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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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Nowak lachte kurz auf. »Nee, das haut altersmäßig nicht ganz
hin.«
    Einen Moment herrschte Schweigen. Johanna glaubte nicht daran, dass
Dorn lediglich ein Geldgeber war, den Muth zufällig aufgetrieben hatte, und
noch weniger glaubte sie daran, dass der junge Mann allein und selbstständig
eine antimuslimische Schlägertruppe auf die Beine gestellt, zig Polizisten
bestochen – noch dazu bis vor Kurzem völlig unauffällig agierend – und
gleichzeitig seine Videoläden aufgebaut hatte. Irgendwo musste es ein
verbindendes Element geben, aber das konnte sie im Moment nicht erkennen.
    »Was meinen Sie, worauf das Ganze hinausläuft – ich meine, so rein
ermittlungstechnisch?«, fragte Nowak in Johannas Überlegungen hinein.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass Staatsschutz und Interne das
demnächst als Gemeinschaftsaktion übernehmen werden – auch unter dem Aspekt der
Notwendigkeit einer abseits der Öffentlichkeit geführten Aufarbeitung«, meinte
Johanna. »Dabei wird so viel Dreck aufgewühlt – den wollen die sicher erst mal
in aller Ruhe sortieren.« Ihr Zynismus war unüberhörbar.
    »Gut möglich«, stimmte Katryna Nowak zu. »Wenn ich die Worte Ihres
Chefs richtig deute, dann gibt es wohl auch noch keine Einigkeit über das
Vorgehen bezüglich der Videoläden. Sie werden durchleuchtet und beobachtet,
aber zum jetzigen Zeitpunkt und solange die Beweislage hauptsächlich aus
Rückschlüssen und Verdachtsmomenten besteht, so überzeugend und brisant die
auch klingen, könnten groß angelegte Razzien völlig ins Leere laufen oder sogar
gänzlich nach hinten losgehen.«
    »Und solange nicht klar ist, wer noch mit von der Partie ist, sollte
ein SEK -Einsatz so lange wie möglich
hinausgezögert werden«, fügte Johanna hinzu. »Wo fünf Polizisten mitgemischt
haben, können auch noch fünf weitere aktiv sein. Oder zwanzig.«
    »Ach du Scheiße!«
    »Ganz Ihrer Meinung.«
    »Wenn ich Ihnen jetzt ein schönes Wochenende wünsche, klingt das
garantiert ironisch«, meinte Nowak dann. »Aber glauben Sie mir, es ist nicht so
gemeint. Außerdem muss ich selbst Dienst schieben.«
    Johanna ließ sich ein Lächeln entlocken. Sie verabschiedete sich,
legte das Handy beiseite und rieb sich die Schläfen.
    »Brauchen Sie eine Kopfschmerztablette?«, fragte Mareni.
    »Danke.« Sie blickte hoch. »Später vielleicht. Hat Staatsanwältin
Kuhl sich zwischenzeitlich noch mal gemeldet?«
    »Ja – da haben Sie gerade Karina Huhlmann befragt.«
    Johanna nickte. »Würden Sie mich bitte über Festnetz mit ihr
verbinden?«
    »Klar.«
    Zwei Minuten später hatte sie Annegret Kuhl am Apparat, deren Stimme
angespannt klang. »Bis jetzt sieht es so aus, dass die Braunschweiger
Videoläden sauber geführt wurden, es gibt keine Steuerschulden oder Beschwerden
von Nachbarn, und die eine oder andere schwarz abgerechnete Aushilfskraft
rechtfertigt kaum einen umfangreichen polizeilichen Einsatz und auch keine
Online-Durchsuchung, zumindest nicht ad hoc. Vielleicht finden unsere
Staatsschützer ja in absehbarer Zeit noch ein paar gute Argumente«, stieg sie
sofort ins Thema ein. »Außerdem: Wonach genau suchen wir? Pläne, Namen und
Adressen werden da kaum herumliegen. Und an eine eindeutige Identifizierung von
Stefan Muth durch ein Opfer oder Zeugen, die sich im Laufe der aufzuarbeitenden
Fälle finden mögen, glaube ich nicht. Zudem wird der sich seine Hände kaum
selbst schmutzig gemacht haben.«
    »Das glaube ich auch nicht. Hinzu kommt, dass die Straftaten zum
Teil lange zurückliegen. Und diese Leute agieren sehr vorsichtig, auch beim
Telefonieren und beim Mailverkehr, sonst hätten sich bei den ersten
Überprüfungen nach den Todesfällen entsprechende Hinweise gefunden. Einziger
Ausrutscher: Huhlmann, die über Festnetz in Berlin anrief, aber selbst das fiel
zunächst nicht ins Gewicht, sondern wurde erst bedeutsam, als andere Fakten
hinzukamen, denen wir nachgegangen sind«, erörterte Johanna. »Ich könnte mir
übrigens sehr gut vorstellen, dass sie Muth über den Tod von Ansdorf informiert
hat oder unbedingt mit ihm darüber sprechen wollte und alle Vorsichtsmaßnahmen
außer Acht ließ, weil sie völlig von der Rolle war – so beschreiben Schwester
und auch Lebensgefährte ihren Zustand, wobei Letzterer sogar mitbekommen hat,
dass sie den Namen Ansdorf am Tag nach seinem Tod am Telefon erwähnte. Also
spätestens seit dem Zeitpunkt dürften die Alarmglocken bei denen so richtig
geschrillt haben.«
    »Aber warum

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