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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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ziemlich wüst aus. Johanna vertraute dem
Navi und folgte stur den vorgeschlagenen Umgehungshinweisen. Katryna Nowak war
es gelungen, Scheidners Sekretärin den Namen des Maklerbüros zu entlocken –
woran Johanna nicht einen Augenblick gezweifelt hatte –, und nachdem der
Staatsanwalt nicht an sein Diensthandy gegangen war, hatte sie Kontakt mit dem
Büro aufgenommen. Der Einfachheit halber hatte sie sich als Interessentin
ausgegeben und erfahren, dass an diesem Nachmittag nur eine Hausbesichtigung
stattfand – im südöstlich gelegenen Hildesheim-Galgenberg: Was für ein
hinreißender Name! Die beiden anderen Termine seien wegen des Unwetters
abgesagt worden. Das vereinfachte das Ganze natürlich. Wie sie Scheidner
entgegentreten würde, war ihr bislang schleierhaft.
    Beschauliche Einfamilienhäuser mit gepflegten Vorgärten säumten die
Straße. Vor der angegebenen Adresse parkten mehrere Autos, darunter zwei Wagen
mit Kennzeichen aus Hannover und Peine sowie ein Berliner. Johanna fuhr einmal
am Haus vorbei, wendete am Ende und parkte in sicherer Entfernung, aber so,
dass sie die Haustür im Blick behielt. Obwohl sie mit einem Zivilfahrzeug der
Wolfsburger Polizei unterwegs war und nicht befürchten musste, mit diesem
Kennzeichen sonderlich aufzufallen, war Vorsicht angebracht. Scheidner war
nicht dumm. Plötzlich bereute sie, Mareni nicht dabei zu haben. Aber der Mann
hatte genug in Wolfsburg zu tun. Unter anderem stand eine ausführliche
Besprechung mit PI -Leiter Jürgen Reinders an …
Darum beneidete Johanna ihn nicht.
    Ein Pärchen um die dreißig trat aus der Haustür und wurde von einem
dickbäuchigen Mann in grauem Anzug aufs Herzlichste verabschiedet. Zehn Minuten
später verließ ein älteres Paar das Haus, dahinter schob sich Scheidner durch
die Tür. Zumindest ging Johanna davon aus, dass es sich um den Staatsanwalt
handelte. Das Foto, das Tony ihr aufs Handy geschickt hatte, zeigte einen
blassen Mann mit blauen Augen, Details, die auf die Entfernung noch nicht zu
erkennen waren.
    Der Makler und der Mann, den Johanna für Scheidner hielt, tauschten
Visitenkarten, und es wirkte ganz so, als stünde einem erfolgreichen
Vertragsabschluss nicht mehr allzu viel im Weg. Der Dickbäuchige bugsierte
seinen massigen Körper deutlich mühsam in den Wagen und winkte, während
Scheidner sein Auto aufschloss und nach einem letzten langen Blick auf das
schmucke Haus hinters Lenkrad seines BMW schlüpfte.
    Johanna überlegte nicht lange, sondern folgte ihm. Wenn er in
Richtung Berlin zurückfuhr, würde sie kaum eine Gelegenheit finden, in Kontakt
mit ihm zu treten – es sei denn, sie forderte ihn zum Halten auf. Aber das
wollte sie auf keinen Fall, besser gesagt: Für ein solches Vorgehen bestand
nicht der geringste Grund.
    Scheidner fuhr über die B 1 in Richtung Vechelde, wo er ins
Zentrum abbog und an der Hildesheimer Straße vor einer Gaststätte mit
Hotelbetrieb stoppte. Johanna ließ ihm fünf Minuten Zeit, dann informierte sie
Mareni über ihren Standort und betrat das Lokal. Scheidner hatte sich einen
ruhigen Platz am Fenster ausgesucht und bestellte gerade bei einer zierlichen
Kellnerin. Johanna näherte sich dem Tisch. In seinen blassblauen Augen weiteten
sich die Pupillen, als ihre Blicke sich trafen.
    Er hat mich erkannt, dachte Johanna. Was nichts anderes bedeutete,
als dass er sich über sie informiert hatte, denn sie waren einander noch nie
zuvor begegnet.
    »Guten Abend, Herr Scheidner«, grüßte sie höflich. »Ich bin Johanna
Krass. Hätten Sie Zeit für ein kurzes wichtiges Gespräch?«
    Die Kellnerin trat zwei Schritte beiseite und warf Johanna einen
fragenden und leicht abschätzigen Blick zu, während Scheidner sichtlich
irritiert wirkte. Schließlich nickte er. Johanna nahm ihm gegenüber Platz und
bestellte einen Vechelder Bürgerteller.
    »Ich hoffe, dass Ihr Anliegen sehr wichtig ist«, sagte Scheidner,
als die Kellnerin sich abgewandt hatte.
    »Ich hätte mir sonst kaum die Mühe gemacht, Sie im Wochenende zu
stören«, erwiderte Johanna.
    »Sind Sie allen Ernstes aus Berlin angereist, um mit mir zu
sprechen?«, fragte Scheidner, und seine Verwunderung klang verdammt echt.
    Johanna lächelte. »Nein, Herr Staatsanwalt, ich ermittele in
Braunschweig und Wolfsburg, und als ich erfuhr, dass Sie auch in Niedersachsen
unterwegs sind, hielt ich ein Treffen nicht nur für eine gute Idee, sondern für
ein durchaus realistisches Vorhaben.«
    Scheidners Augen huschten über ihr Gesicht.

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