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Berlin Gothic: Thriller

Berlin Gothic: Thriller

Titel: Berlin Gothic: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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ihre Schwester darüber hinweg an. „Ich habe nicht darauf geantwortet.“ Sie sieht, wie ihre Schwester nickt. „Gerade jetzt“, fährt Claire fort, „nach dem, was in der Boxhalle geschehen ist … ich hätte nicht gedacht, dass ich so … so leichtsinnig sein könnte … Es … ich weiß wirklich nicht, wie es passieren konnte.“
    „Was willst du jetzt tun?“
    Claire schweigt. Sie weiß es nicht.
    „Willst du Konstantin denn heiraten?“
    „Nein … nein … und jetzt, nach dem, was mit Frederik war, ohnehin nicht … nur … “
    „Was?“
    „Weißt du … Konstantin war immer - ist immer - ich fühle mich wohl bei ihm. Es ist, als bräuchte ich keine Angst zu haben, wenn ich weiß, dass er da - dass er für mich da ist. Und wenn ich mir vorstelle, wir könnten uns trennen - es ist, als würde die Angst - eine unerklärliche Angst, ich weiß, eine unsinnige Angst vielleicht - und doch eine Angst, die real ist, mir real vorkommt - als würde mich vor dieser Angst dann nichts mehr schützen, verstehst du?“ Claire sieht ihre Schwester offen an. „Wenn ich denke, dass wir uns trennen könnten … es ist, als würde diese Angst dann nach mir greifen, mich überwältigen, sich an mir festsaugen.“
    Lisa hat ihr schweigend zugehört.
    „Ich weiß es nicht - ist das Liebe?“ Claire atmet aus. „Und doch“, fährt sie fort, „ist die Vorstellung, Konstantin zu heiraten, mir irgendwie fremd. Ich kann nicht aufhören an Frederik zu denken.“


     
    Rückblende: Vor zwölf Jahren
     
    Brakenfelde.
    Lisa lag in ihrem Bett auf dem Rücken und sah aus dem Fenster des Kinderzimmers hinaus. Es begann gerade erst hell zu werden, aber sie konnte nicht schlafen. Sie war aufgewacht, als sie das Auto der Eltern gehört hatte, die nach Hause gekommen waren. Ihre Gedanken aber waren nicht bei ihren Eltern, sondern bei dem Jungen, den sie gestern kennengelernt hatte.
    Till.
    Lisa bereute es, dass sie ihn nicht aufgehalten hatte, als er sich von ihnen verabschiedet hatte. Sie hätte gern mehr über ihn erfahren. Mehr über Brakenfelde, das Heim, aus dem er kam - und vor allem mehr darüber, warum er von dort weggerannt war, wie er sagte.
    Sie hörte ihre Eltern die Treppe in den ersten Stock der Villa hinaufkommen, in dem die Schlafzimmer lagen, und drehte den Kopf so, dass sie die geöffnete Tür ihres Kinderzimmers sehen konnte.
    Ihre Mutter ging gerade daran vorbei, warf einen kurzen Blick in Lisas Zimmer - und blieb stehen.
    „He.“ Die Stimme ihrer Mutter klang ganz weich.
    „Hallo Mama.“
    „Du schläfst ja gar nicht.“ Julia trat ins Zimmer und kam an das Bett ihrer ältesten Tochter.
    „Seid ihr die ganze Nacht weg gewesen?“
    Julia lächelte. „Hmhm.“
    „Und wie war’s?“
    „Schön … schön … Papa war einen Moment lang nicht wohl … aber das hat sich dann wieder gegeben.“
    Lisa bemerkte, wie ihre Mutter auf sie herabschaute und streckte die Hand unter der Decke hervor. Julia ergriff sie, hielt sie fest, setzte sich schließlich auf die Bettkante.
    Lisa sah sie an. Erst jetzt fiel ihr auf, dass die Augen ihrer Mutter gerötet wirkten.
    „Hast du geweint?“
    Die Lippen ihrer Mutter verzogen sich ein wenig, Lisa konnte ein Schlucken hören.
    „Was ist denn, Mama?“
    Ihre Mutter ließ ihre Hand los. „Du musst jetzt wirklich schlafen, Mäuschen.“
    Aber ich kann nicht schlafen, schoss es Lisa durch den Kopf.
    „Einverstanden?“ Ihre Mutter sah sie an.
    Er ist aus Brakenfelde weggelaufen, Mama. Aber Lisa wusste, dass es besser war, das nicht zu sagen.
    „Okay.“ Sie rollte sich zusammen und legte sich auf die Seite, so dass ihr Gesicht der Wand zugedreht war. Sie fühlte, wie ihre Mutter ihr einen Kuss auf die Haare gab, hörte sie aufstehen und das Zimmer verlassen.
    Wo schläft er denn, wenn er aus dem Heim weggelaufen ist, Mama? Das war es, was Lisa keine Ruhe ließ. Till hatte ja kein zuhause. Wo war denn dann sein Bett?


     
    Als Till erwachte, fror er am ganzen Leib. Er zog seinen Pullover über, kramte eine durchsichtige Regenhaut aus seinem kleinen Nylonrucksack und setzte sich auf. Durch die Zweige hindurch, aus denen er den Eingang seiner Hütte gebaut hatte, konnte er in den Wald schauen, in den die fahlen Sonnenstrahlen des frühen Morgens hineinzusickern begannen.
    Als er am Vorabend die kleine Lichtung im Grunewald entdeckt hatte, zu dem er von der U-Bahn gelaufen war, hatte er gleich gewusst, dass sie gut geeignet sein würde. Auf der einen Seite schützte ihn

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