Berlin-Krimi 03 - Notlandung
›manual‹.«
»Was?«
»Du hast richtig gehört. Der Schalter stand heute auf ›manual‹, obwohl er gestern definitiv auf ›auto‹ stand.«
»Natürlich stand er da, das war auch mit das Erste, wonach ich gesehen habe, als ich im Cockpit war. Wenn er auf manual gestanden hätte, hätte ich ihn sofort umgelegt!«
»Du weißt, was das heißt, Beryl! Jemand war in der Nacht in der Maschine und hat daran rumgespielt. Die Untersuchung durch die BFU wird wohl ergeben, dass es ein Pilotenfehler war. Die Cockpitbesatzung hat vergessen, den automatischen Druckausgleich zu aktivieren, die Sauerstoffversorgung war beim letzten Check von den Mechanikern wohl nicht wieder angedreht worden. Ich sehe den Unfallbericht schon vor mir: menschliches Versagen, Verkettung unglücklicher Umstände und Pilotenfehler.«
»Carl, du musst ihnen sagen, was du weißt!«
»Was soll ich ihnen sagen, Beryl? Dass ich gestern in der Maschine war, obwohl sie beschlagnahmt war und im Hangar stand? Dass ich gesehen habe, dass der Schalter des Druckausgleich e s auf ›auto‹ stand und das System trotzdem nicht funktioniert hat? Das klingt nach einer ziemlich lächerlichen Verschwörungstheorie, mit der ich versuchen will, die Mitarbeiter unserer Airline reinzuwaschen. Niemand würde mir glauben, es würde alles nur noch schlimmer machen.«
»Aber mir muss man glauben. Ich habe auch gesehen, dass der Schalter auf ›auto‹ stand, ich habe auch gesehen, dass die Alarmmeldung für den Kabinendruck nicht an war. Und genau das habe ich bei der Befragung gestern auch erzählt.«
»Ich befürchte nur, das wird auch nicht mehr viel bringen. Das, was die Gutachter im Cockpit vorgefunden haben, spricht gegen dich. Du warst aufgeregt, und der Kapitän war ein Kollege von dir. Du bist in deren Augen genauso befangen wie ich. Das eine sind Erinnerungen, das andere sind harte Fakten. Wem würdest du glauben?«
»Der Voicerekorder«, sagte Beryl plötzlich, »das ist es. Die Alarmmeldung für den Druckabfall, wenn es eine solche gegeben hätte, müsste auf dem Stimmenrekorder sein, der die Gespräche und Cockpitgeräusche aufzeichnet. Die Experten werden da jedoch nichts finden, und damit dürfte dann klar sein, dass jemand nach der Landung am Flugzeug rummanipuliert hat.«
»Ach so, hatte ich ganz vergessen, dir zu erzählen: Der Voicerekorder hat ebenso wenig funktioniert wie der Flugschreiber.«
»Wie bitte? Was ist das denn für ein Blödsinn, was soll denn noch alles an der Maschine nicht gestimmt haben? War das ein fliegender Schrotthaufen, oder was?«
»Es sieht tatsächlich so aus, aber das sollten wir vielleicht nicht so laut sagen. All das wirft kein wirklich gutes Licht auf unsere Airline. Filomena Airways wird eine Menge Ärger bekommen, und wir werden uns wohl von einigen Mechanikern trennen. Und, ich befürchte, auch von einem Ersten Offizier.«
»Und von einem Kapitän, denke ich?«
Carl schluckte.
»Dann weißt du es also noch nicht?«
»Weiß was nicht?«
»Michael Freitag hat es nicht geschafft, er ist gestern im Krankenhaus gestorben.«
»Scheiße!« Beryl war aufgesprungen, sie ließ die anderen einfach sitzen und lief ohne ein Wort aus dem Hotelrestaurant ins Freie.
Carl ging ihr nach einer Weile hinterher und fand sie an einen Baum gelehnt.
»Ich glaube es einfach nicht. Ist dir klar, was das heißt, Carl?«
»Natürlich, und ich mache mir mindestens genauso viele Sorgen wie du. Jemand hat das Flugzeug sabotiert und versucht, es abstürzen zu lassen. Davon bin ich überzeugt. Und wenn du gestern nicht zufällig an Bord gewesen wärst, dann hätte er damit wohl auch Erfolg gehabt. Aber das Schlimmste daran ist, wir können es keinem erzählen, weil uns keiner glauben wird. Ich habe mich noch nie in meinem Leben derart hilflos gefühlt wie jetzt. Als Chefpilot müsste ich die ganze Flotte stilllegen, bis wir das geklärt haben. Aber ich kann es nicht.«
»Das ist schrecklich.«
»Ich kenne einen der Prüfer von der BFU, dem habe ich etwas gesteckt. Sie wollten die Flotte mit Hinweis auf die vermuteten Wartungsmängel für die nächsten 48 Stunden am Boden lassen. Das hätte uns etwas Zeit gegeben, auch wenn es eine Katastrophe für Filomena Airways bedeutet hätte. Aber es hat nicht hingehauen. Denis Steinkühler hat sofort alles Mögliche unternommen, um zu verhindern, dass die Maschinen am Boden bleiben. Er ist gerade dabei, ein externes Unternehmen mit der Wartung unserer Maschinen zu beauftragen. Noch heute
Weitere Kostenlose Bücher