Berlin Gothic 3: Xavers Ende
Augen gesehen, ihren Mund, ihre Zähne darin, habe gefühlt, wie sich ihr nacktes Gesäß an meinen Bauch gepresst hat -
JETZT -
Hier! Das ist die Stadtgrenze, hier ist die Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben.
AHHHHH,
120 140 160 …
Hörst du das Rauschen der Luft, den Motor, der sanft wie eine Spieluhr schnurrt, das Benzin, das in dickem Strahl durch ihn hindurchfließt?
180 200 220 …
Sie hat den Kopf zurückgebogen - ich war so erregt, mein Herz hat gestampft - sie hat mich angesehen, als ich ihren Arm genommen habe, das Geschmeide hat um ihrem Hals geglitzert, ihre Brüste haben die Bluse gespannt - und ich konnte spüren, wie irritiert sie war, wie sie gleichsam aufgetaucht ist aus dem heißen Taumel, in dem zu versinken sie sich bereits angeschickt hatte. Sie hat mit ihrer kleinen Hand nach hinten zu mir gegriffen, zu meinem Gürtel, sie hat die Lippen geöffnet, ihren Kopf an meinen Hals gelegt - und mit einem Griff die Schnalle gelöst. Ihre Hand ist an mir herabgefahren, ihre Finger haben sich um mich geschlossen -
260 … 270 …
Spürst du, wie das Steuerrad in deiner Hand vibriert? Eine winzige Bewegung und du fliegst über die Leitplanke, ein Moment der Unachtsamkeit und du überschlägst dich -
280 - mehr ist nicht gut … sonst schraubt sich der Motor noch aus der Verankerung und fliegt dir durch die Kühlerhaube davon …
Ihre Lippen sind über mein Kinn gewandert, während ihre freie Hand auf der Kette lag, sie hat mein Ohr berührt und etwas geflüstert, was durch mich hindurchgegangen ist, als hätte sie in mich hineingegriffen. Sie hat gespürt, wie sehr sie mich aufpeitscht, hat sich ganz auf ihre Instinkte verlassen, ihrer Sache absolut sicher, zu recht sicher -
Weil alles in mir danach schrie, das zu tun, was sie mir jetzt entlocken wollte, weil alles in mir danach SCHRIE, sie zu packen, zu nehmen, was sie anbot, was sie vor mich hinreckte, dehnte, streckte, schmiegte, lockte -
ABER DAS WAR ES NICHT, WAS ICH … ich w o l l t e mich nicht hingeben - sie nicht besitzen - sie nicht aufspießen - ich wollte es beweisen!
Ich habe gesehen, wie sie ihre straff gespannte Bluse geöffnet hat - und ihren Arm festgehalten.
Vorsichtig umgebogen.
Da hat sie inne gehalten, mich angesehen.
Dann hab ich gedreht. Mit aller Kraft.
Er ist nicht gebrochen …
Aber …
es hat geknackt.
Plötzlich war der ganze Wagen nur noch Geschrei -
und ihr Arm lose.
Ich habe die Tür aufgestoßen, sie hinaus getreten.
Konnte ihr Gesicht nicht mehr sehen -
(und hätte es niemals tun dürfen. Ich WOLLTE es - und habe es getan! Erholen aber, werde ich mich davon nie mehr.)
3
Butz starrt auf das Display seines Handys, während er den kahlen Gang des LKA hinunterläuft. Er muss Claire erreichen. Die Uhr auf dem Display zeigt 22.19 Uhr.
Drei Wochen.
Drei Tage.
Drei Stunden.
Blödsinn!
Laut Rechtsmedizin ist Anni Eisler kurz nach 19 Uhr zu Tode gekommen.
Die drei Stunden sind um - und nichts ist passiert!
Im gleichen Moment spürt er es.
Das Handy in seiner Hand vibriert - schnurrt -
RRRRRRINGG!
Es ist, als ob ein Starkstromstoß durch sein Nervennetz gejagt würde.
„ Ja!? “
„Herr Butz?“
„Was?“
„Wir haben was!“
„Was denn?“
„In Fehrenbergs Wohnung.“
„Ach ja?“
„Am besten Sie kommen her.“
Er hört, wie ein zweiter Anrufer anklopft, wirft einen raschen Blick aufs Display.
Claire.
„Gut, ich komme“, schnarrt Butz in den Hörer - Fehrenbergs Adresse kennt er - und schaltet um, um Claires Anruf entgegenzunehmen.
„Konstantin?“, ihre Stimme ist gehetzt, „du hast versucht, mich anzurufen?“
„Ja - “
„Können wir nachher reden - im Moment … es ist schlecht.“
Butz hört, wie sie rennt.
„Hör zu Claire, es ist wichtig, es geht - “, ‚um den Getränkehändler‘ will er sagen, doch soweit kommt er nicht.
„NEIN!“ Ein Schrei Claires schneidet ihm das Wort ab.
„Claire?“
Sein Handy piept - er reißt es vom Ohr, sieht, wie die Verbindung verlischt - und zugleich eine Nachricht eintrifft. Ein Foto - sein Assistent hat ihm ein Foto geschickt!
Der Pixelfarbenbrei auf seinem Display zieht sich zu einer Aufnahme zusammen. Und als Butz erkennt, was sie zeigt, weiß er mit einem Schlag, dass das, was sich gerade vollzieht, mächtiger und tiefgreifender ist, als alles, was er bisher erlebt hat.
ENDE DRITTER BAND
Wie geht es weiter
mit
Till, Max und Lisa,
Julia und Felix,
Claire, Butz und
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