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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Regulskis Dienstwaffe. Es handelt sich um eine Waffe aus dem Jahr 1967 …«
    »In jenem Jahr ist mit der Walther Polizeipistole Kurz ja auch so allerhand herumgeschossen worden.« Verblüfft registriert Meusebach, dass zum ersten Mal Dingeldey das Wort ergriffen hat.
    »Darf ich fragen …«, sagt Meusebach, wird aber sofort vom Senator unterbrochen.
    »Gewiss dürfen Sie das. Herr Professor Dingeldey hat heute Vormittag bei mir vorgesprochen, unter normalen Umständen hätte ich ihn an Sie verwiesen, aber die Umstände sind ganz offenkundig nicht normal … aber vielleicht …« Er macht eine Handbewegung zu Dingeldey. »… erklärt Ihnen das der Professor besser selbst.«
    »Danke«, sagt Dingeldey und verbeugt sich leicht. »Mir sind gestern Nacht zwei Schusswaffen ausgehändigt worden, und zwar mit zwei strikten Maßgaben: erstens, die Herkunft dieser Waffen zu klären, und zweitens, sicherzustellen, dass sie als Beweismittel genutzt werden, falls damit Straftaten begangen worden sind.«
    Meusebach wartet, dass Dingeldey weiterspricht, aber der schweigt. »Dann werden Sie die Waffen sicherlich der Kriminalpolizei übergeben wollen … Soll ich Ihnen einen Ansprechpartner nennen?« Er wirft einen Blick zum Senator, der aber nur verdrossen auf die Maserung des Besprechungstisches starrt.
    »Ich fürchte, Sie haben mich nicht verstanden«, sagt Dingeldey. »Bei der einen Waffe handelt es sich um eine 464 Viking, ich habe mir erklären lassen, dass es sich dabei um eine Sportversion der russischen Jarygin-Pistole handelt. Mit einer solchen Waffe sind sowohl der Senatsangestellte Marcks als auch der Polizeibeamte Regulski getötet worden …«
    »Aber …«, setzt Meusebach an, ändert aber sofort die Tonlage. »Unter diesen Umständen muss ich Sie dringend bitten, uns diese Waffen sofort auszuhändigen! Ich verstehe nicht, wie dies überhaupt ein Thema für eine Besprechung sein kann.«
    »Sie haben mich wirklich nicht verstanden«, meint Dingeldey. »Bei der zweiten Waffe handelt es sich um die Walther PPK , deren Daten Sie vorhin telefonisch abgeglichen haben. Dankenswerter Weise haben Sie das getan, denn jetzt ist uns bestätigt worden, dass Regulski zwar ein Schulterhalfter getragen hat, dass sich darin aber jedenfalls seine Dienstpistole nicht befunden hat. Was befand sich dann darin? Pralinen?«
    Meusebach setzt zu einem Protest an, wird aber von Missenpfuhl erneut unterbrochen. »Diese beiden verdammten Pistolen sind Harlass abgenommen worden, so hat es mir der Professor erklärt. Dingeldey liegt außerdem eine Aussage vor, wonach Harlass die Walther PPK dem sterbenden oder bereits toten Regulski aus dem Schulterhalfter gezogen hat.«
    Meusebach hebt fragend die Hand. »Es tut mir leid, meine Herren, aber alle diese Informationen sind doch nicht hier zu diskutieren, sondern sie sind umgehend der Sonderkommission oder eben mir mitzuteilen …«
    »Nein«, sagt Dingeldey sanft. »Mein Auftraggeber hat den dringenden Verdacht, dass beide Pistolen aus den Beständen stammen, mit denen Angehörige der Freiwilligen Polizeireserve Berlin zu Beginn der Neunziger Jahre einen schwunghaften Waffenhandel aufgezogen haben. Dieses Treiben wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht Angehörige der regulären Polizei ihre schützende Hand über die Freiwilligen-Truppe gehalten hätten. Wie es sich fügt, war Polizeihauptkommissar Regulski einer der Ausbilder der Polizeireserve … Leider glaubt mein Auftraggeber nicht, dass die Berliner Polizei diesen Zusammenhängen so nachgehen wird, wie er das für geboten hält – geboten auch im Hinblick auf die jetzt zu untersuchenden Straftaten.« Dingeldey beugt sich vor und blickt Meusebach in die Augen. »Wenn der Polizeibeamte Regulski Grund hat, eine Pistole mit sich zu führen, warum steckt er dann nicht seine Dienstpistole ein, sondern eine andere Waffe des gleichen Typs? Warum und zu welchem Zweck tut er das?« Er richtet sich wieder auf. »Die Waffen werden wir deshalb nur unabhängigen und externen Fachleuten aushändigen. Ich schlage deshalb vor, das Eidgenössische Kriminaltechnische Institut in Zürich um Amtshilfe zu bitten. Auch Fachleute von Scotland Yard würden wir akzeptieren.«
    »So etwas haben wir noch nie gemacht«, entfährt es Meusebach. »Wo kämen wir da hin?« Hilfesuchend blickt er zu Missenpfuhl. »Wir haben jetzt den Mörder, diesen Harlass. Endlich haben wir ihn! Welche Bedeutung hat es da noch, ob er dem von ihm ermordeten Regulski dessen Dienstpistole

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