Berlin-Krimi 03 - Notlandung
besorgt und in ihre Flotte investiert.«
»Und Filomena Airways?«, fragte Lennard, um Denis’ Redefluss nicht zu unterbrechen.
»Wie gesagt, alles private Investoren. Am Anfang waren das vor allem Franz Schiller, der Gründer der Airline, und ein paar Leute, die wir alle persönlich kannten. Aber als wir vor fünf Jahren anfingen zu expandieren, brauchten wir sehr schnell sehr viel mehr Geld. Unsere Eigenkapitalbasis war einfach viel zu gering. Wir mussten zusätzliches Geld ins Unternehmen bringen, wenn wir überleben wollten. Aber die Börse war gerade im Keller, wir hatten einen verdammt schlechten Zeitpunkt erwischt. Und so haben wir Kapital von allen genommen, die es uns geben wollten. Wir haben alle angebettelt: Beteiligungsgesellschaften, Private-Equity-Firmen, Family Offices und private Investoren. Wir haben nicht groß gefragt, woher das Geld kommt, und wir konnten auch nicht wählerisch sein.«
»Mit anderen Worten, ihr habt auch Drogengeld genommen?«
Denis sah Beryl feindselig an.
»Heute weiß ich, dass es so war. Aber wie gesagt, uns hat das damals nicht interessiert. Woher sollte ich wissen, dass hinter einer vermeintlichen Private-Equity-Firma oder einem Anwalt aus Las Vegas, der vorgab, eine reiche Familie zu vertreten, irgendwelche Drogenbarone stecken? Natürlich hatten wir das eine oder andere gehört, aber das waren alles nur Gerüchte. Alles, was wir gemacht haben, war völlig legal. Wir haben Leute gesucht, die uns Kapital geben wollten und dafür Anteile an der Airline erwarben. Ein ganz normaler Vorgang, wie er ständig vorkommt.«
»Du bist der CFO, und es war deine Entscheidung, aber ich hätte eher das Geld von Aktionären genommen, als mir die Hände schmutzig zu machen.«
»Blödsinn, Beryl, du weißt nicht, wovon du sprichst! Die Börse war, wie schon gesagt, im Keller. Und überhaupt, Aktionäre, das bedeutet, kurzfristig Gewinne machen zu müssen. Aktionäre interessieren sich alleinig für die Rendite. Wir waren eine der letzten Airlines, die in Europa mit der Expansion begannen, wir mussten uns unsere Marktanteile erst erkämpfen, oder ich sollte wohl lieber sagen, wir mussten uns unsere Marktanteile erkaufen. Wir haben auf fast allen Strecken, die wir neu eröffneten, lange Zeit nur Verluste eingefahren. Aktionäre hätten das nie und nimmer mitgemacht, versuch mal, eine Airline an der Börse zu verkaufen, die über Jahre nur Verluste einfliegt. Und alles, was sie anzubieten hat, ist das Versprechen, dass sie in ein paar Jahren damit anfangen wird, kein Geld mehr zu vernichten, sondern welches zu verdienen. Wir sind heute so erfolgreich, weil wir einen langen Atem hatten und nicht in Quartalszahlen denken mussten. Das war der einzige Vorteil, den wir hatten.«
Lennard unterbrach ihn. »Eigentlich hätten wir selbst darauf kommen können. Die alte Geschichte: Der Mob muss sein schmutziges Drogengeld waschen und legt sich dafür einen legalen Arm zu. Warum nicht eine Fluglinie? Vor allem, wenn die Geld braucht, und genau das ist es ja, was die Drogenbosse im Überfluss haben.«
»Also ist Filomena Air nichts als eine Geldwaschanlage für die Drogenbarone?«
»So würde ich das nicht sehen, Beryl. Es gibt Investoren, die hätten wir lieber nicht mit an Bord nehmen sollen. Aber du kannst das nicht derart pauschalisieren. Und, wie gesagt, wir wussten nicht, was das für Leute sind. Zumindest nicht am Anfang.«
»Und weiter, Denis? Ich hätte jetzt gern mal eine Erklärung und keine stundenlangen Entschuldigungen.« Lennard wurde langsam ungeduldig.
»Der ganze Scheiß begann, als die Probleme in Europa bekamen. Die Polizei hatte eine Riesenaktion gegen den Drogenschmuggel gestartet, überall gingen die Leute hoch. Über Nacht hatten die plötzlich ernsthafte Probleme, ihr Zeug überhaupt noch nach Europa zu bringen. War auch ganz groß in den Zeitungen zu lesen. Die haben das Drogenzeug von außen an Schiffen befestigt, die von Südamerika nach Europa fuhren. In Hamburg und Rotterdam haben sie es dann von Tauchern unbemerkt wieder bergen lassen. Aber irgendwann sind die vom Zoll darauf gekommen und haben dann selbst mit Tauchern die Schiffe abgesucht. Plötzlich war der gesamte Schmuggel nach Europa zusammengebrochen.«
»Und dann kamen sie auf die Idee, Filomena Airways als Drogenkurier zu nutzen?«
Denis nickte.
»Genau so war es, auf einmal standen die in meinem Büro. Wirklich, ich sage euch die Wahrheit. Ich wusste vorher einfach nicht, mit wem wir es da zu tun
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