Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
Vom Netzwerk:
ansonsten stoppligen Gesicht: Dort hatte mich in der Türkei ein Moskito gestochen, und seitdem brauchte ich mich dort nie mehr zu rasieren. Doch ich stelle fest, daß ich diesen Fleck sehr oft reibe, wenn ich mich unbehaglich fühle. Und wenn es etwas gibt, das mir garantiert Unbehagen einflößt, dann ein Klient, der Detektiv spielt. Ich schloß nicht aus, daß sich vielleicht alles so abgespielt hatte, wie er sagte, aber jetzt war ich an der Reihe, den Fachmann zu spielen. «Möglich, aber schlampig», sagte ich. «Ich kann mir keine bessere Methode vorstellen, Alarm zu schlagen, als den Reichstagsbrand zu imitieren. Van der Lubbe zu spielen und das Gebäude in Brand zu setzen, das sieht nicht nach der Arbeit eines professionellen Diebes aus, und ein Mord paßt auch nicht dazu.» Natürlich blieb dabei vieles offen: Ich wußte ja nicht einmal, ob es ein Profi gewesen war, aber nach meiner Erfahrung kommt es selten vor, daß ein Profi eine Arbeit übernimmt, die Mord einschließt. Ich wollte bloß dem Gespräch eine andere Wendung geben.
    «Wer könnte gewußt haben, daß sie Juwelen im Safe hatte?» fragte ich.

    «Ich», sagte Six. « Grete hätte das niemandem erzählt. Ich weiß nicht, ob Paul es jemandem erzählt hat.»
    « Und hatten die beiden Feinde? »
    « Von Paul weiß ich das nicht», erwiderte er, « aber ich bin sicher, daß Grete in der ganzen Welt keinen Feind hatte.» Während ich es für durchaus denkbar hielt, daß Papas kleines Mädchen sich immer die Zähne putzte und ihre Nachtgebete hersagte, konnte ich schwer übersehen, wie unbestimmt sich Herr Six über seinen Schwiegersohn äußerte. Dies war das zweite Mal, daß er unsicher war, was Paul gewußt oder getan haben könnte.
    « Wie steht es mit Ihnen?» sagte ich. « Ein reicher und mächtiger Mann wie Sie muß eine gehörige Anzahl von Feinden haben.» Er nickte. « Gibt es jemanden, der Sie so sehr haßt, daß er Ihre Tochter benutzt hat, um sich an Ihnen zu rächen? »
    Er setzte seine Zigarre wieder in Brand, zog daran und hielt sie dann in den Fingerspitzen von sich weg. « Feinde sind unvermeidlich die logische Folge großen Reichtums, Herr Gunther», sagte er. «Aber ich spreche von geschäftlichen Gegnern, nicht von Gangstern. Ich glaube nicht, daß einer von ihnen zu einer so kaltblütigen Tat imstande wäre.» Er stand auf und ging zum Kamin hinüber. Mit einern großen Schürhaken aus Messing beförderte er energisch das Scheit zurück, das vorn Rost zu fallen drohte. Während er nichts Böses ahnte, versetzte ich ihm einen Tiefschlag: « Karnen Sie und der Gatte Ihrer Tochter gut miteinander aus? »
    Er fuhr herum, um mich anzublicken, den Schürhaken noch in der Hand, das Gesicht leicht gerötet. Das war die Antwort, die ich brauchte, aber gleichwohl versuchte er, mir Sand in die Augen zu streuen. «Wie kommen Sie dazu, eine solche Frage zu stellen?» wollte er wissen.
    « Wirklich, Herr Gunther!» sagte Schemm, indern er so tat, als sei er über meine gefühllose Frage schockiert.

    «Wir hatten unsere Meinungsverschiedenheiten", sagte Six, «aber zeigen Sie mir den Mann, der nicht zuweilen anderer Meinung ist als sein Schwiegersohn." Er legte den Schürh~ken hin. Ich schwieg eine Minute. Schließlich sagte er: «Also, im Hinblick auf die Durchführung Ihrer Ermittlungen würde ich es vorziehen, wenn Sie Ihre Aktivitäten speziell auf die Suche nach den Juwelen beschränken würden. Ich hätte es nicht gern, wenn Sie in meinen Familienangelegenheiten herumschnüffeln würden. Ich werde Ihr Honorar bezahlen, wie hoch auch immer es sein mag ... "
    «Siebzig Mark pro Tag, plus Spesen", log ich und hoffte, daß Schemm es nicht nachgeprüft hatte.
    «Mehr noch: Die Germania-Lebensversicherung und die Germania-Versicherungsgesellschaft werden Ihnen eine Wiederbeschaffungsprämie in Höhe von fünf Prozent zahlen. Sind Sie damit einverstanden, Herr Gunther?" Das würde, wie ich rasch im Kopf errechnete, 37500 Mark ergeben. Mit dieser Summe war ich saniert. Ich nickte, wenngleich mir die Spielregeln, die er festlegte, nicht gefielen. Andererseits ging es um fast 40000 Mark, da konnte ich ihn schon gewähren lassen.
    «Aber ich warne Sie, ich bin kein geduldiger Mann», sagte er. «Ich will Ergebnisse, und ich will sie rasch. Ich habe einen Scheck für Ihre unmittelbaren Bedürfnisse ausgestellt.» Er nickte seinem Handlanger zu, und dieser reichte mir einen Scheck. Es war ein Barscheck über tausend Mark, einzulösen bei der

Weitere Kostenlose Bücher