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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel
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wie so was dann aussieht, habe man ja bei der Käte vom Will gesehen. Dann wurde der Hein ganz still, und als wir bei ihm vor dem Hof standen, fragte er, ob ich mich noch an den Schützengraben vor Breslau erinnern könne. Er habe noch etwas gut bei mir. Ganz schlecht wurde mir da, aber gesagt habe ich nichts.
    Der Hein erklärte mir dann, was ich tun soll. Anschließend bin ich zurück in die Kneipe. Dort habe ich den Jupp auf dem Weg zum Klo abgepasst und ihm ausgerichtet, dass der Hein doch noch mal reden will. Der Jupp hat sich gewundert, ist aber raus zu Heins Hof. Geldgier.
    Klar, dass der Jupp sauer war, als er später vom Hof kam, denn der Hein hat ihm nicht aufgemacht. Konnte er auch gar nicht mehr, zu dem Zeitpunkt lag er schon wie abgemacht vor der Küchentür im Garten und hatte eine halbe Flasche Klaren intus. Als die Luft rein war, bin ich zu ihm geschlichen. Ganz benebelt von dem Korn und den Schmerzmitteln war der. »Hein?«, habe ich gerufen, »He Hein!?« Die Gabel lehnte an der Wand, auf dem Knauf lagen die Arbeitshandschuhe. Ich zog sie an und nahm einen großen Schluck aus der Pulle. Ein, zwei Mal drehte ich die Gabel in der Hand. Dann kam die Angst.
    Es war dasselbe Gefühl wie damals im Schützengraben bei Breslau, kurz bevor die Russen kamen. Munition hatten wir keine mehr, und der Befehl war: »Bis zum letzten Atemzug!« Vor lauter Zittern habe ich das Bajonett nicht auf das Gewehr bekommen. »Angst vor dem Feind!«, hat der Fähnrich da geschrien und schon seine Pistole auf mich gerichtet. Da hat der Hein ihm von der Seite seinen Gewehrkolben ins Gesicht geschlagen und das Bajonett durch den Bauch in den Brustkorb gerammt. Der Fähnrich konnte zwar noch abdrücken, hat aber nur mein Bein getroffen. Dann sind wir auch schon von den Russen überrannt worden. Wir können von Glück sagen, dass wir uns noch rechtzeitig ergeben konnten.
    Das alles schoss mir durch den Kopf, als der Hein vor mir lag. Er hatte wirklich was gut bei mir, das konnte ich ihm nicht abschlagen. Da hab ich dem Hein die Heugabel in den Bauch gerammt und mit meinem steifen Bein tief in den Brustkorb getreten. Ziemlich einfach ging das, an dem Hein war nicht mehr viel dran. Große Schmerzen hatte er nicht, er stöhnte nur ganz leise.
    Gerade hat der Schmitz angerufen. Sie haben den Jupp mitgenommen. Dringender Tatverdacht. Er wurde ja am Tatort gesehen. Ein Motiv und kein Alibi. Hausdurchsuchung. Sie werden ein Paar Gummistiefel mit Heins Blut an der Sohle in seinem Stall finden. Sieht gar nicht gut für ihn aus.

Geschäft um Mitternacht
von H.P. Karr
    Nicht so schnell«, sagte er und machte eine kleine Bewegung mit der Pistole. »Wir wollen doch kein Aufsehen erregen, nicht wahr?«
    Ich nahm den Fuß vom Gas, und die Tachometernadel sackte wieder auf hundertzwanzig Stundenkilometer. Es ging auf Mitternacht. Die A1 war fast leer.
    »Ich mag die langen Fahrten durch die Nacht«, sagte er und lehnte sich behaglich zurück. »Wenn die Scheinwerfer dieses kleine Stück Straße vor einem aus der Dunkelheit herausschneiden, wenn man den Eindruck hat, durch ein endloses Universum zu gleiten. Hin und wieder die Lichter von Städten oder Ortschaften, helle Fenster, dunkle Fenster. Und dann die Hochspannungsmasten über der Autobahn wie die Skelette von prähistorischen Tieren ...«
    Mein Gott, ein Poet!
    Bei Einbruch der Dunkelheit hatte er mich in der Raststätte auf der Höhe Oberöfflingen angesprochen. Ob ich ihn mitnehmen könne. Er erzählte etwas von einer Panne und einem Geschäftstermin am nächsten Morgen in Trier. Er sah passabel aus, hatte einen kleinen Aktenkoffer dabei. Als er sah, wie ich zögerte, bot er mit eine Benzinkostenbeteiligung an. Ich hatte ihn mitgenommen. Als wir wieder auf der Autobahn waren, so zwischen Niederöfflingen und Flußbach, hatte er die Pistole herausgezogen.
    »Immer weiterfahren«, hatte er gesagt. »Immer geradeaus. Bis ich ›Stop‹ sage.«
    Nach einer halben Stunde klappte er seinen Koffer aus und holte er ein paar Butterbrote heraus. Als ich hinüberschaute, erhaschte ich noch einen kurzen Blick auf ein gutes Dutzend Geldbündel. Dicke Geldbündel. Hunderter und Zweihunderter. Laut Banderolen alle von der Kreissparkasse Vulkaneifel. Die Zweigstelle konnte ich nicht erkennen, aber ich tippte auf Daun.
    Er hatte kein Wort über Geld verloren, den Koffer wieder zugeklappt und sich über seine Butterbrote hergemacht. Fleischwurst und Salami, wenn ich den Geruch richtig deutete, der durch

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