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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel
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wegen WM«, stoße ich hervor. »Das war kein einfaches Deutschlandfähnchen auf einem Plastikstiel, das war die Bundesdienstflagge. Mit dem Adler drauf. Eine Standarte!«
    »Erzähl nicht so einen Quatsch«, ermahnt mich Paps. »Das hat dich alles ein bisschen mitgenommen. Ich mach das Radio an, ein wenig Musik bringt dich vielleicht auf andere Gedanken.«
    Ich will protestieren, aber der alte Mann am Steuer ist schneller. Ein sanfter Druck auf einen Sensor auf dem Lenkrad und schon flammt das Display des Kurzwellengeräts grellbunt auf.
    »... keine neuen Hinweise«, dröhnt die Stimme eines besorgt klingenden Nachrichtensprechers aus den Lautsprechern. »Sie war gestern nach einem Empfang im Rahmen des NATO-Gipfels in Bitburg gegen zweiundzwanzig Uhr dreißig in ihr Hotel aufgebrochen. Gegen drei Uhr heute früh stellten die zuständigen Sicherheitsbeamten das Fehlen eines Fahrzeugs der Fahrbereitschaft fest. Wie aus gut unterrichteten Regierungskreisen zu vernehmen war, stellte man im Zusammenhang mit dem daraufhin durchgeführten Sicherheitscheck fest, dass ihr Hotelzimmer leer war. Seitdem blieben alle Versuche, die Regierungschefin aufzufinden, beziehungsweise zu erreichen, erfolglos. Ursprünglich war ihr Eintreffen auf dem NATO-Gipfel erst für heute geplant. Eiligst konsultierte Terrorexperten des BKA gehen indes nicht von einem Anschlag aus ...«
    Mit eiskalten Fingern drehe ich dem Radiomann den Ton ab, mein Blick wandert flackernd zu Paps. Der sitzt nach wie vor konzentriert hinter dem Steuer und lenkt den Wagen gerade vom Waldweg zurück auf die befestigte Straße. Allerdings entdecke ich einige Sorgenfalten auf der Stirn.
    »Hast ... hast du das gehört?«, beginne ich mühsam.
    »Natürlich«, entgegnet er knapp.
    »Weißt du, was das heißt?«, entfährt es mir mit schriller Stimme. »Die Kanzlerin ist verschwunden. Hier. In der Eifel. In dieser Nacht. Mit einem Wagen der Fahrgemeinschaft. Herrgott, wir sind erledigt.«
    Paps legt mir beschwichtigend seinen Arm auf den Ellbogen und schüttelt einmal leicht den Kopf. »Mach dir keine Sorgen«, rät er mir. »Besser kann es doch gar nicht für uns laufen.«
    »Wieso das denn?«, kreische ich.
    »Na, wenn hier alle Welt die Kanzlerin sucht ...«
    »Was ist dann?«
    »Dann interessiert sich doch kein Aas für unsere tote Nutte.«

Aussichtslos
von Klaus Stickelbroeck
    Mist!«
    Ich nahm den letzten Absatz zur hölzernen Aussichtsplattform. Der Typ im dunklen Anzug hatte sie nur knappe fünf Sekunden vor mir betreten. Er war nicht wegen der einzigartigen Aussicht über die herrlichen Eichenwälder der Rureifel hier und stand schon mit einem Fuß auf dem Geländer. Böiger Wind klatschte mir ins Gesicht.
    »Heh!«, rief ich.
    Er reagierte nicht, sondern schwang sein rechtes Bein über die Brüstung.
    »Heh!«, wiederholte ich und trat auf ihn zu.
    »Bleiben Sie weg, verdammt«, zischte er.
    Der Wind wirbelte seine Haare durcheinander. Er sah mich mit ausdruckslosen, wässrig-schläfrigen Augen an.
    »Machen Sie keinen Mist, Mann! Steigen Sie da runter!«, forderte ich ihn mit eindringlicher Stimme auf.
    Er hielt einen Moment inne. Wir beide waren alleine auf der Plattform. Ich trat drei Meter entfernt von ihm an die Reling und sah an der dreieckigen Holzkonstruktion des Boosener Aussichtsturmes herunter. Auf dem mit alten Wackersteinen ausgelegtem Asphalt unter uns war ebenfalls niemand zu sehen. Gute acht Meter war der Turm hoch.
    Wenn er sich geschickt anstellte, konnte das reichen.
    »Mischen Sie sich nicht ein! Lassen Sie mich!«, krächzte er mit heiserer Stimme gegen den Wind und zog sein zweites Bein bis an die Reling.
    Verdammt. Der würde springen. Keine Frage! Ich griff nach hinten in meinen Hosenbund, wo meine Knarre einsatzklar steckte. Zu gefährlich – bevor ich abgedrückt hätte, wäre der längst unten aufgeschlagen. Ich nickte mit dem Kopf über die Brüstung nach unten:
    »Mensch, denken Sie doch mal an die Familie da unten. Die müssen ihren Sprung ja nicht unbedingt mitbekommen!«
    Er hielt inne.
    »Welche Familie?«
    Und schaute für den Bruchteil einer Sekunde nach links. Ich sprang auf ihn zu. Er zuckte zusammen, wollte abspringen, aber ich bekam seine Anzugjacke zu fassen, riß ihn von der Reling runter und drückte ihn auf den Holzboden.
    Er schnaufte.
    »Verdammt, was mischen Sie sich ein? Hauen Sie ab!«
    Ich drehte ihn auf den Bauch und drückte ihn mit einem Haltegriff fest auf den Boden.
    »Ich will nicht, dass Sie

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