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Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Titel: Berlin Gothic 3: Xavers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Claire vorbei, will der Japanerin eine Decke um die Schulter legen.  
    Claire starrt auf ihr Display. Die porzellanfarbene Haut der Japanerin ist nur durch eine hauchdünne Frischhaltefolie verhüllt. Der durchsichtige Kunststoff presst sich an ihren komplett rasierten Körper, umschließt ihren makellosen Bauch, umspannt ihre Schenkel, umfasst ihre Brust. Die Formen und Wölbungen ihres beinahe künstlich wirkenden Marzipan-Leibs drücken sich darin durch wie eingeschweißt zum augenblicklichen Verzehr.
    Geradezu scheu zuckt der Blick der zierlichen Frau zu Claire -
    klick -
    eine schmale Hand presst sich auf die Linse.
    Claires Augen schnellen vom Display hoch, treffen den schwarz leuchtenden Blick des Mädchens.
    „No, please … “
    Die Decke schließt sich um ihren Leib.

 
    BERLIN GOTHIC 3
     
    Erster Teil
     
     
     


     
    „Wieviel Meter?“
    „Sechshundertfünfzig, Herr Butz. Die letzten sechshundertfünfzig Meter sind verrohrt.“
    „‘Verrohrt‘.“
    „Ja, verrohrt, der Wasserlauf ist überbaut, das Wasser selbst wird durch Rohre geleitet.“
    „Bis zur Spree.“
    „Genau. Bis 2006 befand sich die Mündung dort hinten, unterhalb vom Theater am Schiffbauerdamm, heute ist sie hier drüben … “
    Butz wendet sich vom Angestellten der Wasserwerke wieder ab und sieht zu seinem Assistenten, der sich gemeinsam mit den Kriminaltechnikern über die Leiche gebeugt hat. Sie haben sie vor knapp zwanzig Minuten aus der Spree gefischt.
    „Eisler“, ruft ihm sein Assistent zu und erhebt sich, in der Hand ein kleines, rotes Portemonnaie, „Anni Eisler.“
    Butz sieht zu einem Schutzpolizisten, der mit einem Kollegen etwas abseits steht. „Wo ist der Passant, der sie gefunden hat?“
    „Es war keiner mehr da.“ Der Schutzpolizist greift sich wie selbstvergessen an die Mütze, macht einen Schritt auf Butz zu. „Der Notruf kam rein, jemand … es war ein Mann, Herr Butz, soviel steht fest … der Anruf kam von einem Prepaid - “
    „Aber als Sie ankamen, war der Mann schon weg.“ Butz stützt sich auf das Geländer des Uferwegs.
    „Er hatte etwas an dem Gitter gesehen.“ Der Beamte deutet auf die Öffnung in der Uferbefestigung der Spree. Sie stehen auf der gegenüberliegenden Flussseite, so dass man den Durchbruch in der Uferwand gut erkennen kann.
    Butz blickt zu seinem Assistenten, der noch immer das Portemonnaie in der Hand hält. „Wo ist sie gemeldet?“
    „Stuttgart.“ Der Assistent überfliegt seine Notizen. „Der KDD hat bereits mit einer Mitbewohnerin dort telefoniert. Frau Eisler wollte anscheinend nur ein paar Tage in Berlin bleiben, sich die Stadt ansehen.“
    „Eine Touristin.“ Butz atmet aus. Das macht die Sache nicht einfacher.
    „Eigentlich kann sie nur oberhalb des Hochbunkers, wo die Panke noch offen ist, hineingestürzt sein“, meldet sich jetzt wieder der Wasserwerker zu Wort, „oder hineingestürzt worden sein … “
    Der Assistent runzelt die Stirn. „Hat die Panke denn genug Wasser, um einen Körper mit sich fortzuspülen?“
    „Wenn‘s regnet, ja. Und das hat es in den letzten Tagen ja reichlich.“
    „Oder sie war in einem der Rohre, in denen die Panke auf den letzten Metern verläuft“, wendet Butz ein, „und ist dort in den Wasserlauf gestürzt - oder gestürzt worden. Wie hoch sind die Tunnel denn bis zur Spree - kann man da aufrecht gehen?“
    „Zwei, drei Meter“, der Wasserwerker räuspert sich, „unterschiedlich, kommt drauf an, das ist auf den ganzen sechshundert Metern nicht einheitlich, aber … doch, gehen kann man schon dort unten - “
    „Herr Butz?“
    Butz sieht zum Rechtsmediziner, ein älterer Mann mit Brille und Kinnbart, der noch bei der Leiche hockt und ihm ein Zeichen gemacht hat. „Gehen Sie davon aus, dass sie auf allen Vieren vorwärtsgekrabbelt ist,“ der Rechtsmediziner deutet eine krabbelnde Haltung an, während Butz auf ihn zukommt, „vielleicht zwischen zwanzig und fünfzig Meter … “ Er hebt einen Arm der Leiche hoch und dreht ihn so, dass Butz die aufgeriebene Handfläche sehen kann.
    Butz nickt zu einer geröteten Stelle am Schlüsselbein, die man im weiten Ausschnitt des T-Shirts sehen kann. „Und das?“ 
    „Branding, schon älter, mindestens zwei Jahre, würde ich schätzen.“ Die Brillengläser des Rechtsmediziners reflektieren die Spiegelung auf der Oberfläche des Flusses. „So was finden Sie bei Tausenden von Frauen in dem Alter.“
    Abschürfungen, Bodymodifikation, der verdeckte Flusslauf -

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