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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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ein viel zu hohes Risiko eingegangen.«
    »Sie kennen sich aus in der Branche?«
    »Ein bisschen, und wie ich schon sagte: Rauth hat es einfach
übertrieben und war ständig pleite. Das war sein allergrößtes Problem.«
    Johanna nickte. »Wir gehen auch davon aus, dass Rauth sich
erschossen hat. Wann haben Sie ihn eigentlich das letzte Mal gesehen
beziehungsweise Kontakt zu ihm gehabt?«
    »Keine Ahnung – ich glaube, er war ein paar Tage vorher im Laden,
als ich auch gerade da war. Er sah ziemlich fertig aus. Ärger mit seiner Frau.
Und einem alten Freund.«
    »Hat er den Namen genannt?«
    Muth schüttelte den Kopf. »Er hat ein bisschen herumgejammert – ich
hab dem weiter keine Beachtung geschenkt – und ist dann wieder gegangen. Wollte
sein Glück auf der Rennbahn versuchen, aber mit dem Glück hatte er es nicht
so.«
    Johanna glaubte ihm – aus dem einfachen Grund, weil es bezüglich
Jörg Rauth keinen Grund gab, zu lügen oder zu blocken, und Muth mittlerweile in
Plauderlaune geriet. Das beobachtete sie häufiger bei Verdächtigen, die zu
Beginn einer Vernehmung beharrlich geschwiegen hatten oder selbstsicher
aufgetreten waren und dann völlig konsterniert auf das reagierten, was die
Ermittler bereits alles in Erfahrung gebracht hatten. Nach dem ersten Schreck
schien es fast so, als wären sie froh, an der einen oder anderen ungefährlichen
Stelle auch etwas beitragen zu können, und ließen sich in ein Gespräch
hineinziehen.
    Es interessierte Johanna außerordentlich, mit wem Jörg wenige Tage
vor seinem Suizid noch Ärger gehabt hatte, der ihn so bedrückte, dass er Muth
gegenüber eine Äußerung machte. Ein alter Freund. Klang merkwürdig.
    »Kannten sich Rauth und Lange eigentlich – ich meine in ihrer
Eigenschaft als Mitstreiter in Ihrem Club?«, fragte Johanna.
    »Dazu möchte ich nichts sagen.«
    »Kann ich verstehen – aber mir geht es bei meiner Frage nicht so
sehr um den Aufbau und die Organisation Ihrer Gruppe, sondern um die Kontakte
untereinander und mögliche Ansatzpunkte für einen Mord oder vielmehr mehrere
Morde«, erklärte Johanna ihm bereitwillig. »So wie wir davon ausgehen, dass
Rauths Suizid echt war, so glauben wir nicht an die Selbsttötungen der anderen
Polizisten.«
    »Verstehe, aber …«
    »Lange hat im Vergewaltigungsfall von Sahra Scheidner anschließend
für die nötige Ordnung gesorgt. Könnte er darüber mit Rauth gesprochen haben?«
    Stefan Muth setzte ein nachdenkliches Gesicht auf. »Die Polizisten
sollten natürlich mit niemandem über ihre Einsätze sprechen und untereinander
keinen nachweislichen Kontakt haben, aber ausschließen lässt sich das nicht …«
    Natürlich nicht. Abgesehen davon hatte Rauth nach Bekanntwerden des
Falls selbstverständlich eins und eins zusammengezählt und dürfte große Mühe
gehabt haben, Scheidner überhaupt noch in die Augen zu sehen.
    Auf diesem Gedanken hatte Johanna kürzlich schon einmal länger
herumgekaut … Und ausgerechnet Robert Scheidner bittet Marie Rauth in der
Stunde der größten Not zu sich nach Hause. Was für eine bizarre Situation.
    Johannas Handy begann zu rappeln. Sie reichte es an Mareni weiter.
»Kümmern Sie sich darum?«
    Sie fasste Muth wieder ins Auge, als Mareni mit dem Handy am Ohr den
Raum verließ. »Bernd Lange hat auch Geld von Ihnen bekommen, nicht wahr?«, fuhr
sie konzentriert fort, ohne tatsächlich eine Antwort auf diese Frage zu
erwarten. »War er je scharf auf Drogen? Harte Drogen? Richtig fiese Drogen?«
    Muth hob die Brauen und überlegte kurz. »Nein«, meinte er dann.
»Lange war kein Junkie.«
    »Ich nehme an, Ähnliches würden Sie von Ansdorf behaupten.«
    Muth deutete eine zustimmende Geste an.
    »Auf welche Weise haben Sie eigentlich Leute für die Riege
gewonnen?«
    Er winkte ab.
    »Ist Ihnen klar, dass eine Kooperation mit uns –«
    »Ach, bitte, sparen Sie sich das.«
    Die Tür öffnete sich, und Mareni trat wieder ein. »Wir sollten Herrn
Muth eine weitere Kostprobe unserer Gastfreundschaft zuteilwerden lassen«,
meinte er vollmundig und winkte mit dem Handy. »Auch unser zweites Frühstück erfreut
sich gemeinhin großer Beliebtheit.«
    Johanna nahm das Handy entgegen, als Muth aus dem Raum geführt
wurde.
    »Hier spricht Kuhl. Unser Verdacht bezüglich Hannelore Maurer hat
sich bestätigt.«
    »Ach, du Scheiße.«
    »Sie wurde erpresst und ist kooperativ. Bitte behalten Sie die
Neuigkeit vorerst für sich. Ich habe zunächst Polizeischutz für sie und das
Kind

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