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Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Titel: Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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weiß, warum! Bis er dahinterkommt, dass einige Mitglieder dieser Familie sich zunehmend verändern … und er sich die Frage stellen muss, ob sie … also ob sie überhaupt noch Menschen sind.“
    „Sondern … was?“
    „Infizierte, Monster … was weiß ich. Letztlich hatte mein Vater wohl Wesen im Kopf, die ursprünglich Menschen waren, durch einen Infekt sich jedoch verwandeln und langsam zu etwas anderem werden.“
    „Und was passiert mit dem Jungen?“
    Max schnalzte mit der Zunge. „Es gelingt ihm, diese Wesen in der Familie zu besiegen, bevor sie ihn anstecken können. Doch was im ersten Moment wie ein Triumph aussieht, stellt sich bald als zwiespältiger Erfolg heraus, denn sein Sieg bleibt nicht unentdeckt. Und von nun an kommen die Wesen zu hunderten, um ihn zu einem von ihnen zu machen. In diesem Teil der Handlung sollten wohl auch die typischen, apokalyptischen Bilder eingesetzt werden, verstörende Szenen mit Massen von willenlosen Gestalten, die einen durch ihre schiere Menge zu erdrücken scheinen. Der springende Punkt aber sollte sein, dass es dem Helden gelingt, sich als einer von ihnen zu tarnen und so - im dritten Teil - zu dem vorzustoßen, was meinem Vater von Anfang an als Ziel, als Gipfel der ganzen Sache sozusagen vorgeschwebt haben muss.“
    „Nämlich?“
    „Ja … nicht so leicht zu sagen.“ Max nahm die Hände von den Armlehnen und beugte sich nach vorn. „Mein Vater hatte wohl geplant, die drei Bände Zugang , Zone und Zentrum zu betiteln. Zugang: die Familie, in der der Held mit den … also diesen Wesen zum ersten Mal in Berührung kommt. Zone: Als eine Art Undercover-Spitzel arbeitet er sich durch ihre Welt hindurch. Und zwar auf das Zentrum hin - so hieß dann ja der dritte Band.“
    „Hm.“
    „Verstehst du: Das Zentrum - das sollte das sein, worauf alles hinauslief.“
    Till legte die Hände auf seinen Unterschenkel, der quer vor ihm lag. „Und was sollte sich dort befinden - was sollte der Junge dort entdecken, im Zentrum?“
    Max‘ Wangenmuskeln arbeiteten. „Das wüsste ich auch gern.“
    „Das stand nicht in den Notizen?“ Enttäuscht atmete Till aus.
    Max aber schien erst richtig Fahrt aufzunehmen. „Hör zu, Till: Du arbeitest doch jetzt bei Felix in der Firma … “
    „Und?“
    „Ich meine … diese Wesen … es sind keine Vampire, keine Werwölfe … und doch hat sich mein Vater ja immer der klassischen Mittel, der klassischen Figuren der Phantastik bedient.“
    Till konnte seinem Freund kaum noch folgen. „Worauf willst du denn hinaus - “
    „Was für Wesen hat er gemeint, Till? Erinnerst du dich, was wir in dem Tagebuch damals gelesen haben? Haiti. Infekt. Veränderung … das sind doch alles ganz eindeutige Hinweise darauf, was für Wesen ihm vorgeschwebt haben.“
    „Zombies?“ Till musste unwillkürlich grinsen.
    „Zombies! Aber nicht diese albernen Wankelgestalten aus den Hollywoodfilmen - die alten Zombies, die ursprünglichen, aus Haiti eben. Die Wesen, die durch einen Zauber wie Marionetten über die Insel irren. Verstehst du? Ethnologen haben das ja in den frühen Achtzigern mal untersucht. Ob es das wirklich gab. Zombies. Und sie sind auf die verschiedensten Hinweise gestoßen! Nur haben diese Typen in Kalifornien das alles dann hoffnungslos überzogen.“
    Till hatte fast den Eindruck, ein nächtliches Feld vor sich zu sehen, auf dem die karibische Hitze lastete … während sich eine hoch aufgeschossene Gestalt durch die Pflanzen schob, mit nacktem Oberkörper, schier endlos langen Gliedern - ausgemergelt - und einem seltsam stumpfen Glanz in den Augen.
    „Keinen freien Willen“, hörte er Max sagen, „Zombies agieren wie … wie ferngesteuert. Woran erinnert dich das?“
    „An Felix‘ Ideen … vom freien Willen … dass er nur eine Illusion ist?“
    Max presste die Hände ineinander. „Auf Haiti gelten Zombies als diejenigen Menschen, die ihren eigenen Willen verloren haben und stattdessen in ihren Handlungen dem Willen eines Magiers unterworfen sind! Verstehst du? Eine uralte Vorstellung, die diese verrückten Kreolen in der Karibik mit für das Schrecklichste hielten, was sie sich ausdenken konnten.“
    „Ja, ja, klar - “
    Aber Max ließ Till nicht zu Wort kommen. „Ich weiß nicht, wie es genau zusammenhängt, aber … wenn Felix den freien Willen leugnet, muss er sich doch fragen, inwiefern sich Menschen von Zombies unterscheiden, verstehst du?! … KEIN WUNDER, dass ihn dieser Stoff meines Vaters

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