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Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Titel: Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Alexanderplatz?“
    „Dreizehn Uhr vierzig. Ist Ihnen das recht?“
    Der Polizeidirektor nickt. Wenigstens ein Kollege, der macht, was man ihm sagt!
    Er schaut wieder nach vorn zum Monitor mit dem Arzt. “ … mit den Symptomen nicht ganz überein, die wir in einem solchen Fall erwartet hätten“, hört er den Mediziner ausführen. Offensichtlich hat er die ganze Zeit weitergesprochen.
    „Gut“, der Polizeidirektor nickt langsam, „halten Sie uns bitte auf dem Laufenden.“ Er will sich schon abwenden, da lässt ihn die seltsam spitz klingende Stimme des Arztes innehalten.
    „Ja, begreifen Sie denn nicht?!“
    „Was?“ Irritiert blickt der Polizeidirektor zurück zum Bildschirm.
    „Frau Heidt ist kein Einzelfall!“ Der Arzt hat sich von seinem Schreibtisch erhoben, auf die Platte gestützt, den Oberkörper Richtung Kamera gebeugt. „Die Leute sind seit gestern Abend zu Dutzenden hier eingeliefert worden … “
    Zu Dutzenden.
    „Es ist DRINGEND … verstehen Sie mich? … DRINGEND erforderlich, dass wir unterstützt werden! Und zwar nicht nur durch eine Handvoll Sanitäter aus einem anderen Krankenhaus, die hierher geschickt werden. Ich … “ Der Kopf des Mediziners hebt sich in kleinen, ruckartigen Bewegungen, als versuchte er, Luft zu bekommen, „ich … ich weiß nicht einmal, ob es wirklich ratsam ist, überhaupt Personal hierher zu schicken. Verstehen Sie?“
    Nein, verstehe ich nicht, hört sich der Polizeidirektor denken.
    „Ich habe bereits überlegt, ob es besser sein könnte, das Gebäude abzuschirmen - “
    „Hören Sie“, ‚guter Mann‘, hätte der Beamte am liebsten gesagt, aber das kann er sich gerade noch verkneifen, „es hat doch keinen Sinn, jetzt die Ruhe zu verlieren … “
    Er spürt, wie sich seine Lippen weiter bewegen - hört sich plötzlich aber nichts mehr sagen.
    Starrt auf den Monitor.
    Der Mediziner hat sich abrupt von ihnen weggedreht - blickt gebannt an der Kamera vorbei, in die er bisher gesprochen hat …
    … während zugleich ein hastiges Röcheln, ein Knacken, ein abgerissener Ruf zu hören sind.
    Unwillkürlich ruckt die Hand des Polizeidirektors nach oben - bleibt auf halber Höhe stehen.
    Eine Gestalt hat sich ins Bild geschoben, von der nur der Rücken und der Hinterkopf zu sehen sind. Über die Schulter des Neuankömmlings hinweg blicken die aufgerissenen Augen des Arztes - während sich die massige Gestalt langsam auf ihn zuschiebt.
    Der Polizeidirektor fühlt, wie seine Gesichtsmuskeln erschlaffen -
    während dem Mediziner die Brille über die Stirn rutscht: Die Gestalt, die ihn jetzt erreicht hat, hat sie ihm einfach aus dem Gesicht gewischt.
    Im gleichen Augenblick ist es, als würde der Bildschirm vor ihren Augen zerplatzen.
    Die halb erhobene Hand des Polizeidirektors fliegt mit der Innenseite nach außen an seine Stirn -
    der Mann -
    der Mann, der dem Arzt die Brille aus dem Gesicht gewischt hat -
    er hat sich umgedreht -
    er starrt sie an -
    und es ist, als ob man ihm die Haut von den Wangenknochen geätzt hätte.
    Eine Flüssigkeit spratzt auf den Bildschirm -
    Tropfen rinnen herunter -
    durch die Schlieren hindurch ist schemenhaft zu erkennen, wie sich Rümpfe, Glieder, Haare in das kleine Büro des Arztes schieben, pressen, drängen -
    fast als würde sich ein neues Wesen aus Körperteilen dort bilden wollen.
     


     
    Vor zwei Jahren
     
    „Schläfst du?“
    Felix‘ Stimme klang so weich, so freundlich, dass Lisa sich ohne nachzudenken antworten hörte. „Nein … noch nicht.“
    Sie hatte bereits das Licht gelöscht, als sie ihn durch die Eingangstür kommen gehört hatte. Es war nicht ungewöhnlich, dass Felix nach Hause kam, wenn sie schon im Bett lag. Meistens blieb er nur kurz an der Tür zu ihrem Schlafzimmer stehen, sah nach, ob sie schon schlief - was sie fast nie tat, auch wenn sie meist vorgab, es zu tun - und lief dann den Flur weiter hinunter zu seinem eigenen Schlafzimmer, das zwei Türen weiter unten abging.
    Lisa blinzelte. Sie lag auf der Seite und beobachtete, wie sich sein Umriss in ihr Schlafzimmer schob. Er wurde nur vom Licht im Flur von hinten beleuchtet, trat an ihr Bett und setzte sich auf die Kante der Matratze. Felix tastete nach ihrer Hand, die auf der Bettdecke lag.
    Lisa ließ sich auf den Rücken sinken, ohne ihre Hand unter seiner hervorzuziehen.
    „Alles gut?“
    Durch die Dunkelheit hindurch konnte sie schemenhaft sein Gesicht sehen.
    „Ja“, antwortete sie - auch wenn das nicht stimmte.
    Den ganzen

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