Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max
kann ich sie … in einer der Kabinen - die lassen sich sicher abschließen -- dort kann ich sie …
DU WEISST, WAS DU ZU TUN HAST!
Nicht, was du willst - sondern, was du musst!
4
Vor zwei Jahren
„Wir können alles Mögliche anstellen!“ Max lachte.
Das Licht des angebrochenen Tages durchflutete sein Schlafzimmer, ließ die Grautöne des Bodens, der Stahlplatten, der Spiegelungen in den Schranktüren funkeln. Er griff mit beiden Händen nach der blau gepunkteten Schale, die auf dem Tablett auf seinem Bett stand, und trank einen Schluck von dem Milchkaffee.
Nina ließ die Decke, die sie um die Schultern gelegt hatte, ein wenig zurücksinken, um sich ebenfalls besser von dem Tablett bedienen zu können. Sie vermutete, dass Max darauf so ziemlich alles zum Frühstücken hereingebracht hatte, was sein Kühlschrank hergab.
„Eine Ausstellung? In den Zoo? Spazieren gehen? Was? “ Sie schlang das weiße Hemd, das sie wieder übergeworfen hatte, um ihren Körper. Inzwischen war die Heizung angesprungen und es nicht mehr so kalt.
„Hast du denn den ganzen Tag frei?“ Max trug ein rotes T-Shirt und hatte ein frisches Paar Boxershirts übergestreift.
Sag es ihm - sag es ihm jetzt, dachte Nina.
Aber Max schien ihr viel zu aufgekratzt, als dass sie Lust gehabt hätte, ein so ernstes, trauriges Gespräch anzufangen. Warum sollte sie sich von Felix alles kaputt machen lassen? Sie konnte doch tun, was sie wollte! Sie konnte mit Max zusammen sein, wenn sie wollte, sie konnte mit ihm schlafen - es bleiben lassen, wonach auch immer ihr der Sinn stand! Sie war nicht abhängig von Felix, sie würde ihm die Stirn bieten. Und Max wird mir helfen, flüsterte sie sich zu. Oder?
Wie um den nagenden Zweifel zu vertreiben, lächelte sie ihn an. Es war, als würde sie über ihn herrschen: Kaum sah er ihr Lächeln, leuchtete sein Gesicht förmlich auf.
„Also was?“ Er stellte die Kaffeeschale zurück aufs Tablett.
„Ja“, lachte sie, „ich hab frei. Von mir aus können wir heute was zusammen machen.“
„Gut!“ Max blickte zu dem kleinen Digitalwecker, der auf seinem Nachttisch stand. „Kurz nach acht. Wenn wir uns ranhalten, kriegen wir noch Flieger in alle möglichen Städte.“
Flieger?
Fast wäre Nina erschrocken.
„Rom, London, Moskau - zu was hättest du Lust?“
Paris! Sie war noch nie in Paris gewesen.
Max griff nach dem schnurlosen Telefon, das neben seinem Bett auf ein paar Zeitungen lag, und drückte eine Kurzwahltaste. „Aventur-Reisen bitte“, sagte er in den Hörer, nachdem er kurz gewartet hatte.
„Paris.“ Nina beugte sich vor, schlang einen Arm von hinten um seinen Hals. „Lass uns nach Paris fliegen!“
„Ohne Koffer, okay?“ Ihm war anzuhören, dass er sofort Lust dazu hatte. „Wir fahren einfach los - und sind heute Abend wieder da. Einverstanden?“
Die Aufregung pulsierte durch ihren Körper.
„Zwei Tickets nach … “ Max lachte in den Hörer. „Nein, ich bin’s, Max.“ Er warf Nina einen Blick zu. „Nach Paris - den nächsten Flug.“ Er schaute erneut zum Wecker. „Und der danach?“ Er grinste sie an. „Neun Uhr fünfundzwanzig. Das schaffen wir, oder?“
Sie sprang so hastig auf, dass sie fast vom Bett gestürzt wäre, als es heftig zurückschwang. „Ja!“, Nina lachte und hüpfte auf den Boden, „klar schaffen wir das!“
Sie rannte zum Bad. Und wer zahlt mein Ticket?, schoss es ihr durch den Kopf. Aber da hatte Max die Buchung schon aufgegeben und den Telefonhörer zurück auf die Zeitungen geworfen. Sie hörte, wie er ebenfalls vom Bett aufsprang und hinter ihr her zum Bad rannte.
„Mittagessen im Quartier Latin!“, rief er, als er es betrat, „ich weiß auch schon wo!“
Nina hob den Blick vom Waschbecken, über das sie sich gebeugt hatte und sah ihn an. Max‘ Gesicht war noch jung, aber beidseits seines Mundes hatten sich bereits zwei tiefe Falten gebildet. Er grinste sie an. Und im gleichen Moment wusste sie, dass nicht nur er sich in sie - sondern sie sich auch in ihn verliebt hatte. Aber das war nicht alles, was ihr durch den Kopf ging. Denn plötzlich war ihr auch klar: Max würde zu Grunde gehen - und sie mit ihm. Denn sie würde ihn nicht mehr verlassen können.
BERLIN GOTHIC 5
Dritter Teil
1
Heute
Butz‘ Arm wird nach hinten gestoßen, für einen Augenblick hat er das Gefühl, sein Schulterknochen würde aus seinem Körper gerissen. Instinktiv schließen sich seine Finger wie eine Zwinge um die
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