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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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nur deshalb, weil eine junge Frau aus der besseren Gesellschaft nicht weiß, was sie von ihrem Mann halten soll und in welche Geschäfte er verwickelt ist? Berndorf, hast du sie noch alle? Er stemmt sich hoch und geht zu dem Grab mit dem Findlingsstein, auf dem nur der Name und die Lebensdaten eingemeißelt sind:
    Waltraud Hintze, geb. Regulski
    22.3.1960 – 13.10. 2002
    H arlass liegt auf dem Rücken, die eine Hand hält den frischen Eisbeutel, den ihm die Maria mit dem Mittagessen gebracht hat. Was heißt Mittagessen! Ein Eintopf war es. Das rechte Auge ist ziemlich zugeschwollen, und Kopfweh hat er auch, von der Angina oder dem Faustschlag oder der Wand, gegen die er mit dem Kopf geflogen ist. Oder von allem zusammen. Und bei ihm nützt das Gurgeln sowieso nichts oder nicht viel, das hätte er diesem Finklin gleich sagen können.
    Der Blick des einen, des linken Auges gleitet die Dachschräge hoch, die kurz unterm First abbricht, denn dort ist eine Decke eingezogen. Die Decke ist von einem Kehlbalken unterfangen, und irgendwer hat dort einmal einen stählernen Haken eingeschraubt. Seine Hand ist unter der Bettdecke verschwunden, hat das Nachthemd hochgeschoben und hält das harte steife Glied umspannt. Der Haken hat genau die richtige Höhe, wenn man den Schemel drunter stellt. Und fest genug ist er auch. Was wiegt die Polin? Siebzig Kilo? Viel mehr nicht. Das hält der Haken leicht.
    Zu Hause hat er sich manchmal aus dem Internet Fotos heruntergeladen, Fotos aus Russland, auf denen man das Gesicht der Frau sehen kann. Das Gesicht danach, wenn die Wehrmachtssoldaten den Karren weggezogen hatten. Und Dolf hat ihm einmal ein Video aus Argentinien oder Brasilien gezeigt, da machten sie es mit einer Studentin, die war nackt. Das war … Plötzlich schiebt sich ein Schatten vor die Bilder. Er löst die Hand, so wird das nichts, er muss das mit Dolf erst zu Ende denken, danach fängt er den Film mit der Polin noch einmal von vorne an …
    Dolf hat ihn hereingelegt. Die ganze Zeit schon. Dolf, der Polizeispitzel. Wenn er zu dem ginge, der würde bloß dreckig lachen, dieses dreckige, fette, glucksende Lachen, das der Dolf schon immer draufhatte … Moment. Der Dolf würde nicht lachen. Kein bisschen. Der würde in die Hosen scheißen vor Angst, weil er wüsste, jetzt geht es ihm so wie dem Regulski. Aber von wegen! Der würde noch betteln darum, dass er den Regulski-Schuss kriegt!
    Eine heiße Welle flutet durch seinen Körper. Womit willst du dem Dolf eine verpassen, womit denn? Du hast ja gar nichts mehr … Der Alte, der Finklin hat die Aktentasche. Die Tasche und die 446 Viking und die Walther PPK und die beiden Reservemagazine. Dieser Haken da! Dich selber kannst du dran aufhängen, mehr ist nicht mehr drin, vielleicht geht dir ja einer ab dabei, irgendwo hast du so was doch mal gelesen …
    Wieder klopft es. Eilig zieht Harlass seine Hand unter der Decke hervor und legt sich seitlich, aber die Erektion ist ihm schon halb vergangen, da muss er nur an den Dolf denken, und alles zieht sich zusammen!
    Der Schlüssel wird umgedreht, die Tür öffnet sich, diesmal ist es Finklin allein. Er hat ein Buch unterm Arm, nein, kein Buch, es ist diese großformatige Broschüre aus Regulskis Aktentasche, in der Finklins Adresse stand.
    »Kopfschmerzen, wie?«, fragt Finklin, greift sich den Stuhl und setzt sich wieder rittlings darauf. »Auch Übelkeit?« Er schnüffelt. »Gekotzt hast du nicht, dann wird es so schlimm nicht sein … Aber offenbar willst du mit mir nicht reden. Dein Pech. Mir ist das nämlich egal.« Er nimmt die Broschüre vor und schlägt sie auf. »Etwas anderes aber ist mir nicht egal, und zwar dieses … dieses Zeug aus der Aktentasche, die du bei dir hattest. Ich habe darin …« – er hebt beide Hände, als müsse er ein besonderes Ereignis ankündigen – »… meinen Namen und meine Adresse entdeckt, was insofern beruhigend ist, weil ich jetzt weiß, dass du hier nicht ganz zufällig zum Holzhacken aufgekreuzt bist. Ich hasse Zufälle, musst du wissen. Zum andern ist es insofern alles andere als beruhigend, weil ich nicht weiß, wer sich da warum meinen unbedeutenden Namen aufgeschrieben hat. Kannst du das verstehen?«
    »Nun, wenn du nicht reden willst, muss es die Handschrift tun«, fährt er nach einer Weile fort. »Es ist eine gut lesbare Handschrift, die Handschrift von jemand, der gewohnt ist, sich etwas zu notieren, aber es ist nicht die Schrift eines Intellektuellen … Entschuldige, ich meine

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