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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Leute wie zum Beispiel Lehrer, obwohl … aber das tut jetzt nichts zur Sache!«
    Harlass blickt zur Decke, mit der einen Hand noch immer den Eisbeutel auf das rechte Auge haltend.
    »Schöne Decke«, kommentiert Finklin. »Könnte ich auch den ganzen Tag angucken. Leider habe ich gerade anderes zu tun. Und zwar sind in ebender Handschrift, von der ich gerade sprach, auch die Anmerkungen gemacht, die sich in den Gerichtsakten finden – du weißt, in diesem Ordner, den du mir ebenfalls freundlicher Weise mitgebracht hast. Die Gerichtsakten beziehen sich auf den Fall eines Maurermeisters Paul Hintze, so dass ich auf den ersten Blick geneigt war anzunehmen, dass die gesamte Aktentasche ihm gehört. Das tut sie aber nicht, denn in einem Seitenfach habe ich die Mitgliederzeitschrift der Gewerkschaft der Polizei entdeckt, welcher der brave Maurer Hintze kaum angehören wird.«
    »Was lernen wir daraus?« Finklin steht auf, legt die Broschüre auf der Kommode ab und beginnt, in der Dachkammer auf und ab zu gehen. Da er ein großer Mann ist, braucht er nicht viele Schritte dazu. »Da du damit beschäftigt bist, die Decke zu studieren, muss ich das also für dich übernehmen, das Lernen meine ich … Offenbar und ausnahmsweise hat es seine Richtigkeit mit dem, was in dieser Zeitung steht, und du hast also erstens Giselher erschossen, darüber werden wir uns später noch unterhalten, und zweitens den Polizeihauptkommissar Regulski, dem du dann sowohl die Dienstpistole als auch die Aktentasche abgenommen hast. Dieses wirft, leider, die nächste Frage auf, was nämlich die Gerichtsakten des Maurers Hintze in der Aktentasche des Polizisten Regulski zu suchen haben. Dieser war bei der Schutzpolizei, also eben nicht mit kriminalpolizeilichen Aufgaben befasst, wenn du verstehst, was ich meine, und hatte sich von daher dienstlich um irgendwelche Wirtschaftsstrafsachen oder Konkurse durchaus nicht zu kümmern … Hörst du mir eigentlich zu?« Finklin ist vor dem Bett stehen geblieben und packt mit hartem Griff den Oberarm von Harlass.
    »Kann ich bitte meinen Pyjama wiederhaben?«, fragt Harlass. »Der gehört mir.«
    »Deinen Pyjama!« Finklin setzt sich wieder auf den Stuhl, erneut rittlings, die gekreuzten Arme auf der Lehne aufgestützt. »Ist dir eigentlich klar, dass es hier und jetzt nicht um einen Pyjama geht, sondern um Kopf und Kragen? Um deinen Kopf und Kragen?«
    »Ich möchte meinen Pyjama.«
    »Legst du es eigentlich darauf an, dass du noch einmal eine gescheuert bekommst? Dein blöder Pyjama ist in der Wäsche.«
    »Der war aber neu.«
    »Eben drum. Maria ist der Ansicht, dass dieses Zeug erst gewaschen werden muss, bevor man es anzieht. Hör mal. Du sitzt so tief in der Tinte, dass … aber offenbar hat es überhaupt keinen Sinn, mit dir vernünftig reden zu wollen. Entweder du hast überhaupt keinen Verstand, oder du blockst ab …«
    »Wenn du glaubst, ich bin der, der diese Sachen gemacht haben soll«, sagt Harlass unvermittelt und deutet auf die Zeitung, »warum rufst du dann nicht die Polizei?«
    »Das hast du schon mal gefragt. Offenbar ist es das Einzige, was dir im Kopf herumgeht – wie es sein kann, dass es Leute gibt, die der Polizei nicht den Spitzel machen wollen … Hey, was hast du?«
    Harlass hat die Hand mit dem Eisbeutel vom Auge genommen und starrt Finklin zornig an. »Wieso sagst du das? Ich bin kein Spitzel. War nie einer.«
    »Ich hab dich vorhin ganz schön erwischt«, konstatiert Finklin. »Kneif mal das linke Auge zu, kannst du überhaupt was sehen?«
    Harlass will den Kopf schütteln, lässt es dann aber bleiben und legt den Eisbeutel wieder aufs Auge. »Warum hast du das mit dem Spitzel gesagt?«
    »Ach!« Finklin zieht die Augenbrauen hoch. »Haben wir da einen wunden Punkt erwischt?« Er hebt beide Hände und beginnt, an den Fingern abzuzählen. »Der Maurer. Der Spitzel. Der Polizist. Man könnte einen Kriminalroman daraus machen …«
    » Hör auf damit«, unterbricht ihn Harlass. »Das ist eine Lüge.«
    »Ja?«, fragt Finklin. »Erklär es mir. Sag mir, was die Lüge ist … Nein? Man blockt schon wieder ab? Egal.« Plötzlich lächelt er. »Auf einmal kommt ganz von selbst Licht in das Dunkel. In dieser bescheuerten Zeitung steht, du hättest Regulski umgebracht, weil er dich als Tatverdächtigen erkannt haben soll. Als den Kerl, der Giselher Marcks vor diesem Hallenbad erschossen hat. Natürlich ist das eine Lügengeschichte. Dieser Bulle hatte selbst eine Pistole, der wäre mit dir

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