Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
Vom Netzwerk:
und wenn man noch so geschickt vorgeht. Und
irgendwann werden wir eins und eins zusammenzählen können.«
    Muth lächelte. »Ich wünsche gutes Gelingen.« Er hatte sich
erstaunlich schnell wieder gefangen.
    Johanna lächelte zurück. »Haben Sie eigentlich eine Freundin, Herr
Muth?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    Johanna nickte verständnisvoll. Sie zog das bearbeitete Foto der
Unbekannten aus der Akte. »Kennen Sie diese junge Dame?«
    Muth beugte sich über das Bild. »Nein, keine Ahnung. Wer soll das
sein?«
    »Ihre Freundin?«
    »So ein Quatsch – nein. Ist nicht mein Typ.« Er grinste.
    »Vielleicht eine Mitarbeiterin?«
    Muth warf dem Foto erneut einen Blick zu. »Die Aufnahme ist nicht
gerade von bestechender Qualität, aber … nein, wie schon gesagt: Der bin ich
noch nie begegnet, und die Mädels, die in meinen Läden arbeiten, sehen anders
aus.«
    »Nun, vielleicht arbeitet sie nicht in Ihren Videotheken, sondern
als Mitglied der Riege.«
    Muth lächelte amüsiert. »Netter Versuch, aber …«
    Johanna hob die Hände. »Genau, netter Versuch. Wie war das am 11. September 2001 eigentlich – haben Sie sofort gewusst, dass sich Ihre Mutter
unter den Opfern befand?«
    Das Lächeln war mit einem Schlag weggewischt, der Schock stand ihm
ins Gesicht geschrieben. Die blauen Augen verdunkelten sich. Er lehnte sich
zurück.
    »Nun, wenigstens hat sich danach ja das Verhältnis zu Ihrem Vater
wesentlich intensiviert, nicht wahr?«
    Muth starrte sie fassungslos an. Mareni schnalzte mit der Zunge und
warf Johanna einen anerkennenden Blick zu.
    »Er hat sie einbezogen, stimmt’s? Ist doch eine tolle Sache, für
eine gemeinsame Idee zu arbeiten, nicht wahr?«, fuhr Johanna fort. »Ein Ziel zu
haben, sich zusammen mit anderen einzusetzen. Glauben Sie eigentlich
hundertprozentig an Ihre Mission? An Ihren edlen Kampf? Oder worum genau geht
es Ihnen?«
    Muth kniff die Augen zusammen.
    »Sagen Sie mir: Welcher Art kann ein Ziel sein, das man zu erreichen
sucht, indem man prügelt, foltert, vergewaltigt, tötet, erpresst, korrumpiert
und sein Tun mit Drogenhandel finanziert?«
    Muths Kopf schoss nach vorn. »Im Krieg sind diese Mittel
angebracht!«, entfuhr es ihm.
    »Sie befinden sich im Krieg?«
    »Ja, so ist es. Davon bin ich überzeugt, und mehr sage ich zu diesem
Thema nicht mehr. Da können Sie sich anstrengen, so viel Sie wollen.« Er
wischte sich über den Mund.
    Johanna nickte. »Ich verstehe. Nun, zu diesen Fragen werden Sie
sowie Ihr Vater und Ihre Mitstreiter noch von verschiedenen anderen Stellen
vernommen, die sich wesentlich besser in dem Metier auskennen als ich. Mich
interessiert aber noch ein weiterer Aspekt. Warum mussten die Polizisten
sterben? Hatten Sie Ihren Job erledigt? Haben Sie aufgemuckt? Waren Sie nicht
mehr verlässlich genug?«
    »Keine Ahnung.«
    »Vielleicht gibt es inzwischen eine eigens gegründete Gegenbewegung
zu Ihrer Gruppe«, schlug die Kommissarin vor.
    »Mag sein. Aber das ist eigentlich nicht ihr Stil«, wandte Muth ein.
    »Worin zeichnet sich denn Ihrer Ansicht nach deren Stil aus?«
    »Das sind feige Bombenleger, die immer Unschuldige treffen.«
    »Welche Schuld hatte denn Sahra Scheidner auf sich geladen?«
    »Sie war eine Muslima, die ihre Weltanschauung auch noch unter die
Leute brachte«, stieß Muth hervor, bevor er sich auf die Unterlippe biss.
    »Sie war glücklich verheiratet und schwanger. Das Ehepaar hat sich
auf das Kind gefreut. Sahra hat sich das Leben genommen«, erwiderte Johanna.
    Muth legte die Hände in den Schoß.
    »Wussten Sie eigentlich, dass Sahra die Frau des Staatsanwaltes
Robert Scheidner war? Haben Sie sie mit Absicht ausgesucht oder ist Ihnen ein
Fehler unterlaufen?«
    Schweigen.
    »Und wussten Sie, dass Jörg Rauth und seine Frau mit den Scheidners
befreundet waren?«
    »Quatsch!«, entgegnete Muth schnell. »Rauth kannte den Staatsanwalt,
das war alles und wohl auch nicht ungewöhnlich in seinem Job. Von Muslimen
hielt Ihr Kollege übrigens auch nicht allzu viel.«
    »Das hat ihn offensichtlich aber nicht davon abgehalten, privat mit
dem Ehepaar zu verkehren.«
    »Das ist seine Sache, besser: Das war seine Sache.«
    »Rauth hat Sie aus der Drogensache rausgehauen«, bemerkte Johanna.
»Ich schätze, Sie haben sich nicht lumpen lassen, Sie und Ihr Vater. Trotzdem
ist Rauth tot.«
    »Er hat sich umgebracht«, entgegnete Muth. »Das wissen Sie doch ganz
genau. Der Mann brauchte ständig Geld – der hat gewettet, was das Zeug hielt,
ist aber immer

Weitere Kostenlose Bücher