Berlin-Krimi 03 - Notlandung
Passagiere hatten tatsächlich nichts von der gefährlichen Situation mitbekommen. Drei Stunden nach der geglückten Landung war eine Ersatzmaschine aus Berlin angekommen, die die Passagiere zurück nach Deutschland brachte. Nur zwei Passagiere entschlossen sich, am Boden zu bleiben und mit der Bahn zurückzufahren, alle anderen trafen mit vier Stunden Verspätung in Berlin ein und freuten sich über die 400-Euro-Gutscheine, die sie von Filomena Airways ausgehändigt bekamen.
Flugkapitän Michael Freitag verstarb, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben, für André, den Ersten Offizier, sah es besser aus. Er erlangte das Bewusstsein wieder, und, abgesehen von starken Kopfschmerzen, schien er keine bleibenden Schäden davongetragen zu haben.
13
Nach endlosen Gesprächen, die Beryl am Flughafen führen musste, und nachdem sie einen ersten Bericht geschrieben hatte, durfte sie endlich gehen. Die spanischen Sicherheitsbehörden hatten mit der Untersuchung des Vorfalles begonnen. Und da es sich um ein in Deutschland zugelassenes Luftfahrzeug handelte, schickte auch die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung mehrere Mitarbeiter nach Barcelona, um den Unfallhergang zu untersuchen. Beryl hatte zugesagt, der BFU am nächsten Morgen für Gespräche zur Verfügung zu stehen.
Die Passagiere des Fluges Filomena 1863 waren zu dem Zeitpunkt, als Beryl endlich den Flughafen verlassen durfte, bereits weitergeflogen und in Berlin gelandet. Wahrscheinlich erzählten sie gerade ihre spannende Geschichte vom Druckverlust im Flugzeug. Fast jeder kannte die Vorführung der Flugbegleiter mit den herabfallenden Sauerstoffmasken. »Bitte ziehen Sie die Maske schnell zu sich heran und helfen Sie danach mitreisenden Kindern.« Aber kaum jemand hatte die Masken dann tatsächlich mal fallen gesehen.
Beryl und Lennard waren in ein Hotel in der Nähe des Flughafens gefahren. Beryl merkte, wie die Anspannung immer mehr nachließ, sie kam langsam runter und wollte nur noch schlafen. Aber sie wollte nicht allein sein, und so lag sie jetzt auf dem Bett, hatte sich auf die Seite gelegt, während Lennard mit einem Buch auf dem Bett neben ihr lag.
»Ich hoffe, wenn ich aufwache, ist der Albtraum endlich vorüber. Das ist doch alles nicht wirklich passiert, oder? Ich meine erst Marcel, der sich umbringt, dann Jenny, die erschossen wird, und schließlich der Flug eben. Lass mich aufwachen und alles einen Traum gewesen sein.«
Lennard legte das Buch zur Seite und drehte sich zu Beryl, er wollte etwas sagen, aber sie war schon eingeschlafen. Dankbar nahm er das Buch wieder in die Hand, aber er konnte sich nicht auf das Lesen konzentrieren.
Zwei Stunden später wurden sie vom Klingeln des Telefons geweckt. Carl, der Chefpilot der Filomena Airways, war in der Hotelhalle und wartete auf sie.
Carl traf die beiden an der Hotelbar.
»Hallo Carl, schön dich zu sehen.«
Sie nahm ihn in den Arm und hielt ihn eine Weile fest.
»Das ist Carl, das ist Lennard, mein …«, sie stockte einen Moment, »ein Freund.«
»Hallo, schön dich kennenzulernen.«
Die beiden Männer gaben sich die Hand.
»Beryl, entschuldige, dass ich dich einfach überfalle, aber ich muss mit dir sprechen.«
»Klar, kann ich mir gut vorstellen.«
»Allein«, er drehte sich zu Lennard um, »entschuldige und verstehe es bitte nicht falsch, aber ich muss das erst mal mit Beryl unter vier Augen besprechen.«
»Kein Problem, ich wollte mir sowieso etwas die Beine vertreten.«
Bevor Beryl protestieren konnte, war Lennard schon aufgestanden und im Begriff zu gehen.
»Wirklich kein Problem, ich kann das verstehen, nach so einem Tag.«
»Tut mir wirklich leid, dass ich hier einfach so reinplatze und so unhöflich zu deinem Freund bin, aber du wirst mich verstehen, wenn du weißt, worum es geht.«
Beryl konnte sich nicht erinnern, Carl jemals so bedrückt gesehen zu haben.
»Wollen wir uns wieder setzen?«
Beryl nickte.
»Hör zu, ich weiß, dass ich das eigentlich nicht durfte, aber ich bin heute Nachmittag im Hangar gewesen und habe mir die Maschine angesehen. Die Leute vom BFU und die spanischen Behörden kommen erst morgen Vormittag, aber ich musste einfach wissen, was los war. Ich habe nichts verändert, nur mit unserem Mechaniker einen Blick auf die Maschine geworfen.«
»Du brauchst dich bei mir nicht zu entschuldigen. Und was habt ihr festgestellt?«
»Dazu komme ich gleich, kannst du mir vorher eine kurze Schilderung geben, was an Bord los war?«
Beryl
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