Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max
berührt hat - und gewusst, dass es VERBOTEN war?
Er hatte es gehört, aber er ist zu schwach gewesen, um sich dem Sturm zu widersetzen, den sie in ihm entfacht hatte.
„Felix“, stößt er hervor und seine Stimme rasselt, „Henning hat Felix erwähnt - was hat Felix damit zu tun, Betty? Mit den toten Frauen, mit all dem, was diese Stadt heimsucht?“
Aber Betty sieht ihn nur an, sie scheint in Gedanken noch in der Vergangenheit zu verweilen - bei den Tagen, in denen sie mitbekommen haben muss, wie der Mann, der jetzt vor ihr steht, sich langsam von ihrer Mutter abgelöst und ihrer Schwester zugewandt hat. Ihrer Schwester Claire, die nur zwei Jahre älter ist als sie.
„Hast du ihn gesehen, in den letzten Tagen - Felix?“ Butz weiß, dass er Betty um Verzeihung bitten muss für das, was er ihrer Mutter angetan hat.
Glasig sieht sie an ihm vorbei. „Lass mich in Ruhe, Butz“, flüstert sie, „lass mich in Ruh! Wann immer du auftauchst, hat es Unglück gebracht!“
4
Vor zwei Jahren
Max war sich sicher, dass ihn Nina mit offenen Armen empfangen würde, dass sie wissen wollen würde, warum er sich nicht mehr bei ihr gemeldet hatte, seitdem sie nach ihrer Parisreise wieder in Berlin gelandet waren.
Es gab nur einen Weg, um sich von dem Einfluss, den Felix durch sie bereits über ihn gewonnen hatte, zu befreien: Er musste den Eindruck, den Nina in ihm hinterlassen hatte, förmlich aus sich herausschwemmen. Ursprünglich hatte er das schon mit der Frau vorgehabt, die er im Spielsalon kennengelernt hatte. Doch nachdem Till ihn dort allein gelassen hatte, weil er am nächsten Morgen wenigstens einigermaßen ausgeschlafen an seiner neuen Arbeitsstelle erscheinen wollte, hatte Max plötzlich keine Lust mehr gehabt, an den Spieltisch zurückzukehren und stattdessen das Hinterzimmer ebenfalls verlassen.
Die Ampel schaltete auf grün. Er ließ seinen Wagen anrollen.
‚Das kannst du nicht machen, du kannst sie doch nicht derartig verwirren, sie hat dir nichts getan!‘, hörte er Till schon auf sich einreden - aber er drückte den Gedanken daran einfach beiseite und das Gaspedal durch.
„Doch!“, sagte Max halblaut und legte sich ein wenig auf die Seite, um die Fliehkraft auszugleichen, „genau das werde ich machen!“
Er riss das Steuer seines Wagens herum und jagte den Wagen quer über die Kreuzung. Nicht zu Nina! Zum Flaschenturm! Zu Irina!
Mochten doch Henning, Malte, Quentin und all die anderen diejenigen sein, die glaubten, nicht frei entscheiden zu können.
Er konnte es!
Und er würde es tun!
Er würde die Sehnsucht nach Nina aus sich herausreißen wie ein erkranktes Organ. Er würde mit so vielen Frauen schlafen, das ihm allein bei dem Gedanken daran, Nina zu treffen, schlecht werden würde.
Und sie war die erste von ihnen: Irina.
5
„Ist das Minze?“ Max zeigte auf einen Topf, den er durch die Glasfront hindurch auf der Terrasse stehen sah.
„Ja.“ Irina schien sich zu freuen, dass er die Pflanze erkannte.
„Warum machen wir uns nicht einen Mojito? Hast du Rum da?“
Sie zögerte. „Gute Idee.“ Sie wirkte eine Spur verunsichert. „Quentin ist nicht da … “
Max lächelte. Das wusste er. Till hatte es ihm gesagt, er hatte von Malte gehört, dass Felix und Quentin wegen Firmenangelegenheiten für zwei Tage verreist waren.
Max ging zu der Glastür und zog sie auf. „Ich weiß.“ Er sah sich kurz zu ihr um. „Lass uns den Drink mixen, dann reden wir, ja?“
Es war bereits weit nach Mitternacht, als Max beim Flaschenturm eingetroffen war. Irina hatte ihm die Haustür unten aufgedrückt, als sie durch die Gegensprechanlage gehört hatte, dass er es war, der geklingelt hatte. Ihr Gesichtsausdruck, mit dem sie ihn oben empfangen hatte, hatte allerdings nur zu deutlich gezeigt, wie sehr sie sich über seinen unangekündigten Besuch wunderte.
Sie schlüpfte an Max vorbei durch die Glastür auf die Terrasse, trat an den Topf mit der Minze und riss zwei dicke Büschel davon ab. Als sie zurück ins Wohnzimmer kam, drückte sie Max einen der beiden Büschel spielerisch auf die Nase.
Max fasste sie leicht an der Hand und hielt sie fest, um einen Augenblick länger an den Kräutern riechen zu können. „Ich hab Quentin neulich getroffen“, sagte er. „Deshalb wollte ich mit dir reden.“
Ihr Arm sank herunter. „Ja?“ Sie klang etwas beunruhigt. „Komm, die Gläser sind in der Küche.“
„Quentin war ziemlich durcheinander“, berichtete Max, als sie
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