Greis mit dem schütteren Kinnbart, der Romy als Harry Nam bekannt war, stützte sich auf einen Gehstock mit Silberknauf. Er trug einen Hausmantel aus purpurfarbener Seide. Seine Männer trugen Moonboots, Jogginghosen und Anoraks und hielten Maschinenpistolen im Anschlag, die sie als französische Mat49 identifizierte. Die beiden Vietnamesen, die die Trennwand geöffnet hatten, gesellten sich zu den Landsleuten, und beide Parteien standen sich für mehr als eine Minute stumm gegenüber, bis Romy den Lauf ihrer Pistole sinken ließ und Tony ihrem Beispiel folgte und die Mündung der Pumpgun auf das Parkett richtete.
    Großvater lächelte zufrieden.
    Alle hatten sich im Griff – bis Heli der Flachmann aus der Hand rutschte.
    Die Schnapsflasche zerbarst mit einem Knall auf dem Fußboden, und einer der Vietnamesen verlor die Nerven.
    Für einen Alkoholiker hatte Rudi beeindruckende Reflexe. Die Sekundenbruchteile, in denen der Vietnamese die Mündung auf Heli richtete und abdrückte, genügten dem Mann mit den rosa Ohrwärmern, um seine Freundin umzurempeln und sich dabei in die Schussbahn zu werfen.
    Der kurze Feuerstoß schleuderte Rudi zwischen Tische und Stühle, während Tony mit der ersten Schrotgarbe den Schützen und einen weiteren Vietnamesen erwischte und Romy den dritten mit einem gezielten Schuss liquidierte.
    Der vierte Vienamese hatte alle Zeit der Welt, auf Tony zu

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