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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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läuft.
    »Und meine Klamotten hätte ich auch gerne wieder«, sagt Harlass.
    »Später. Maria war der Ansicht, dass das Zeug in die Waschmaschine gehört. Und die Jacke – also ganz sauber ist die auch nicht. Kriminalisten nennen das Anhaftungen, was da so alles dran geschmiert ist. Oder drangespritzt hat. Ich habe die Jacke deshalb sichergestellt. Für die Polizei, falls wir sie doch noch holen müssen. Aber was anderes …« – Brutus Finklin deutet auf das Frühstückstablett – »dass du dein Frühstück stehen lässt, kann ich nicht billigen. So kommst du nicht auf die Beine. Ich hab aber keine Lust, einen Doktor zu holen. Da kann ich dann genauso gut gleich selber bei der Polizei anrufen.«
    »Wenn du die ganze Zeit von der Polizei redest«, bringt Harlass heraus, »warum holst du sie dann nicht?«
    »Immerhin hast du jetzt mal den Mund aufgemacht«, meint Finklin. »Auch wenn Unsinn herauskommt. Ich muss nicht den Freund und Helfer der Polizei spielen, das ist nun mal so. Außerdem …« Er steht auf und stellt den Stuhl weg. »Wir zwei, wir haben miteinander noch eine Rechnung offen. Eine Rechnung, die nur uns zwei angeht. Niemand sonst. Bevor du dieses Haus verlässt, werden wir die einzelnen Posten gemeinsam durchgegangen haben …« Er wirft einen abschätzenden Blick auf Harlass und massiert sich dabei mit der linken Hand das rechte Handgelenk. Es ist ein sehr breites Handgelenk. »Einstweilen darf ich dir noch mitteilen, dass in dieser Gegend leider ziemlich oft eingebrochen wird. Was tut man da als sparsamer Mensch? Ich zum Beispiel hab rund ums Haus eine Rosenhecke gezogen, wie im Märchen, eine eigene Züchtung übrigens, ich hab sie Lew Dawidowitsch genannt, den Namen musst du dir nicht merken, und falls du aus dem Dachfenster da oben klettern und abhauen willst – bitte sehr! Nur überleg es dir gut, bevor du runterspringst, denn die Lew Dawidowitsch ist ausgesprochen stachlig, die reißt dir nicht nur dein Nachthemdchen in Stücke, sondern die Epidermis dazu!«
    Auch Harlass ist aufgestanden, und als Finklin sich zur Tür wendet, nimmt er alle Kraft zusammen und springt ihn an, um ihn am Hals zu packen, aber er springt mitten hinein in einen fürchterlichen Schlag, der ihn mit solcher Wucht zurück auf das Bett schleudert, dass er mit dem Hinterkopf gegen die Holztäfelung der Wand schlägt. Er rollt sich zur Seite, plötzlich ist über ihm sternklare Nacht, sonst soll nichts mehr sein, einfach nur daliegen! Aber wieder lässt man ihn nicht, jemand hebt ihm den Kopf an, er öffnet die Augen, eine Hand bewegt sich davor, ja doch, von links nach rechts …
    »Wenn einer mal geboxt hat«, sagt eine Stimme über ihm, »richtig im Ring gestanden ist, was glaubst du, wie peinlich das für den ist, wenn er so einem Helden wie dir eine wischen muss!«
    N icht nur? Sie hat nicht nur fotografiert? Sondern hat sonst noch was getan? Vielleicht auch ein verstörtes Huhn aufgelesen, das sich nachts am Straßenbaum den Ekel aus dem Leib kotzt? Aufgelesen und nach Hause gefahren? Plötzlich wird Karen klar, warum diese schlanke große Frau von gestern Nacht durchaus kein Geld für das Taxi annehmen wollte. Sie wird das alles auf Stukkarts Rechnung setzen, denkt sie und unterdrückt das Grinsen, das sie anfallen will. Wie berechnet man: 1 x Absammeln von Erbrochenem? Stukkart wird sich was wundern.
    Hinter seinem Schreibtisch sitzt der alte Mann vor dem Bildschirm seines Laptops und vergleicht die Texte aus der Wotruba-Expertise mit anderen Texten, die er sich aus dem Internet abgerufen hat, und macht sich Notizen. Das dauert, aber sie kann ihn jetzt nicht antreiben, es war ihre Idee, dass er sich das anschauen soll. Plötzlich spürt sie seinen Blick.
    »Sie müssen entschuldigen, ich bin gleich soweit … Sie sind mit der Staatsanwältin Wohlfrom-Kühn näher bekannt? Schon länger?«
    »Näher bekannt?«, fragt Karen zurück. »Das weiß ich gar nicht, ob man das so sagen kann … Aber woher wissen Sie …?« Woher wohl, dummes Huhn. Das große Mädchen, das für ihn aufpasst, wird es ihm gesagt haben.
    »Sie sind mit ihr bekannt genug«, stellt Berndorf fest, während er sich eine Fundstelle aus dem Internet notiert, »um von ihr in den Spandauer Forst mitgenommen zu werden. Dorthin, wo man den toten Polizisten Regulski gefunden hat.«
    »Ich glaube, jetzt bin ich es, die sehr um Entschuldigung bitten muss«, sagt sie, »ich hätte Ihnen davon erzählen sollen. Die Wohlfrom-Kühn habe ich über meinen Mann

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