Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
Vom Netzwerk:
auf und geben ein Stück vom blauen Himmel frei. Er kommt am Dorfladen vorbei und überlegt, ob er sich eine Zeitung kaufen soll. Aber keines der Blätter hier wird bereits heute etwas über den Toten bringen, den man in dem ausgebrannten Wagen gefunden hat.
    Übrigens noch so ein Schauplatz, an die anderen gereiht, ohne dass ein Gesetz oder ein Muster zu erkennen wären. Er geht weiter, dann spürt er ein Vibrieren in seiner Manteltasche, auf seinem Handy ist ein Anruf aufgelaufen, er meldet sich, die Anruferin ist Karen Andermatt, im Telefon klingt ihre Stimme bedrückt:
    »Ich hoffe, ich störe Sie nicht, aber ich habe vorhin einen Anruf von Dagmar Wohlfrom-Kühn erhalten, Sie wissen …«
    Ich weiß, denkt Berndorf.
    »Man hat ihr den Fall Harlass entzogen, mit einer ziemlich fadenscheinigen Begründung, dass sie nämlich selbst gefährdet sei.«
    Wenn der Generalstaatsanwalt das tut, dann darf der das sogar.
    »Ich wollte es Ihnen sagen, weil Frau Wohlfrom-Kühn gestern noch angekündigt hat, sie werde Taucher zu dem Gewässer im Spandauer Forst schicken. Möglicherweise ist das jetzt hinfällig geworden.«
    Möglicherweise ja. Was sind das überhaupt für Informationsstränge? Gestern plappert die Staatsanwältin DWK seiner Klientin etwas von Tauchern vor, die erzählt es Tamar, und Tamar ruft ihn an. Aber heute! Heute erfährt er von der Staatsanwältin bereits aus zweiter Hand, wenn das kein Fortschritt ist!
    »Sind Sie noch da?«
    »Ja«, sagt Berndorf, »ich höre Sie. Der Auftrag, den Sie mir erteilt haben, gilt weiter?«
    »Ja natürlich … Warum fragen Sie?«
    »Zur Sicherheit. Sie kennen doch den Platz, an dem die Leiche des Polizisten Regulski gefunden wurde? Könnten Sie Tamar Wegenast diesen Platz zeigen? Heute noch?«
    Einen Augenblick herrscht Schweigen. »Gewiss doch«, sagt Karen Andermatt schließlich, aber es ist ein Zögern in ihrer Stimme. »Sie selbst wollen es sich nicht ansehen?«
    »Nein, ich habe anderes vor.«
    Er beendet das Gespräch und wählt Tamars Nummer. Sie meldet sich, die Stimme morgenfrisch und klar. Berndorf erklärt, was er von ihr will. Tamar schweigt.
    »Ist was?«
    »Ich hätte es vorgezogen, dass Sie sich diesen Platz selbst zeigen lassen.«
    Sie hätte es vorgezogen!
    »Tamar, hören Sie – diese Frau beißt nicht, jedenfalls meines Wissens nicht.«
    »Das ist nicht das Problem. Aber wenn ich mir diesen Platz anschaue, werde ich weitere Entscheidungen treffen müssen. Zum Beispiel, ob ich mir ein Schlauchboot besorgen muss, um den Uferbereich abzusuchen. Wenn ja, müssten wir das sowieso zu zweit tun …«
    »Wenn Entscheidungen notwendig sind, dann entscheiden Sie. Wo ist das Problem?«
    »Wie Sie meinen. Bleiben Sie noch länger in Crammenow?«
    »Vorerst.«
    D ie Identifizierung von Patzert ist eindeutig«, erklärt Kriminalhauptkommissar Wolfgang Keith und hält für den Fall, dass sich jemand selbst überzeugen will, zwei Röntgenaufnahmen hoch. »Patzert hatte eine Brücke im Oberkiefer rechts und zwei Implantate im Unterkiefer, in genauer Übereinstimmung mit dem Toten in dem ausgebrannten BMW . Nun deuten die Aussagen der beiden Zeugen daraufhin, dass Patzert vermutlich noch lebte, als der Wagen in Brand gesetzt wurde.«
    »Erklären Sie das bitte«, unterbricht ihn Oberstaatsanwalt Roland Meusebach, ein untersetzter Endvierziger mit Bürstenfrisur und Goldzähnen im Mund, der jetzt an Stelle von Dagmar Wohlfrom-Kühn neben ihm sitzt.
    »Die Zeugen haben gesehen, dass ein Mann die Beifahrertür geöffnet und sich an der Person zu schaffen gemacht hat, die dort saß«, antwortet Keith. »So, wie wir die Überreste von Patzert vorgefunden haben, waren seine Hände an den Griff über der Wagentür fixiert. Ich nehme an, dass es das ist, was die Zeugen gesehen haben: wie die Hände dort festgebunden wurden.«
    »Aber warum das?«, will Meusebach wissen.
    »Damit Patzert den Sicherheitsgurt nicht lösen konnte. Folglich war er zu diesem Zeitpunkt noch am Leben.« Keith wartet, ob Meusebach die Erklärung akzeptiert, als keine Nachfrage kommt, fährt er fort. »Jedenfalls weicht der Tatablauf von dem Muster der beiden vorhergehenden Tötungsdelikte ab. Dennoch bin ich der Ansicht, dass im Hinblick auf die bekannten Kontakte zwischen Patzert und Harlass ein Zusammenhang nicht ausgeschlossen werden kann.«
    »Das haben Sie gerade, lieber Herr Keith, etwas umständlich formuliert, von hinten durch die Brust«, sagt Meusebach, der offenbar ungern hinnimmt, dass ihm

Weitere Kostenlose Bücher