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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel
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aufragte. Die Scheune zur Rechten hätte Rita übersehen, wenn Kalle sie nicht darauf hingewiesen hätte.
    Sie stiegen aus. »Dreh dich um«, bat der schlaksige Kerl.
    Rita tat ihm den Gefallen. Heimlich verbog sie den Außenspiegel und beobachtete, wie Rabes Freund an der Holzwand tastete und von irgendwo einen Schlüssel zutage förderte.
    »Du kannst kommen!«, rief Kalle, stocherte im Vorhängeschloss und schob das Scheunentor zur Seite.
    Rita folgte. Der Typ im Blaumann drückte einen Lichtschalter. Vor ihr glänzten drei nagelneue BMW.
    Sie sagte: »Ich will lieber nicht wissen, welche Geschäfte du betreibst.«
    Rabes Schulfreund schlurfte zum vierten Fahrzeug, das unter einer Plane verborgen war, löste die Verschnürung und raffte das steife Tuch zur Seite. Ein metallicblauer, mit Rostflecken übersäter Golf-GTI kam zum Vorschein.
    Rita konnte es noch immer nicht begreifen. »Warum hast du ihm nicht verraten, wo sein Auto steht?«
    »Siehst du das nicht?«
    Sie trat näher. Die Radkappen des Golf fehlten. Die Sitze ebenfalls. Die Türen waren abmontiert und lehnten am Karosserieskelett. Keine Verkleidungen im Innenraum, keine Bodenmatten. Nacktes Blech.
    Leer.
    »Rabe hätte sofort gedacht, dass ich sein Vertrauen missbraucht hätte«, erklärte Kalle. »Du kanntest ihn nicht. Er konnte eigen sein in solchen Dingen.«
    Rita dachte daran, dass sie Rabe näher kennen gelernt hatte, als ihr lieb war. Sie widersprach: »Aber es ging um deinen Jungen!«
    »Dem hätte er garantiert nichts getan. Das war nur Bluff. Rabe ist ... er war Julians leiblicher Vater. Gerlinde, meine Frau, war früher mit Rabe zusammen. Er dachte, sie hätte mir nie etwas davon erzählt.«
    Rita kämpfte gegen aufsteigende Übelkeit an. Was hatte sie getan? Jemanden erschlagen, der nicht ernsthaft gedroht hatte. Einem Jungen den leiblichen Vater geraubt. Das war nicht sie gewesen, redete sie sich ein. Die Rita, die sie kannte, konnte keiner Fliege etwas antun.
    Ihr war, als bestürmten sie alle Eindrücke des Tages zugleich. Rabe, der auf dem Parkplatz an ihrer Wange keuchte. Das Wimmern des Jungen in der Werkstatt. Rabe, tot, in all seinem Blut.
    Nicht durchdrehen. Nicht so kurz vor dem Ziel. Der Kerl war ein Monster gewesen, schärfte Rita sich ein. Er hatte nicht geblufft. Sie hatte den kleinen Julian gerettet – ein Junge, wie sie sich selbst einen wünschte.
    Rita fiel der Mann ein, der jetzt auf ihren Anruf wartete. Nie hätte sie geglaubt, dass er sie belügen würde, als er sie auf Rabe ansetzte. Im Gegenteil. Sie hatte gehofft, dass er ihr Partner fürs Leben sein könnte.
    Doch die Wahrscheinlichkeit, dass er sie nur benutzen wollte, um sich die Juwelen allein unter den Nagel zu reißen, war seit heute klar zu beziffern: eine Million zu Zweihunderttausend.
    Wetten, dass er in Wirklichkeit nicht daran dachte, sich scheiden zu lassen? Mit einem hatte Rabe Recht gehabt: Nichts ist sicher und auf niemanden ist Verlass.
    Kalle begann, die Plane über das zerlegte Auto zu ziehen.
    »Warte!«, rief Rita.
    Sie umrundete den Golf, ging in die Hocke und inspizierte die Radkästen.
    »Da ist nichts«, beteuerte Kalle. »Glaub mir, mit Autos kenne ich mich aus.«
    Nachdem Rita den Mechaniker bei seiner Familie in Adenau abgesetzt hatte, machte sie sich erneut auf den Weg zur Scheune am Waldrand. Zwölf Stunden waren vergangen, seit sie Rabe vor der Haftanstalt in Rheinbach an Bord genommen hatte. Ihre Rechnung war noch nicht beglichen.
    Rita verringerte das Tempo. Im Licht der Scheinwerfer erkannte sie das Kruzifix, gleich darauf den Feldweg. Der Corsa krachte durch die Schlaglöcher. Der Keilriemen kreischte nicht mehr. Kalle hatte ihn mit wenigen Handgriffen repariert. Der Kerl war einfältig, aber nett.
    An der Holzwand tastete Rita nach dem Schlüssel. Sie fuhr die Ritzen entlang und riss sich Splitter unter die Haut. Endlich fanden ihre Finger ein Astloch und sie hatte das Ding.
    Mühelos öffnete Rita das Vorhängeschloss. Das Tor rollte zur Seite. Beim Gedanken an die Steine pochte Ritas Herz bis in den Hals.
    Eine Million! Wieder verfluchte sie den Schweinehund, der sie überredet hatte, auf die Kontaktanzeige des Juwelendiebs zu antworten.
    Aber jetzt war sie am Drücker.
    Rabes Rostlaube. Runter mit der Plane. Rita untersuchte das Handschuhfach. Sie stocherte in den Lüftungsschlitzen und lugte unter den Reservereifen im Kofferraum. Schließlich fand sie den Hebel, mit dem sich die Motorhaube öffnen ließ.
    Beim Tasten zwischen

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