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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel
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Frau«, antworte ich patzig.
    »Na und? Mach hier nicht so einen Lärm.«
    Die Hymne verstummt, die Beleuchtung des Displays verschwindet. Mich wundert ein bisschen, dass das Handy nicht mit einem Pincode gesichert ist – aber wahrscheinlich hat die Frau ihr Telefon nie einem anderen anvertraut.
    »Vielleicht finden wir darin ja was, damit wir wissen, wer die Frau war«, plappere ich beim weitergehen.
    »Ne Nutte war’s, hab ich dir doch schon gesagt.«
    »Das ist doch Blödsinn. Nur weil die mit einem von der SPD ...«
    Weiter komme ich nicht, denn das Handy piepst wieder los. Erschrocken sehe ich auf das Display, eine Mitteilung blinkt auf.
    »Junge, Junge«, murmele ich. »Siebenundzwanzig entgangene Anrufe.«
    »Siehste«, triumphiert Paps. »Die ist schwer im Geschäft.«
    Neugierig geworden wähle ich das elektronische Telefonbuch des Handys an. Die ersten drei, vier Namen sagen mir nichts, doch dann werden meine Augen so groß wie Untertassen.
    »Ach du Scheiße«, entfährt es mir. »Weißt du, wen die hier drinstehen hat? George Walker Bush«.
    »Wen?«, fragt Paps gedehnt.
    »Ja, diesen Amipräsidenten.«
    »Du spinnst!«
    Meine Finger fliegen über die Tasten, die Liste der Einträge rauscht an mir vorbei. Mein Sprachzentrum macht sich selbstständig und murmelt hin und wieder einige Namen laut mit.
    »Beck ... Brown ... Sarkozy ... Putin ... Stoiber ... Tante Westerwelle ...«
    »Jetzt weiß ich’s«, behauptet Paps. »Das sind Tarnnamen. Für ihre ganzen Kunden. Eine ganz Raffinierte war das. War bestimmt so eine Edelnutte, mit prominenter Kundschaft. Und damit das diskret bleibt, hat sie diese ganzen Politikernamen genommen. Dieses Biest.«
    »Binsfeld war immerhin auch Politiker«, wage ich einzuwenden.
    »Na und? Vielleicht hat sie ja auch den Papst drin. Das war doch früher schon Methode bei der Stasi, das mit den ganzen Decknamen ...
    Sicherheitshalber schaue ich nach. »Nein, keine Nummer vom Papst.«
    »Komm jetzt«, befiehlt Paps. »Und mach das Teil wieder aus. Am besten schmeißt du das gleich irgendwo weg. Wir sollten machen, dass wir nach Hause kommen.«
    Endlich ein vernünftiger Vorschlag.
    Ich schalte das Handy wieder aus und beschleunige meine Schritte, Schwiegervater hat bereits einen beachtlichen Vorsprung. Es dauert nicht lange, dann haben wir den Geländewagen wieder erreicht. Die Heckklappe fliegt auf, die Spaten landen auf der Ladefläche. Ich nehme das Handy zur Hand, schlage mit dem Absatz eine kleine Kuhle in den Boden und lege das Telefon hinein. Dann scharre ich Erde darüber und trete den Klumpen fest. Ohne Metallsuchgerät findet das garantiert niemand wieder.
    Ich nehme auf dem Beifahrersitz Platz, die Autotür klappt hinter mir zu, ich atme tief durch. Immer noch kommen mir die letzten zwanzig, dreißig Minuten unwirklich vor, als hätte ich eine außerkörperliche Erfahrung gemacht. Vielleicht geschieht es ja doch noch, dass ich, wenn Paps über eine Bodenwelle oder einen dicken Ast fährt, der auf der Straße liegt, in meinem gemütlichen, warmen Bett aufwache.
    Doch vorerst ist alles so realistisch, dass ich im Prinzip genau weiß, dass es kein Traum sein kann. Das Schnaufen meines Schwiegervaters, als er sich auf den Fahrersitz wuchtet, das Klacken des Anlassers, als er den Schlüssel in die Lenksäule rammt, das Brummen des Diesels, der rappelnd wieder zum Leben erwacht, der Schwall feuchtwarmer Luft, der aus den Lüftungsschlitzen dringt ... Nein, das kann wirklich kein Traum sein.
    Paps legt den Rückwärtsgang ein, wendet geschickt den Wagen und tritt das Gaspedal kräftig durch. Nach und nach bahnt sich das erste, morgendliche Zwielicht seinen Weg an den Himmel, einzelne Nebelschwaden sind nun deutlich zu erkennen. Vielleicht noch eine gute Viertelstunde, dann bin ich wieder zu Hause. Wenn wir Glück haben, werden wir auf der Straße noch nicht einmal gesehen, Samstags beginnt der Verkehr immer einige Stunden später als innerhalb der Woche.
    Wir haben das Ende des Forstweges bald erreicht, wir passieren gerade wieder die am Rand abgestellte Limousine. Ich gönne dem anderen Auto einen flüchtigen Blick und starre dann wieder auf den Waldweg. Erst nach etlichen Metern wird mir dieses ungewöhnliche Detail bewusst.
    »Hast du das gesehen?«, frage ich Paps.
    »Was?«
    »Der Wagen. Was der vorne auf dem Kotflügel montiert hatte?«
    »Klar, das war ’ne Deutschlandfahne. Die WM ist ja schon lange vorbei, aber ein paar Idioten gibt’s halt immer noch.«
    »Von

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