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Berlin-Krimi 03 - Notlandung

Titel: Berlin-Krimi 03 - Notlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritjof Karnani
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haben. Sie wollten unsere Hilfe, das Ganze sollte nicht lange dauern, nur ein paar Wochen, bis sie wieder andere Wege etabliert hatten. Sie brauchten schnell irgendeine Lösung, sie konnten ihre Kunden nicht mehr zufriedenstellen. Sie hatten Angst, den Markt hier völlig zu verlieren, wenn sie nicht schnell was anbieten könnten. Andere Gruppen waren ebenfalls in Europa tätig, und an jedem Tag, an dem sie ihr Zeug nicht nach Europa bringen konnten, verloren sie Marktanteile auf der Straße. Die waren absolut panisch, als sie zu mir kamen.«
    »Und da hast du dich dann entschieden, mit Kokain zu handeln?«
    Denis seufzte.
    »Ja, das habe ich, leider. Ich war ein Blödmann, und es war ein Fehler. Aber mich hat das Ganze geschockt, ich wurde überrumpelt und wusste nicht, was ich tun oder lassen sollte. Sie haben mir versprochen, wenn ich mitspielen würde, wäre ich sie bald wieder los. Sobald wir das durchgestanden hätten, würden ich und Filomena Airways nie wieder etwas von ihnen hören. Für den Fall aber, dass ich nicht kooperieren würde, haben sie mir gedroht, ihr Kapital abzuziehen, und das hätten wir nicht überlebt. Keinen einzigen Tag. Außerdem haben sie mir klargemacht, dass ich es persönlich auch nicht überleben würde. Ich weiß, Beryl, du wirst mir jetzt gleich wieder vorwerfen, dass ich ein Dreckskerl bin, weil ich Angst um mein Leben hatte. Aber so war es eben, ich hatte eine Heidenangst, und in solch einem Augenblick tut man eben Dinge, die man später bereut und auf die man nicht stolz ist.«
    Beryl wollte etwas sagen, aber ihr fiel einfach nichts ein.
    »Und warum gerade die Piloten? Ich stelle mir das ziemlich kompliziert vor?«, fragte Lennard.
    »Klar, wir hätten es auch mit den Kollegen in der Kabine machen können.«
    »Bezeichne uns nicht als Kollegen, wir haben nichts mit dir zu tun!«, schrie Beryl ihn an. Stefanie legte ihr die Hand auf die Schulter und zog sie langsam von Denis fort.
    »Man hätte es tatsächlich auch mit dem Kabinenpersonal versuchen können. Das war ursprünglich sogar deren Idee, aber mir erschien das alles andere als sicher. Was wäre nach ein paar Wochen passiert, wenn alles vorbei gewesen wäre? Was hätten wir zum Beispiel gemacht, wenn uns einer der Flugbegleiter nachher hätte erpressen wollen? Was, wenn jemand nicht dichtgehalten hätte?«
    »Und Piloten könnten all das nicht tun?«
    »Deren Situation ist eine ganz andere. Beryl weiß, wovon ich spreche. Es gibt trotz allen Aufschwungs in der Airlineindustrie immer noch mehr Piloten, als es Jobs gibt. Einige wenige bestehen den Einstellungstest bei den großen Airlines, machen ihre Ausbildung und haben dann einen gut bezahlten und sicheren Job. Aber all die anderen? Wusstet ihr, dass allein bei Lufthansa fast 2.000 Bewerber pro Jahr für die Pilotenausbildung nicht genommen werden? Nun, einige von denen finanzieren ihre Ausbildung dann selbst, gehen an irgendeine gute oder weniger gute private Flugschule und lassen sich zum Piloten ausbilden. Wenn die keine reichen Eltern haben, führt das dazu, dass sie danach 100.000 Euro Schulden haben. Dann machen sie sich auf die Suche nach einer Stelle und bemerken, dass es alles andere als einfach ist, einen Job als Pilot zu bekommen. Gerade die ersten 1.500 Flugstunden, die man benötigt, bis man die endgültige ATPL, also die Verkehrspilotenlizenz, bekommt, die bringen die meisten nie zusammen. Wir stellen jedes Jahr einige junge Piloten ein und geben ihnen eine Chance. Allerdings nehmen auch wir nur die wirklich guten. Ich habe einige von diesen jungen Piloten angesprochen und ihnen die Chance ihres Lebens geboten – die ersehnte Anstellung als Pilot. Als Gegenleistung habe ich von ihnen verlangt, dass sie etwas für uns transportieren und das, ohne dumme Fragen zu stellen. Darauf sind alle sofort eingegangen. Und mir erschien das absolut sicher, warum hätte uns jemand von denen später verpetzen sollen? Seinen Job als Pilot wäre er dann auf immer los gewesen, und für viele ist Fliegen der Traum ihres Lebens. Also eine ganz andere Situation als bei den Flugbegleitern. Von denen bleiben die meisten nur ein paar Jahre, dann wissen sie, was für ein Knochenjob die Tablettschleuderei ist, und machen etwas anderes. Um es kurz zu machen: Die Piloten hatten viel zu verlieren, genau wie ich, und genau deshalb waren sie für mich die idealen Partner. Die hat das mit dem Transport auch überhaupt nicht interessiert, es war einfach kein Thema für sie. Und ich habe

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