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Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Berlin Gothic 3: Xavers Ende

Titel: Berlin Gothic 3: Xavers Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Butz‘ Blick fällt auf das Gesicht der Frau. Ihre Augen sind auf ihn gerichtet und sehen aus wie zwei abgestoßene Glasperlen.
    „Erwürgt“, hört er den Rechtsmediziner neben sich, „die Todesursache ist wahrscheinlich, dass sie erwürgt wurde.“
    Butz‘ Kiefer knackt, er richtet sich auf, stützt sich auf das Geländer am Ufer. Auf der anderen Flussseite blinken und leuchten die Lokale zu ihm herüber, die sich am Schiffbauerdamm entlangziehen. Einige Passanten sind stehen geblieben und schauen in seine Richtung. Die Versammlung von Polizei, Technikern und Rechtsmedizin wird ihnen nicht entgangen sein. Schräg hinter den Lokalen strömen die abendlichen Gäste zum Berliner Ensemble, in dem in wenigen Minuten die Abendvorstellung beginnt. Butz‘ Augen folgen den Menschen, die aus Taxis steigen, Freunde begrüßen, noch schnell eine Bretzel kaufen …
    In seinem Kopf aber gibt es nur einen Gedanken: Zwischen dem Tod Nadjas, der Frau auf dem Parkplatz, und dem Tod der Frau in der Baugrube sind drei Wochen vergangen. Anni Eislers Verletzungen weisen eine alarmierende Ähnlichkeit mit den Verletzungen Nadjas und der Frau in der Baugrube auf. Doch diesmal sind keine drei Wochen vergangen …
    Butz spürt, wie seine Schultern schwer werden.
    Seit dem Mord in der Baugrube sind nur drei Tage vergangen.
    Es ist eine Serie - und die Abstände werden kürzer.
    Drei Wochen.
    Drei Tage.
    Was kommt als Nächstes?
    Drei Stunden?
    Unwillkürlich fällt sein Blick auf seine Armbanduhr.
    Es ist 19.42 Uhr.

2  
     
    Rückblende: Vor zwölf Jahren
     
    Der Schmerz explodierte in Tills Handwurzel. Für einen Moment kam es ihm so vor, als würden sich gelbe Ringe von den Rändern seines Gesichtsfelds aus zu einem Punkt in der Mitte zusammenziehen. Kalter Schweiß bedeckte seine Schläfen. Er presste die Hand unter den linken Oberarm, drehte sich um, rutschte an der Tür entlang auf den Boden und ließ den Kopf in den Nacken sinken. Mit dumpfem ‚Klock‘ schlug sein Schädel gegen die Stahltür, an der er lehnte.
    Zunächst war alles glatt gegangen. Nachdem er Max‘ Krankenhauszimmer verlassen hatte, war Till den Gang entlanggelaufen und hatte die letzte Tür auf der rechten Seite geöffnet. Dahinter war eine Treppe in die Tiefe gegangen, die er bis zum letzten Absatz hinuntergelaufen war. Dort hatte es nur eine Tür gegeben. Statt einer Klinke oder eines Knaufs hatte sich ein waagerechter Querholm daran befunden, ein Panikschloss, das Till kurzerhand heruntergedrückt hatte. Die Tür war aufgesprungen – anstelle einer neonerleuchteten Abteilung aber war ein weiterer Gang dahinter zum Vorschein gekommen, die Wände ehemals wohl weiß, inzwischen jedoch verkratzt und angegraut.
    Neugierig hatte Till einen Schritt in den Gang hineingemacht und für eine Sekunde nicht nachgedacht. Erst als die Tür hinter ihm klackend ins Schloss gefallen war, ist er erschrocken herumgefahren.
    Die Tür!
    Die glatte Fläche des Türblatts fügte sich lückenlos in den Türrahmen. Ohne Klinke, ohne Knauf - und auf dieser Seite auch ohne Panikschloss! Eine einzige makellose, weiße, stählerne Fläche. Till warf sich dagegen - und wusste zugleich, wie aussichtslos es war: Er hatte die Tür ja nicht aufzogen , als er hindurchgegangen war - er hatte sie aufgestoßen, musste sie jetzt also aufziehen - wenn er zurück in das Treppenhaus wollte!
    Aber WIE - wie sollte er eine Tür aufziehen, an der weder Henkel noch Griff befestigt waren!
    Verzweifelt kratzte er mit den Nägeln an der winzigen Ritze zwischen Türblatt und Rahmen. Aber sie war viel zu klein, als dass er einen Finger hineinbekommen hätte.
    „Hallo!“
    Seine Stimme überschlug sich. „HALLO!“
    Er trat einen  Schritt zurück.
    Hmmmmmmmmm …
    Nichts als ein unterschwelliges Brummen wie von gewaltigen Generatoren drang dumpf zu ihm durch.
    Keine Stimme. Keine Antwort. Kein Laut.
    Verzweifelt riss er die Hand hoch, ballte sie zur Faust und schmetterte sie mit voller Wucht auf das Türblatt. Wie eine Sonne ging der Schmerz zwischen seinen Augen auf.
     
    Schwer atmend lehnte er auf dem Boden sitzend mit dem Rücken gegen die Tür und starrte den Gang hinunter, der sich vor ihm erstreckte.
    Hatte er sich die Hand gebrochen? Vorsichtig holte Till sie unter dem Arm hervor und krümmte die Finger. Sie ließen sich noch bewegen …
    Sein Blick wanderte zurück in den Gang, der etwa zehn Meter vor ihm um eine Ecke bog.
    Till rappelte sich auf.
    Der Gang musste doch irgendwo hinführen! Er

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