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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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»ganz ruhig«, flüstert eine Stimme an ihrem Ohr, »bleib ganz ruhig, und es passiert dir nichts!«
    L autlos haben die beiden Männer den Korridor passiert und stehen jetzt vor Zimmer 748. Mit einer Handbewegung bedeutet der Mann im Mantel dem Hoteldetektiv, ein paar Schritte zur Seite zu gehen, dann legt er das Ohr an die Zimmertür, aber es ist nichts zu hören. Er klopft, stellt sich aber neben die Zimmertür, so dass er weder durch die Tür getroffen, noch im Spion gesehen werden kann. Auf das Klopfen rührt sich nichts, er wiederholt es, wieder keine Reaktion. Er zieht seinen Mantel und seinen Sakko aus und gibt beides dem Hoteldetektiv, dann nimmt er wieder am Türpfosten Aufstellung, die schussbereite Pistole in beiden Händen, streckt fordernd die linke Hand aus und lässt sich vom Detektiv die Generalkarte geben, zieht sie durch das Lesegerät und stößt die Tür mit dem Fuß vollends auf.
    Nichts passiert.
    Er äugt um den Türpfosten, vor sich sieht er den kleinen Flur, links müssen Bad und WC sein, weiter vorne ein Ausschnitt des Zimmers: ein Sessel, ein Sideboard, auf dem eine Reisetasche steht. Mit einem raschen Schritt ist er an der Tür zum Bad, schaltet die Badezimmer-Beleuchtung ein und stößt auch diese Tür auf bis zum Anschlag.
    Niemand hockt auf der Kloschüssel. Niemand steht in der Dusche hinterm Vorhang. Er wendet sich zum Zimmer, am Durchgang kann er sehen, dass rechts über dem Sideboard ein Spiegel hängt, und der Spiegel zeigt einen Ausschnitt eines leeren Bettes. Die Pistole in beiden Händen schiebt er sich um den Türpfosten, aber in dem toten Winkel zwischen Bett und linker Wand steht niemand, das Zimmer ist leer, brüllend leer, bis auf die Reisetasche. Er steckt die Pistole wieder ins Schulterhalfter, winkt dem Detektiv, der nun auch ins Zimmer kommt, und zieht seinen Sakko an, den Mantel legt der Detektiv erst mal über den Sessel. Es wird nichts gesprochen.
    In der Reisetasche ist nichts weiter als eine achtlos zusammengelegte Jeans mit einem Hosenbund der Größe XXL , für einen Augenblick behält der Mann sie in der Hand und versucht nachzudenken. Dann legt er die Hose zurück in die Tasche. In der ist sonst nur noch ein leerer Brotbeutel mit ein paar Brosamen darin. Er sieht sich im Zimmer um, der Safe ist offen, war also benutzt worden, ist aber leer.
    Er wirft einen Blick auf seine Armbanduhr. Es ist 19.12 Uhr, i n einer halben Stunde wird die Staatsanwältin unten im Kongresszentrum eintreffen, begleitet von ihren beiden Bodyguards. Außerdem sind drei weitere Polizeibeamte in Zivil abgeordnet, von denen zwei die Eingänge und einer den Bereich hinter dem Rednerpult überwachen sollen.
    Werden die Beamten Harlass erkennen? Die Empfangsdame hat ihm gesagt, der Mann, der sich als Detlef Patzert eingetragen hat, habe auffällig gefärbtes weißblondes Haar mit Mittelscheitel gehabt. Auffälliger geht es eigentlich nicht. Hinter ihm ertönt ein Hüsteln. Er dreht sich um, der Hoteldetektiv will nun doch etwas sagen:
    »Ich sollte wissen, ob es irgendein Sicherheitsrisiko für unsere Gäste gibt … oder für die Veranstaltungen heute Abend?«
    »Sicherheitsrisiko?« Der Mann überlegt kurz. »Nein. Da ist nichts. Sie müssen gar nichts unternehmen. Im Gegenteil. Jede Störung im normalen Ablauf würde den Mann nur warnen. Den Mann, den wir suchen.« Wieder schaut er auf die Uhr. 19.15 Uhr. Eine Viertelstunde noch, dann wird die heiße Phase beginnen. Er nimmt seinen Mantel über den Arm und verlässt mit dem Detektiv das Zimmer. Mit dem Lift fahren sie wieder nach unten.
    H arlass zieht die Vorhänge vor. Vermutlich ist das über flüssig, das Zimmer liegt im elften Stock, wer soll da reinsehen könn en? Trotzdem. Er dreht sich um, die Frau sitzt auf dem Stuhl, mit dem Rücken zum Schreibtisch hinter ihr, und schaut ihn an, es ist ein Blick, der so tut, als sei sie ganz ruhig und habe keinen Schiss und keine Panik und nichts. Er geht um sie herum und überprüft noch einmal die Fessel, mit der er ihre Hände hinter der Stuhllehne zusammengebunden hat. Als Fessel hat er ihre eigene Strumpfhose genommen, das war weiter kein Problem – als er es ihr befohlen hat, hat sie ihr Kleid hochgeschlagen und sich die Hose runtergezogen und sie sich von den Beinen gestreift, einfach so, ohne Widerspruch hat sie es getan.
    Er steht noch immer hinter ihr. Sie hat den Nacken ein wenig gesenkt, und er legt seine Hände um ihren dünnen Hals, die Daumen auf den Nackenwirbel aufgesetzt. Er

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