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Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Titel: Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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    Sie sah, wie er sich noch einmal zu ihr herunterbeugte. Diesmal so weit, dass sie seinen Atem auf ihrer Wange spürte. „Ich will ein Kind von dir, Lisa … ein Baby. Kannst du mir diesen Traum erfüllen?“, flüsterte er in ihr Ohr.
     


     
    Heute
     
    Frederik macht einen Schritt durch den Gang auf die Frau zu. Claire will ihn aufhalten - zurückhalten wenigstens - aber dann fällt ihr Blick erneut auf das Gesicht der Frau, auf die Lippen, die sich von ihren Zähnen zurückgezogen haben, auf die Schatten, die ihre Augen umlagern, auf die vom Schweiß verklebten Haare - und Claire begreift, dass sie sich nicht abwenden können, dass diese Frau ihre Hilfe braucht, geradeso wie der Mann, der hinter Claire an der Wand kauert.
    „Wir sollten sie nach oben bringen“, raunt Claire Frederik zu, während er die Frau am Arm berührt, „sie … sie muss etwas trinken - ihre Lippen sind vollkommen ausgetrocknet.“
    Frederik beugt sich nach vorn. „Hören Sie mich, können Sie mich verstehen … “
    Die Frau nickt. Claire sieht, wie ihre Hand sich auf Frederiks Arm legt, ihre Finger sich darum schließen. Unendlich langsam senken sich die Lider der Frau über ihre Augen, heben sich wieder, und Claire kann hören, wie der Atem der Frau leicht pfeifend aus ihrem Mund strömt.
    „Kommen Sie, ich helfe Ihnen.“ Frederik wirft Claire einen Blick zu. „Kümmerst du dich um ihn?“
    „Ja … ja natürlich.“ Claire wendet sich um - der Mann starrt sie an. Er hat sich aufgerichtet und lehnt an der Wand. Sein Hals ragt schief, lang und dünn aus dem zu großen Hemdkragen heraus. „Wir bringen Sie hoch“, murmelt Claire, „keine Angst, es wird alles gut.“
    Schon will sie nach seinem Arm greifen - da fällt ihr Blick auf die Schweißtropfen, die seine Stirn bedecken. Was ist es, das ihn so schwitzen lässt? Was hat er hier unten verloren? Was macht die Frau hier?
    Sie zuckt zusammen. Statt dass sie seinen Arm ergriffen hätte, hat sich plötzlich seine Hand auf ihre Schulter gelegt.
    Fahl und hager, beinahe wie künstlich in die Länge gezogen, ragt sein Gesicht schräg über Claire auf. Ein ungesunder Geruch entweicht seinem Mund und sickert ihr in die Nase.
    „Haaaarrrgraggh“, hört sie es in seinem Rachen rasseln - oder war das: „Kannst du bitte - “
    „Was?“
    „Hannnsttubädde …“
    „Ja?“
    „Haaarlllllrg - “
    Claire verlagert ihr Gewicht auf das andere Bein, um von dem Mann nicht umgerissen zu werden. Sie spürt, wie Frederik zusammen mit der Frau an ihr vorbeidrängt. „Komm schon, Claire, es geht ihnen nicht gut“, ruft er ihr über die Schulter noch zu, dann bewegt er sich durch den Gang zurück in die Richtung, aus der sie gekommen sind. Claire versucht, den Mann vor ihr zu drehen, damit sie Frederik folgen können.
    „HAAAAARLLLgggggg - “
    „Kommen Sie bitte, Frederik hilft uns.“
    Gelb. Die Augen des Mannes sind nicht weiß, sie sind gelb .
    Seine andere Hand legt sich auf ihre andere Schulter, so dass er jetzt plötzlich breitbeinig vor ihr steht.
    „Frederik!“ Claires Stimme klingt dünn.
    „Was?“ Frederik ist bereits zehn Meter weiter.
    „Wartest du kurz … hier - “
    An der Schulter des Mannes vorbei sieht sie, wie Frederik - vom Dunkel des Gangs fast schon verschluckt - stehen bleibt und sich zu ihr umdreht.
    „Rrrrrrrrrllllgggg“, blubbert es aus dem Mund des Mannes vor ihr, die Lippen sind jetzt so weit von seinen Zähnen zurückgezogen, dass darunter das Zahnfleisch hervorlugt. Spitz und dürr stecken die Zahnhälse darin.
    „Warte auf uns … “ Keine hastigen Bewegungen jetzt, schießt es Claire durch den Kopf, er wird sich gleich umdrehen … „Nur dass ihr nicht schon zu weit vorgeht“, ruft sie Frederik zu.
    „Alles in Ordnung, Claire?“, kommt es von Frederik zurück, der sie schlecht verstanden zu haben scheint.
    Und mit einem Mal ist es, als würde sie es glasklar vor sich sehen.
    „Frederik?“
    „Kommst du?“
    „Sie sind überall, Frederik … “ Claire fühlt, wie ihr die Tränen über die Wangen strömen. „Es ist überall - es hat begonnen - wir werden es nicht mehr stoppen können.“ Vor ihr flackern die Pupillen des Mannes und folgen jeder ihrer Bewegungen. Zugleich haben sich seine Hände, so dünn und spinnenartig sie auch sein mögen, wie zwei Zangen in ihre Schultern gebohrt.
    Sie sind überall - SIE sind es, die das Hochhaus zum Einsturz gebracht haben.
    Da dringt es erneut durch den Gang. Das Quieken, das diesmal

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