Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max
hatte.
Till sah ihn an. „Versuch doch einfach, Nina aus Felix‘ Einflussbereich zu lösen“, sagte er schließlich. Max hatte ihm erzählt, dass er mit Nina in Paris gewesen war, dass sie sich blendend verstanden hatten. Warum rief er sie nicht an, statt sich mit wildfremden Lederjackenträgerinnen abzugeben?
„Ich hätte mit ihr über Felix sprechen müssen“, erwiderte Max und plötzlich wirkte er, als würde ihn etwas niederdrücken.
„Tu es doch jetzt noch. Ruf sie an, verabrede dich mit ihr - und mach endlich reinen Tisch!“
„Heute Abend, ja?“ Max schien einen Moment nachzudenken. „Meinst du, ich kann Nina trauen? Nachdem sie sich immerhin darauf eingelassen hat, für Felix aktiv zu werden … “
„Du kennst sie doch jetzt ein bisschen“, gab Till zurück, „ihr wart in Paris. Was war denn dein Eindruck? Alles gelogen? Ich denke, ihr habt euch so gut verstanden … “
„Ja, nein, du hast ja recht.“ Max sah ihn an. „Das meine ich ja nicht. Sicher, auf der Reise … das war schon … schön … und ich glaube auch, dass ihr das ähnlich ging … aber immerhin hat sie sich ja von Felix … also ich weiß ja auch nicht genau, was Quentin gemeint hat - “
„Vielleicht hat er das nur so dahingesagt - hast du ihn nochmal gefragt?“
Max schüttelte den Kopf. „Ich … ich glaube einfach nicht, dass Quentin sich das einfach nur ausgedacht hat. Und als ich Felix darauf angesprochen habe … neulich im Verlag … hat er es ja auch nicht rundheraus abgestritten … “
„Aber mit Nina scheint er ja noch nicht darüber gesprochen zu haben.“
„Wer?“
„Felix.“
„Ja … “ Max sank nachdenklich in seinem Sessel zusammen. „Jedenfalls hat Nina mir gegenüber nichts durchblicken lassen“, hörte Till ihn schließlich sagen.
„Na, du ihr ja gegenüber auch nicht, dass du sie immerhin so verdächtigst … “
„Ich weiß einfach nicht, ob ich ihr trauen kann.“ Max blickte Till an. „Was meinst du denn?“
Till zuckte mit der Schulter. Schwer zu sagen. Und natürlich wollte er nicht unbedingt derjenige sein, der Max jetzt empfahl, sich voll und ganz auf Nina einzulassen - um in ein paar Monaten festzustellen, dass genau das falsch gewesen war.
„Du musst sie einfach mal darauf ansprechen. Was willst du denn sonst machen? Das Spiel ewig weiter spielen?“
Max ließ das Wodkaglas, das er vom Spieltisch mitgebracht hatte, kreisen. „Manchmal frage ich mich wirklich, was Felix damit eigentlich beabsichtigt … ich meine: Wie wichtig muss es ihm sein, irgendwie Einfluss auf mich auszuüben - wenn er dafür sogar Druck auf Maja ausübt - “
„Welche Maja?“
„Maja, Ninas Mutter. Sie ist schon seit langem mit Felix liiert“, Max wischte sich über den Mund, „wobei ich gar nicht einmal weiß, was genau ihr Verhältnis ist. Aber über sie kann er Nina wahrscheinlich zu allem zwingen … “
Till ließ den Kopf zurück auf die Sofalehne sinken. Das konnte natürlich sein. „Ich denke, er hat dich gebeten, ihm die Rechte an den letzten Manuskripten deines Vaters zu verkaufen. Und du hast dich geweigert. Ich nehme an, er will dich irgendwie umstimmen.“
„Wahrscheinlich soll Nina sich erstmal unentbehrlich machen … “, Max‘ Augen wanderten nachdenklich durch den Raum.
„Und wenn du angefangen hast, sie wirklich sehen zu wollen, wird er anfangen, dich zu bearbeiten“, beendete Till Max‘ Satz.
Max verschränkte die Arme vor der Brust. „Das würde schon Sinn machen.“ Er schien zu grübeln.
„Weißt du eigentlich, was genau das für Manuskripte sind, deren Rechte er von dir haben will?“
Max sah auf. „Erinnerst du dich noch an die Notizen über Haiti, die ich damals im Gartenhauskeller gefunden hatte? Die ich dir auf einer unser Radtouren mal gezeigt habe?“
Natürlich erinnerte sich Till. Er hatte ja Bentheim noch darauf angesprochen - kurz vor dessen Tod …
Einen Moment lang schwiegen beide.
„Ich habe dann ja auch später nochmal kurz in den Unterlagen gestöbert - bevor Felix alles hat abholen lassen“, nahm Max als erster den Faden wieder auf, „ein bisschen was habe ich schon lesen können … “
„Und?“ Till nippte an seinem Bier.
„Insgesamt hatte mein Vater wohl drei Bücher geplant, drei Bände einer Geschichte. Sie ist niemals fertig gestellt worden, aber im ersten Band sollte es - so wie ich das verstanden habe - um einen Jungen gehen, der auf eine Familie trifft, die ihm von Anfang an seltsam vorkommt. Ohne dass er genau
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