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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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die Augenbrauen hebt.
    »Kann es sein«, setzt Missenpfuhl nach, in freundlichem Ton, wie ein Lehrer, der einem Schüler auf die Sprünge helfen will, »kann es sein, dass Regulskis Mörder die Waffe an sich genommen hat?«
    »Die Kollegen der Sonderkommission Jarygin gehen wohl davon aus.« Aus den Augenwinkeln sieht Meusebach, dass über Dingeldeys Gesicht ein kleines boshaftes Lächeln huscht.
    »Professor Dingeldey hat mir vorhin diese Fotografien überreicht«, fährt der Senator fort und reicht Meusebach die beiden Abzüge, »es sind Aufnahmen einer Walther PPK oder genauer: Aufnahmen der Seriennummer und des Beschusszeichens dieser Waffe. Könnten Sie anhand dieser Daten bitte überprüfen, ob es sich um Regulskis Dienstwaffe handelt?«
    Meusebach nimmt die beiden Fotografien auf, muss dann aber erst die Brille aufsetzen. »Selbstverständlich werde ich das abgleichen«, sagt er dann und starrt auf die erste der beiden Fotografien, auf der aber nichts weiter zu sehen ist als die Buchstabenkombination GH und eine Art Geweihstange. »Ich werde das sofort veranlassen …«
    »Nein«, sagt der Senator leise. »Ich bitte darum, dass Sie es jetzt tun.« Noch immer spricht er leise, nur das »jetzt« ist sehr stark betont. Er steht auf, geht zu seinem Schreibtisch und nimmt das Telefon auf: »Hier … Wenn die Kollegen der Sonderkommission davon ausgehen, dass die Waffe geraubt wurde, dann müssten sie die Seriennummer zu den Akten genommen haben. Wenn nicht, werden sie es ganz unglaublich schnell nachholen …« Er gibt das Telefon an Meusebach, drückt aber noch auf eine Taste des Apparats. »Sie erlauben – wir wollen das Gespräch mithören.« Er geht zurück und setzt sich wieder an den Besprechungstisch, dreht den Stuhl aber so, dass er Meusebach beobachten kann.
    Bei der ersten Nummer, die Meusebach wählt, meldet sich niemand. »Das war der Kollege Keith«, sagt Meusebach entschuldigend zu den beiden Männern, die ihm zusehen, »er wird nach Hause gegangen sein, er hat ja selbst einen Streifschuss abgekriegt und war trotzdem die ganze Nacht auf den Beinen.« Er wählt die nächste Nummer, mehrmals ertönt das Klingelzeichen, schließlich wird abgenommen, eine Frauenstimme meldet sich, aber sie ist kaum zu verstehen, denn der Lärm von Menschen, die sich laut und angeregt unterhalten, dröhnt durch das Telefon. »Meusebach hier«, brüllt der Staatsanwalt ins Telefon, »ich rufe vom Büro des Justizsenators aus an, mit wem spreche ich?«
    Mit einem Schlag bricht der Lärm ab, der Senator und Dingeldey sehen sich an. »Sie müssen entschuldigen«, sagt Meusebach und lächelt verlegen, »ich habe den Kollegen eine Flasche Schampus …« Er spricht aber nicht zu Ende, denn es meldet sich die Frauenstimme wieder, es ist Lena Quist, nein, der Kollege Keith sei nach Hause gebracht worden, er habe einen leichten Schwächeanfall gehabt, nein, es gehe ihm wieder gut. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Meusebach will aber lieber den Kommissar Jörgass, er bekommt ihn auch ans Telefon und bringt sein Anliegen vor, Seriennummer 370 843, Beschusszeichen GH und eine halbe Geweihstange. »… Haben Sie das? Ist das Regulskis Waffe?«
    »Kann ich aus der Lamäng nicht sagen«, kommt es durchs Telefon, »aber die Nummer ist komisch, und dieses Beschusszeichen auch … Da fällt mir ein, mit Regulskis Walther war irgendwas, die ist uns doch zurückgegeben worden … Lena, kommst du noch mal her?« Dann meldet sich wieder Lena Quist, Meusebach wiederholt Seriennummer und das Kürzel des Beschusszeichens.
    »Das ist nicht Regulskis Waffe. Dessen Dienstpistole hat das Baujahr 2001, das Beschusszeichen müsste also das Kürzel Anton Ida haben, und hier ist auch die richtige Seriennummer …« Sie rattert eine Zahl herunter.
    »Und wo ist diese Walther PPK jetzt?«
    »Hier. Der Bruder hat sie hier abgegeben. Regulskis Bruder. Er hat sie bei seinen Sachen gefunden. Das hat uns schon gewundert, wissen Sie, als wir Regulski gefunden haben, trug er ein Schulterhalfter, aber das war leer …«
    Meusebach dankt und legt auf und dreht sich zu den beiden Männern um. Dingeldey blickt mit hochgezogenen Augenbrauen auf den Senator, der sich wieder an den Tisch gesetzt hat und mit den Fingern der rechten Hand einen ziemlich grimmigen Marsch auf das Teakholz trommelt.
    »Ja«, sagt Meusebach, »Sie haben es ja gehört. Es ist nicht …«
    »Nein«, sagt der Senator, »bei der Waffe mit dem Beschusszeichen GH handelt es sich nicht um

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