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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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das Buch sinken und fasst Claudia ins Auge: »Das ist doch ein Scheiß. Wieso macht man da ein Buch daraus?«
    »Der Autor«, sagt Claudia mit leiser, verhuschter Stimme, »der das geschrieben hat, der ist sprachbehindert, ein Stotterer, und deshalb ist es ein Buch über das Sprechen …«
    »Ein Krüppel also«, stellt Harlass fest. »Ein Kopfkrüppel. Den lässt man keine Bücher schreiben, den tut man ins Gas …« Er nimmt das Buch wieder auf.
    »… Abikarib ist irgendwann im dritten vorchristlichen Jahrhundert in Shabwa in Südarabien gestorben, geblieben ist von ihm diese Tafel aus gelblichem Gips mit den beiden Rauten, die seine Augen bezeichnen und sie zugleich sind, denn während ich sie betrachte, sind sie es, die mich ansehen, und geblieben ist der Name, der zugleich der Mund ist, der diesen Namen nennt … Aus dem Totenreich tritt das Gesicht von Abikarib zu mir heran, blickt mich an und spricht zu mir, das Gesicht ist die Botschaft, es ist, was es mir mitteilt. Sonst können Worte dies nicht, das heißt, meine Worte können es nicht, denn sie würden sonst töten, wen immer meine Augen zu Gesicht bekämen …«
    Harlass hält Claudia das Buch vors Gesicht und zeigt auf die Stelle, die er gerade gelesen hat. »Warum ist das hier anders geschrieben?« Er deutet auf das »ist« im Text.
    »Weil das betont werden soll.«
    »Beim Vorlesen, oder wie? Warum macht ihr Bücher, wo man erklären muss, was drin steht?«
    Claudia zieht es vor, nichts zu sagen. Harlass ist nicht zufrieden. »Ich hab dich was gefragt.«
    »Vielleicht ist es doch ein schlechtes Buch«, sagt sie zögernd.
    »Unsinn!«, fährt er ihr über den Mund. »Der schreibt da vom Töten … verstehst du vielleicht etwas davon, wie man Leute umbringt? Nein? Dann quatsch nicht über Sachen, von denen du keine Ahnung hast …« Wieder nimmt er das Buch auf und blättert darin, bis er zum Bucheinband kommt. »Ist das der Typ, der heute Abend vorlesen soll?«, fragt er und zeigt ihr das Foto des Glatzköpfigen. Ja, das sei der Herr Wolfsrach, aber Herr dürfe man ihn nicht nennen.
    »Und da kommen Leute, und er setzt sich hin und liest was vor, ja? Und wie lange soll das dauern?«
    »Vierzig Minuten, vielleicht eine Dreiviertelstunde.«
    »Und das wird denen nicht zu lange? Egal. Aber wenn du den Typ da nicht abholen kannst, dann sitzen die Leute dumm herum und bohren in der Nase oder müssen sich selber was vorlesen?«
    »So ungefähr.«
    »Aha.« Er hat noch immer das Buch in der Hand, geht jetzt aber vor ihr in die Hocke und schaut ihr ins Gesicht. »Sag mal, hast du einen Rasierapparat? Ihr rasiert euch doch da unten, oder?«
    D ie Staatsanwältin fährt rasch, zügig, manchmal ein wenig ruckartig. Von Zeit zu Zeit wirft Karen einen Blick zu ihr hinüber, aber sie sieht nur das Gesicht einer Frau, die ganz auf den Straßenverkehr konzentriert scheint. Offenbar muss alles, was diese Frau tut, professionell sein. Oder so aussehen. Also auch das Autofahren. Die Bodyguards im zweiten Wagen werden sich was wundern. Aber vielleicht sind sie es auch gewöhnt. Für Prominente darf die Straßenverkehrsordnung etwas lockerer ausgelegt werden.
    Nur ist dieser Fahrstil so professionell nun auch wieder nicht. Stefan fährt lockerer. Unangestrengt. Vielleicht muss Stefan sich nichts beweisen. Wo steckt er eigentlich? Irgendwo in Sibirien, wie das klingt! Jedenfalls war die letzte Nachricht auf dem Anrufbeantworter von dort. Egal … Vor einer Stunde hat sie sich von Tamar getrennt – wie das schon wieder klingt! Außerdem hätte sie deren Jeans besser nicht gebügelt, sie saßen danach doch sehr knapp.
    »Wie war Ihr Nachmittag?« Unvermittelt kommt die Frage, als es auch bei der zweiten Grün-Phase nicht über die Kreuzung reicht.
    »Ich war im Spandauer Forst.« Soll sie eine Erklärung nachschieben? »Ich habe mir diese eine Stelle noch mal angesehen.«
    »Den Fundort Regulski? Beschäftigt Sie der Jutesack noch immer?«
    »Muss wohl so sein«, meint Karen. »Ach was! Ich wollte wissen, ob die Polizei tut, was Sie gestern angeordnet haben. Oder ob das jetzt zu den Akten gelegt wurde.«
    »Letzteres, meine Liebe«, erklärt die Staatsanwältin. »Die ganze Aktion hat nur den einen Zweck, mich als inkompetent und überfordert darzustellen. Deswegen kann auch das, was ich angeordnet habe, nur überflüssig, sinnlos und irreführend sein.«
    »Ich weiß, dass es nicht so ist«, sagt Karen. »Und Sie wissen es auch. Aber wie gehen Sie jetzt damit um?«
    »Heute

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