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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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endlos verregneten und kalten Wochen herrschte seit einigen
Tagen zur Abwechslung einmal nahezu strahlendes Sommerwetter, lediglich
zwischenzeitlich unterbrochen von drückender Schwüle und einigen
Wärmegewittern, aber darüber würde sie sich ganz sicher nicht beklagen –
Hauptsache, die Temperaturen kletterten deutlich über zwanzig Grad und es blieb
weitestgehend trocken. Johanna hoffte, dass die Sonne noch bis zum Wochenende
durchhalten würde und sie ihre geplante Kajaktour machen könnte.
    Samthof schmetterte auf ihr Klopfen ein herzliches »Herein« und kam
ihr mit ausgestreckter Hand lächelnd entgegen, als sie eintrat. Sein dunkles
Haar war gegelt, die Brille saß perfekt, der Anzug ebenso, das Aftershave hatte
er eine Nuance zu üppig aufgetragen, wie Johanna feststellte, als seine
Duftwolke ihre Nase erreichte. Er stutzte nur kurz, als sein Blick über
Johannas abgetragene Jeans und die Wildlederweste glitt, die sie über einem
kurzärmeligen Blusenhemd in verwaschenem Blaugrau trug und die in den frühen
Siebzigern modern gewesen sein dürfte. Sie gab sich Mühe, ihre Verblüffung mit
einem noch breiteren Lächeln zu kaschieren – der Mann sah Guttenberg nicht
ähnlich, er schien eine Kopie von ihm zu sein, und zwar eine bemerkenswert
gute! Und wenn Guttenberg eine Kopie von ihm war? Was für absurde Gedanken ihr
bereits am frühen Morgen durch den Kopf geisterten!
    »Kommissarin Krass – schön, dass wir uns persönlich kennenlernen«,
erklärte er vollmundig und bot ihr einen Platz vor seinem Schreibtisch an,
bevor er schwungvoll dahinter verschwand und seine Krawatte umständlich
zurechtrückte. »Ich habe schon einiges von Ihnen gehört«, fügte er hinzu.
    Kann ich mir denken, dachte Johanna und verkniff sich den an dieser
Stelle normalerweise üblichen Standardspruch. Sie nickte verständnisvoll.
    »Mögen Sie einen Kaffee?«
    »Danke, gerne.« Grimich hatte ihr bei ähnlichen Gelegenheiten noch
niemals einen Kaffee angeboten. Und auch kein anderes Getränk. Das war
eindeutig ein Pluspunkt für Udo Samthof.
    Wenig später servierte die Sekretärin den Kaffee – Samthof trank ihn
ebenfalls schwarz –, und eine Zeit lang bemühte er sich um das, was Johanna in
der Regel unter angestrengtem Small-Talk-Gequatsche verbuchte und nicht
ausstehen konnte. Statt gezielt zur Sache zu kommen, vergeudeten nicht wenige
Leute – häufig Kollegen und/oder Vorgesetzte – wertvolle Arbeits- und
Lebenszeit mit öden Allerweltsbetrachtungen und seichten Statements, noch dazu
in der irrigen Annahme, dadurch für eine entspannte, vertrauensvolle oder sogar
anheimelnde Atmosphäre zu sorgen.
    Johanna hörte stirnrunzelnd zu, strich Samthofs Pluspunkt wieder und
trank ihren Kaffee, während er das Autoabfackelthema und die Börsenturbulenzen
in einem Abwasch rauf- und runterbetete und sichtlich irritiert war, dass die
Kommissarin so gar nichts dazu beizutragen hatte. Nicht mal ein empörtes
Durchatmen oder missbilligendes Schnalzen.
    Schließlich hielt Grimichs Vertretung inne und räusperte sich. »Nun,
wie dem auch sei …«
    Johanna seufzte innerlich auf – endlich.
    »Lassen Sie uns zur Sache kommen.«
    »Gerne.«
    »Ich möchte Ihnen eine Sonderaufgabe übertragen. Frau Grimich
betonte, dass Sie die Richtige seien, wenn es um … tja … knifflige Fälle geht,
die sich möglicherweise erst auf den zweiten Blick erschließen.«
    Das hat sie garantiert so nicht gesagt, kommentierte Johanna in
Gedanken, aber sie sparte sich eine diesbezügliche Bemerkung und warf Samthof
einen auffordernden Blick zu.
    »Wir haben in Berlin und in Niedersachsen eine Reihe von Todesfällen
zu verzeichnen, die ich persönlich beunruhigend finde. Strafrechtlich relevante
Hinweise ließen sich bislang nicht feststellen, aber einige Fragen bleiben
dennoch offen oder werden nicht hinreichend beantwortet«, begann er zu
berichten. »Das reicht zwar nicht für eine offizielle Ermittlung, aber ich
möchte dennoch, dass sich ein kritischer Geist noch einmal in aller Ruhe damit
auseinandersetzt.«
    Die Kommissarin hob eine Braue, entschied sich aber, Samthof nicht
zu unterbrechen, nachdem er nun endlich beschlossen hatte, zur Sache zu kommen.
Die Bezeichnung »kritischer Geist« gefiel ihr. Der dezente Hinweis auf eine
inoffizielle Ermittlung weniger – das bedeutete, dass die örtlichen
Dienststellen nicht unbedingt mit Begeisterung auf sie reagieren würden.
Konflikte waren damit vorprogrammiert, aber Johanna war Kummer

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