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Berlin Wolfsburg (German Edition)

Berlin Wolfsburg (German Edition)

Titel: Berlin Wolfsburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Kuck
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die Notizen nicht nur aufs Wetten bezogen, sondern Aufschluss gaben über
käufliche Polizisten, ihren Einsatz bei schweren Straftaten und ihre
Belohnung.«
    »Eine kurzweilige Darstellung. Woher wollen Sie das eigentlich so
genau wissen?«, fragte Scheidner interessiert nach.
    »Weil wir das Original-Heft bei einer Hausdurchsuchung gefunden
haben. Rauth hatte es bei einer Razzia verschwinden lassen und sich Kopien
gemacht.«
    »Warum Kopien?«
    »Das Heft gehört ursprünglich dem Leiter der Terrorgruppe Berlin und
Niedersachsen, dessen Laden seinerzeit nach Drogen durchsucht wurde, nur nach
Drogen übrigens, und der genau wie Jörg gerne wettet. Darüber hinaus hielt der
Mann es für nötig, Polizeieinsätze mit gekauften Beamten zumindest
stichwortartig zu notieren – vielleicht um den Überblick zu behalten. Rauth hat
es sichergestellt, bevor die Kollegen von der Kriminaltechnik vor Ort waren,
und wollte die Bemerkungen und Tipps hinsichtlich der Wettgeschäfte für sich
nutzen, ohne dass sein Auftraggeber dies bemerkte. Einige Tage später hat er
das Heft seinem Besitzer zurückgegeben.«
    »Das klingt alles ziemlich scheußlich.«
    »Das ist ziemlich scheußlich und entspricht den Tatsachen. Der
Heftbesitzer bestätigt das inzwischen.«
    Scheidner nickte ernst. »Und, um unser Gespräch auf den Punkt zu
bringen, Sie denken oder schlussfolgern nun, dass ich diese Zettel gefunden
habe, als ich mich in Jörgs Zimmer umsah?«
    »Genau das ist mein Ansatz. Ich denke, dass Sie die Notizen an sich
genommen haben. Und nun schließt sich natürlich die Frage an, was Sie damit
gemacht haben.«
    »Das sage ich Ihnen gerne«, erklärte Scheidner plötzlich. »Ich habe
sie vernichtet, nachdem ich die ersten Seiten mit den Wetten überflogen hatte.
Den Rest habe ich mir gespart. Warum sollte ich diesen Mist lesen, der Jörg
ganz offensichtlich ins Verderben geführt hatte?«
    Kluge Antwort, kluge Vorgehensweise, dachte Johanna. Nichts anderes
hatte sie erwarten dürfen. Sie leerte ihren Teller und bestellte einen Kaffee
bei der Kellnerin. Scheidner schloss sich an.
    » BL steht für Bernd Lange«, hob sie
erneut an. »Sie kennen den Namen, Sie kennen den Mann. Er hat seinerzeit die
Ermittlungen im Fall Ihrer Frau versaut.«
    »Es gab dazu eine nachträgliche interne Untersuchung«, ergänzte
Scheidner bereitwillig.
    »Richtig. Man konnte ihm nichts nachweisen.«
    Der Staatsanwalt nickte langsam. »Ich weiß. Eine Verkettung
unglücklicher Umstände und Irrtümer – so lautete das Ergebnis der
Untersuchung.«
    »Als ich Sie am Telefon nach ihm fragte, gaben Sie vor, den Namen
nicht zu kennen.«
    »Mag sein. Ich hab ihn wohl verdrängt. Das dürfte nachzuvollziehen
sein.«
    »Ist es«, gab Johanna zu. »Aber Lange gehörte auch zu der Truppe
geschmierter Bullen. Er hat Geld dafür bekommen, dass die Täter nicht gefasst
werden konnten«, setzte sie ihre Schilderung fort und behielt Scheidner sehr
genau im Auge. »Dieser Fall war bei den Aufzeichnungen genauso aufgeführt wie
zahlreiche andere Fälle. Die Kürzel dürften sie schnell entschlüsselt haben,
und aus den angegebenen Hinweisen bezüglich Ort, Zeit und Summen den
Zusammenhang zu schlussfolgern war garantiert kein größeres Problem für Sie.«
    Scheidner nickte ungerührt. »Ich stimme Ihnen zu. All das hätte mir
keine Probleme bereitet, wenn ich mich tatsächlich damit befasst hätte«,
betonte er, während der Kaffee serviert wurde.
    Johanna trank einen Schluck. »Eine Beamtin, die sich auch auf der
Liste befindet, lebt noch«, fuhr sie dann fort. »Sie erhielt kein Geld für ihre
Zusammenarbeit mit der Gruppe, sondern wurde erpresst. Die Angst um ihr
schwerbehindertes Kind hat sie dazu veranlasst, die Verbrecher mit Infos zu
versorgen. Es scheint irgendwie … gerecht, dass es sie nicht erwischt hat,
finden Sie nicht?«
    Scheidner erwiderte ihren Blick nachdenklich.
    »Wer könnte außer Ihnen noch Kenntnis von den Kopien gehabt haben?«,
fragte Johanna weiter.
    »Niemand. Und falls Sie tatsächlich mich verdächtigen, in einem wie
auch immer gearteten Zusammenhang mit den Todesfällen zu stehen, so werden Sie
sich die Mühe machen müssen, Ermittlungen gegen mich einzuleiten – mit allem,
was dazugehört.«
    »Das werde ich nicht tun, Herr Scheidner«, erwiderte Johanna sofort.
»Ich bin einer Spur nachgegangen, die sich mir erschloss und von der ich mir
Erhellung der Tatumstände versprach – nicht mehr, aber nicht weniger. Das ist
mein Job.«
    Scheidner

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