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Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Berndorf 07 - Trotzkis Narr

Titel: Berndorf 07 - Trotzkis Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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im Handumdrehen fertiggeworden, glaub es mir!«
    Wurde er aber nicht, denkt Harlass und schaut wieder zur Decke hinauf.
    »Wurde er aber nicht«, fährt Finklin fort, »was bedeutet, dass er dich nicht er kannt hat, sondern er hat dich ge kannt. Das muss schon deshalb so sein, weil er in seinem eigenen Auto erschossen worden ist, was wiederum voraussetzt, dass er dich zuvor hat einsteigen lassen, dieser Freund und Helfer. Warum? Wollte er ein bisschen kuscheln mit dir? Wenn es so war, kannst du es ruhig zugeben. Ich bin nicht prüde …«
    Irgendwann bringe ich dich dafür um, denkt Harlass. Irgendwann werde ich es schaffen.
    »Trotzdem ist es nicht das, was ich wirklich glaube«, sagt Finklin und erhebt sich. »Ich glaube, er hat mit dir über deinen nächsten Job geredet. Und dein nächster Job, nicht wahr, der wäre hier gewesen? Eigentlich ist jetzt nur noch eine Frage offen.« Finklin steht direkt vor dem Bett und schaut auf Harlass hinunter. »Warum du den alten Trotzkisten Finklin nicht umgelegt hast. Du hast hierhergefunden, und wenn du fix gewesen wärst, dann hättest du die Maria abgeknipst, wärst ins Haus und hättest mich am Schreibtisch erwischt und wieder peng! Alles ganz einfach. Skrupel hast du ja keine, hättest du auch bei der Maria nicht gehabt, so einer wie du doch nicht … Trotzdem ist es nicht so gelaufen. Du hattest es so auch gar nicht vor. Die Pistolen waren in der Aktentasche, und die hast du brav unterm Arm gehalten. Du bist hier aufgekreuzt, um dich erst mal als Ex-Knacki beim alten Knastbruder Finklin einzuschleimen. Warum?«
    Er hebt die Achseln kurz an und lässt sie wieder fallen. »Aber was frage ich! Du willst nicht reden. Okay. Aber versuch mal nachzudenken. Zum Beispiel darüber, wer dir in deiner Situation jetzt überhaupt noch helfen kann … Für die Zwischenzeit noch ein Hinweis!« Gebückt geht er unter der Dachschräge bis zum Kniestock. »Siehst du die Leiste hier, oberhalb der Täfelung? Komm mal her, es ist wichtig für dich!« Widerstrebend steht Harlass auf und nähert sich. »Ungefähr einen Meter vor der linken Seitenwand ist in die Leiste eine Taste eingebaut, die siehst du fast nicht, die musst du fühlen … Versuch es mal, die Taste hat ein bisschen Spiel, aber du musst sie dann kräftig drücken.«
    Harlass zögert, fährt dann aber doch mit der Hand die Leiste entlang. Zunächst findet er nichts, merkt dann aber, dass in die Leiste ein Zwischenstück eingesetzt ist. Er drückt darauf, und eine in der Täfelung bisher nicht sichtbare Luke klappt auf. Dahinter müffelt der Kniestock, ein dunkles Loch mit einem Bretterboden.
    »Es kann sein«, sagt Finklin, »dass dich jemand gesehen hat, als du hierher unterwegs warst. Falls nun die Polizei hier aufkreuzt und nachsehen will, ob ich einen Hakenkreuz-Bubi beherberge, dann wird meine Hexe erst einmal Krach schlagen, und wenn sie das tut, dann hast du gerade so viel Zeit, die Bettdecke glatt zu ziehen, hinter der Luke zu verschwinden und sie von innen zuzuziehen … Hast du das begriffen?«
    Harlass zieht es vor, nichts zu sagen. Finklin verlässt die Kammer, die Tür schließt sich wieder. Das Geräusch des Schlüssels, der umgedreht wird. Harlass ist allein mit sich.
    U lrich Jörgass, die Füße auf einen umgedrehten Papierkorb aufgelegt, hat endlich den Kollegen vom Dezernat Organisierte Kriminalität erreicht, aber das Gespräch scheint ihn nicht glücklich zu machen.
    »Definitiv nein?«, fragt er schließlich.
    »Was heißt schon definitiv, Kollege!«, kommt es durch den Hörer. »Ich kann es mir nur nicht vorstellen. Die Russen arbeiten ausschließlich mit Leuten, die sie kennen. Von denen sie wissen, dass sie zuverlässig sind. Die das Maul halten, wenn man sie schnappt, weil sie nämlich wissen, dass ihr weiteres Wohlergehen und vor allem das ihrer Familie in Russland vom Maulhalten abhängt. Abgesehen davon wäre es absolut unter der Würde der Russen, für nasse Arbeit einen Deutschen zu engagieren.«
    »Ich versteh es nicht«, murrt Jörgass. »Da hockt so ein Klüngel aus der Bauverwaltung in der Sauna, mittendrin schwitzt ein Russe, dann wird einer aus der Runde umgelegt – und mit was für einer Knarre passiert das? Richtig, mit einer Jarygin – Kollege, versteh doch, dass das irgendwie kein Zufall sein kann!«
    »Wie hieß denn dieser Russe?«
    »Moment!« Jörgass muss in seinem Notizblock blättern. »Hier. Ruzkow. Gennadij Wassiljewitsch Ruzkow. Soll ich buch stabieren? Hey?«
    »Nein«, kommt

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