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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Hand und wendet sie abwägend hin und her. »Doch, doch, das Sagen hatten die Ärmelschoner-Typen, wenn Sie verstehen, was ich meine … Aber die haben da nicht allein geschwitzt.« Der Mann war stehen geblieben und dreht sich Berndorf zu. »Sie werden es nicht glauben, was Sie da freitagabends für Karossen auf dem Parkplatz dahinten gesehen haben, da wären selbst den Leuten von der Kassenärztlichen Vereinigung die Augen aus dem Kopf gefallen.«
    »Komisch«, meint Berndorf. »Dieses Hallenbad – dieser Kasten da, der ist ja gut und recht. Aber was ist Besonderes daran?«
    »Tja, wenn Sie mich so fragen!«, sagt der Mann. »Vielleicht ist das hier ja so was wie Lourdes, ein Lourdes für die armen Reichen, denen hier ein Wunder widerfährt. Haben Sie schon mal überlegt, Meister, warum dieser Flughafen eine Milliarde nach der anderen frisst und nicht fertig wird? Eigentlich auch ein Wunder der anderen Art, aber mich wundert es nicht.« Dann ist der Mann bei seinem Auto angekommen, das Auto ist ein rostfleckiger Toyota, auch Berndorf muss weiter, man verabschiedet sich, vielleicht trifft man sich ja mal wieder, wenn das Bad zu den Öffnungszeiten ausnahmsweise mal offen hat.
    W ie man es ihm aufgetragen hat, steht Lutz Harlass an einem der Tischchen vor dem Kiosk im Erdgeschoss des S-Bahnhofs Hackescher Markt, einen Becher Kaffee in der Hand. Aus dem I-Phone hämmert ihm Musik in die Ohren. Es ist gute Musik. Der Kaffee ist schlecht, aber die Musik ist gut. Wie mit dem Baseball-Schläger geschlagen. Den Sender kriegst du nur übers Internet auf die Kopfhörer. Das hat seinen Grund. Trotzdem sind die Nachrichten dünn. Kein Wort von der Sache am Hallenbad. Und was da war. Klar, der Sender sitzt irgendwo in Kanada oder den Staaten. Die können noch nichts wissen. Trotzdem: dünn.
    Vor dem Kiosk hängen die Zeitungen mit den großen Buchstaben aus. Harlass vermeidet den Blick darauf. Auch dort steht nichts von Hallenbad bla bla. Das geht ihn doch auch gar nichts an. Ihn doch nicht. Zu Hause – noch bevor der Anruf kam – hat er »Polizeibericht Berlin« gegoogelt, da kam was von einem Giselher M., 57 Jahre alt, Senatsangestellter. Und einem flüchtigen Tatverdächtigen, zwischen 20 und 30 Jahren alt, etwa ein Meter achtzig groß, mit Jeans und dunklem Anorak bekleidet. Kein Wort zum Mountainbike. Nichts davon juckt ihn. Wenn er überhaupt was spürt, dann ist es das Schulterhalfter unter seinem linken Arm. Das Halfter mit der Russenknarre darin. Und sonst? Da hat man einen von den Beschnittenen umgelegt. Einen Marx. Fein, wird er sagen, wenn ihn einer fragt. Hätte man sich früher angewöhnen sollen, so was. Sehr viel früher.
    Ein Kerl wie ein Kleiderschrank kommt auf ihn zu. Der Kleiderschrank hat ihn vor ein paar Tagen in dem Opel herumgefahren. Nicht vor ein paar Tagen: vorgestern. Im Tageslicht sieht er noch massiger aus. Harlass muss an die Grundausbildung denken. Da hatten sie einen Spieß, der war auch so. Haare immer kurz, frühmorgens schon frisch rasiert, immer auf Zack und immer kurz angebunden! Und nie weißt du, was der Kerl in seinem Notizbuch aufgeschrieben hat. Irgendetwas an dem Mann ist Harlass unangenehm. Der Mann bleibt vor ihm stehen. »Fahren wir eine Runde?«
    Harlass nimmt langsam, betont langsam, die Ohrstöpsel ab. »Guten Morgen auch.«
    Der Mann nickt, sagt aber nichts und zeigt zum Ausgang. »Moment!«, antwortet Harlass und trinkt erst einmal einen letzten Schluck Kaffee. So schnell muss er nun auch wieder nicht parieren.
    Sie verlassen den S-Bahnhof und gehen zum Straßenrand, wo der Opel halb auf dem Gehsteig abgestellt ist. Also im absoluten Halteverbot. Der Mann ist schon an der Fahrertür, da erstarrt Harlass: Ein Streifenwagen biegt um die Ecke. Zurück in den Bahnhof? So viel Glück wird er nicht haben, dass da gerade ein Zug am Abfahren ist. Die Russenknarre raus und kurzer Prozess?
    Der Mann an der Fahrertür hebt kurz die Hand und wedelt damit, als sei er ja schon weg und die Bullen sollten doch einfach weiterfahren. Und tatsächlich rollt der Streifenwagen weiter, als gehe ein Halteverbot den Bullen am Arsch vorbei!
    Harlass, der schon nach der Russenknarre greifen will, lässt die Hand wieder sinken und steigt ein und gurtet sich an. Aber da ist der Kerl schon gestartet und fädelt den Opel in den Verkehr ein. Übrigens sind sie allein im Wagen. Keiner, der hinten auf der Rückbank sitzt und den schlauen Chef markiert.
    »Guter Trick«, sagt Harlass. Aber es kommt keine

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