Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max
an der Spüle standen und Irina die Minze wusch. Sie trug eine weiche Stoffhose, die ein wenig um ihre Beine schlabberte. Da der Hosenbund jedoch recht tief auf die Hüften gerutscht war, wirkte es trotzdem sexy.
„Ich habe im Grunde genommen kein Wort von dem verstanden, was er gesagt hat. Hat Felix Quentin so den Kopf verdreht? Redet ihr denn darüber nicht?“
Irina stellte den Wasserhahn ab und drehte sich zu Max um. Ihr war anzusehen, dass sie mit diesem Gespräch nicht gerechnet hatte. „Es stimmt schon“, sagte sie langsam, „Quentin ist in letzter Zeit … irgendwie nervös … nein, nicht nervös, eher … aufgerieben oder so was … “ Sie sah Max nachdenklich an. „Ich habe ein paarmal versucht, mit ihm zu reden, aber das war nicht so einfach.“
„Nein?“
Irina lächelte verlegen. „Ich weiß nicht, Max, das willst du vielleicht alles gar nicht so genau wissen.“
„Sicher, klar … “, ihre Antwort hatte ihn ein wenig aus der Bahn geworfen, „ich meine, immerhin lebt ihr zusammen. Quentin verändert sich und du lässt es einfach geschehen?“
Ein Ausdruck von Schuldbewusstsein malte sich auf ihr Gesicht. Plötzlich wirkte sie, als wäre sie noch keine achtzehn Jahre alt, aber Max wusste, dass sie Anfang zwanzig war, ungefähr so alt wie er.
„Du hast schon recht … “, lenkte sie ein.
„Du hättest ihn sehen sollen“, Max setzte sich auf einen der Küchenstühle, „er hat regelrecht geschrien! Das fing ja schon hier auf eurer Party an, da hast du es ja auch noch mitbekommen. Aber als Till und ich in der Nacht aus dem Club gekommen sind und er plötzlich vor uns stand … da wusste ich gar nicht, was er von mir wollte! Er war überhaupt nicht mehr Herr seiner Sinne, verstehst du? Hatte sich gar nicht mehr im Griff.“ Max hielt inne und musterte sie.
Irina schwieg. Sie schien die Mojitos ganz vergessen zu haben.
„Ist er mit dir auch manchmal so?“
Sie senkte den Blick auf den Fußboden, musste die Frage aber genau gehört haben.
„Ich will euch ja nicht zu nahe treten“, fuhr Max fort, „aber … als ich Quentin so vor mir sah, hab ich mir schon Sorgen gemacht. Was ist denn, wenn ihr hier allein seid - und er dreht plötzlich so durch?“ Irina hatte den Blick noch immer nicht erhoben. „Ist das schon mal vorgekommen?“
Jetzt wandte sie sich sogar ganz von ihm ab.
Vorsichtig stand Max von dem Stuhl auf und ging auf sie zu. Dicht hinter ihr blieb er stehen, ohne sie jedoch zu berühren. Der Duft, der von ihren Haaren aufstieg, vermischte sich mit dem Minzgeruch, der die ganze Küche erfüllte. „Ich weiß, du magst ihn“, flüsterte Max. „Wie lange seid ihr jetzt zusammen? Ein Jahr?“
„Zehn Monate“, hörte er Irina murmeln. Sie hatte ihre Hände ineinandergedrückt und auf die Anrichte gelegt.
Es war, als würde Max etwas reiten - er konnte sich nicht dagegen wehren.
„Ist es das, was du an ihm magst“, seine Stimme klang ruhig - und doch war ihr anzuhören, wie er sich beherrschen musste, „dass es ihn vor Begierde fast wahnsinnig macht, wenn du schwach bist?“
„Wieso denn schwach?“ Sie fuhr herum. Ihr hübsches Gesicht spiegelte das Unwohlsein wider, das Max in ihr ausgelöst hatte. „Weil ich zulasse, dass Felix mir die Wohnung hier kauft? Meinst du das? Wie kommst du darauf, so etwas zu mir zu sagen?“
„Soll ich gehen?“
„Ja!“ Sie atmete schneller. „Wie du willst, Max.“ Er stand noch immer dicht vor ihr. Wenn sie den Kopf sinken ließ, würde sie mit der Stirn seine Schulter berühren. „Was ist bloß los, Max? Du hast ja recht, ich weiß mir mit Quentin kaum mehr zu helfen. Bist du nicht sein Freund? Kannst du nicht - “
„Freund ist zuviel gesagt“, fiel Max ihr vorsichtig ins Wort, „wir kennen uns nur schon länger.“ Er streckte die Hand vor und berührte sie leicht am Kinn. „Oder … warum nicht?! Klar, Quentin ist mein Freund. Deshalb mache ich mir doch auch Sorgen um ihn.“ Er tippte ihr Kinn nur ein wenig nach oben und ihr Gesicht wandte sich seinem zu wie ein Vögelchen.
„Soll ich mit Felix sprechen? Dass er sich mehr um Quentin kümmern soll?“ Er ließ seine Hand sinken, ihre Augen blieben auf ihn geheftet.
„Würdest du das tun?“ Irinas Gesicht leuchtete - aber nur für einen Moment. Denn im nächsten Augenblick hatte sich Max noch weiter zu ihr heruntergebeugt. Ihre Nähe nahm ihm jetzt fast den Atem und überlappte all die Erinnerungen an die vergangenen Tage mit Nina. Es kam ihm so vor, als
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