Berlin-Krimi 03 - Notlandung
sein könnte, um das Gespräch in Gang zu bringen. Lennard wusste, dass sein Auftritt sehr nach Hollywood aussah. Aber was soll’s, er hatte schon öfter festgestellt: Es funktioniert. Das muss daran liegen, dass einfach alle Leute Hollywoodfilme kennen und daher auch alle wissen, wie sie zu reagieren haben. Lennard hatte für den heutigen Abend beschlossen, von Anfang an klarzumachen, dass es gleich zur Sache gehen würde.
Denis zögerte eine Weile, dann trat er langsam ins Zimmer. Stefanie schloss hinter ihm die Zimmertür. Denis drehte sich erschrocken um, als er die Tür zuschlagen hörte, und starrte Stefanie an, die er bisher gar nicht richtig wahrgenommen hatte.
»Du siehst verwundert aus, mich zu sehen«, sagte Beryl leise.
»Beryl, können wir das nicht unter uns, ich meine unter vier Augen klären?«
»Du Scheißkerl, du hast versucht, mich umbringen zu lassen.« Sie holte tief Luft. »Das könnte ich dir vielleicht sogar noch durchgehen lassen, aber du hast zugesehen, wie man zwei Kinder entführt hat, und du handelst mit Drogen. Du bist ein Dreckskerl, Denis, ein echter Dreckskerl!«, schrie Beryl ihn an.
Lennard zog die Augenbrauen hoch, so emotional hatte er Beryl noch nie erlebt.
»Ich rufe jetzt die Polizei!« Denis war an der Tür und wollte sie gerade öffnen.
Aber Stefanie, die immer noch an der Tür stand, holte kurz aus: Ihr Schlag traf ihn völlig unvorbereitet ins Gesicht. Er flog nach hinten und schlug mit dem Kopf krachend gegen einen Sessel. Langsam rappelte er sich wieder auf.
»Beryl hat recht, du bist ein Dreckskerl«, sagte Lennard, der aufgestanden war und jetzt langsam und mit der Waffe in der Hand auf ihn zuging.
»Hollywood at its best«, dachte er und musste sich sehr zusammenreißen, um nicht anzufangen zu lachen.
»Bevor die beiden Girls dich verhackstücken, meinst du nicht, wir sollten uns lieber unterhalten?«
Denis sagte nichts, seine Nase, die Stefanie voll getroffen hatte, schmerzte furchtbar. Er befürchtete, dass sie gebrochen war. Er hatte starkes Nasenbluten, das Blut tropfte auf sein Hemd.
»Ich weiß zwar nicht, wer ihr seid«, brachte er unter Schmerzen heraus, »aber ich kann es mir denken. Beryl, du hast dich mit den falschen Leuten eingelassen. Meinst du etwa, mir hat das alles Spaß gemacht?« Vor Wut und Schmerzen liefen ihm jetzt die Tränen runter. »Ich bin da genauso reingeschlittert wie du. Außerdem habe ich dir gesagt, du sollst dich raushalten. Wenn du nicht angefangen hättest, rumzuschnüffeln, wäre das alles nicht derart eskaliert!«
»Prima, jetzt bin ich schuld? Ich fange gleich an zu kotzen, Denis!«
»Lass es uns mal der Reihe nach durchgehen, Denis«, ging Lennard dazwischen. Denis zitterte am ganzen Körper und war inzwischen völlig verängstigt. Offensichtlich war er nicht nur ein Scheißkerl, sondern dazu auch noch ein Feigling. »Versuchen wir es also mit dem Guter-Bulle-böser-Bulle-Spiel«, dachte Lennard.
»Vielleicht verstehen wir dich besser, wenn du uns sagst, wie das alles gekommen ist, Denis. Beginnen wir mit der Frage, was Filomena Airways mit Drogen zu tun hat!«
Er half Denis dabei, sich in einen Sessel zu setzen, und da ihm immer noch Blut aus der Nase lief, reichte Lennard ihm ein Taschentuch.
Denis sah erbärmlich aus, aber zu ihrer eigenen Verwunderung hatte Beryl kein bisschen Mitleid mit ihm.
»Filomena Airways hat eigentlich gar nichts mit Drogen zu tun.« Es fiel ihm sichtlich schwer zu sprechen. »Wir sind eine der letzten Fluglinien in Europa, die in Privatbesitz ist, also ohne Notierung an der Börse. Auch wenn unsere Piloten das nicht immer wahrhaben wollen: Heute eine Airline zu betreiben, das bedeutet nicht nur Flugzeuge zu fliegen, sondern es geht in erster Linie um Finanz- und Kostenmanagement. Eine Boeing 737 kostet an die 60 Millionen Euro, und wir haben fast 40 Stück davon – das sind zweieinhalb Milliarden allein für die Flieger. Das Geld dafür muss irgendwo herkommen oder zumindest ein Teil davon. Auch wenn die meisten der Flieger nicht uns, sondern den Banken gehören oder geleast sind, es steht eine Menge Kapital auf unserem Hof herum. Für uns heißt das, die Einnahmen aus dem Ticketverkauf müssen nicht nur dazu ausreichen, die enormen Kosten zu decken, die der Betrieb einer Airline nun mal verursacht. Die Einnahmen müssen auch noch ausreichen, um die Kredite für die Flugzeuge zu bedienen. Die meisten Airlines haben sich an der Börse durch Aktienverkauf das notwendige Kapital
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