Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin
bereits geschlossen, daß ihre großen Brüste ohne Stütze auskamen.
«Also)}, sagte ich. «Wegen welcher Angelegenheit wollten Sie mich sehen?» Zu meiner Überraschung berührte sie leicht mein Knie.
« Nur mit der Ruhe», lächelte sie. « Sie sind doch nicht in Eile, oder?» Ich schüttelte den Kopf und sah zu, wie sie ihre Zigarette ausdrückte. Es waren bereits zahlreiche Kippen im Aschenbecher, alle dick mit Lippenstift verschmiert, aber keine Zigarette hatte sie länger als ein paar Züge geraucht, und mir kam der Gedanke, daß eigentlich sie diejenige war, der die Ruhe fehlte; vielleicht machte sie irgend etwas nervös. Ich vielleicht. Als wolle sie meine Theorie bestätigen, sprang sie auf, goß sich ein zweites Glas Bowle ein und legte eine andere Platte auf.
«Schmeckt Ihnen Ihr Drink? »
«Ja», sagte ich und nahm einen kleinen Schluck. Es war ein guter Whisky, weich und torfig und unverschnitten. Dann fragte ich sie, wie gut sie Paul und Grete Pfarr gekannt habe. Ich glaube nicht, daß die Frage sie überraschte. Statt dessen rückte sie sich dicht an mich heran, so daß wir einander berührten, und lächelte sonderbar.
«Ach ja», sagte sie schelmisch. «Ich vergaß. Sie sind der Mann, der für Hermann den Brand untersucht, nicht wahr?» Sie lächelte noch immer und fügte hinzu: «Ich schätze, dieser Fall gibt der Polizei Rätsel auf.» Es war ein sarkastischer Unterton in ihrer Stimme. «Und dann kommen Sie, der große Detektiv, und finden den Dreh, der das ganze Geheimnis entschlüsselt.»
«Es gibt kein Geheimnis, Fräulein Rudel », sagte ich herausfordernd. Das brachte sie kaum aus der Fassung.
«Aber das Geheimnis ist doch wohl, wer es getan hat.» «Ein Geheimnis ist etwas, das menschliches Wissen und Fassungsvermögen übersteigt, und das bedeutet, daß ich meine Zeit vergeuden würde, wenn ich auch nur versuchte, es zu entschlüsseln. Nein, dieser Fall ist nicht mehr als ein Puzzle, und zufällig mag ich Puzzles.»
« 0 h, ich auch», sagte sie beinahe spöttisch, wie ich fand. « Und, bitte, solange Sie hier sind, müssen Sie mich Ilse nennen. Und ich werde Sie bei Ihrem Vornamen nennen. Wie ist er? »
« Bernhard.»
« Bernhard », sagte sie, « ist ein bißchen lang, kürzen wir ihn ab, Bernie.» Sie nahm einen tiefen Schluck von der Champagner-Sauternes-Mischung, fischte eine Erdbeere aus ihrem Glas und aß sie. « Nun, Bernie, Sie müssen ein sehr guter Privatdetektiv sein, wenn Sie für Hermann an etwas so Wichtigem arbeiten. Ich dachte, ihr Schnüffler wärt alle kleine, schäbige Männer, die Ehemänner verfolgen, durch Schlüssellöcher beobachten, was sie treiben, und es dann ihren Frauen erzählen.»
« Scheidungsfälle sind ungefähr die einzigen Sachen, die ich nicht übernehme.»
« Tatsächlich?» sagte sie und lächelte vor sich hin. Das ärgerte mich ein bißchen; zum Teil, weil ich spürte, daß sie mich herablassend behandelte, aber auch, weil ich ihr das Lächeln um jeden Preis mit einem Kuß austreiben wollte. Und wenn das nicht ging, mit dem Handrücken.
« Sagen Sie, verdienen Sie viel Geld mit Ihrer Tätigkeit? » Sie berührte leicht meinen Schenkel, um anzudeuten, daß sie mit ihrer Frage noch nicht fertig war, und fügte hinzu: « Ich möchte nicht, daß Sie mich für ungehobelt halten. Aber was ich wissen möchte, ist: Haben Sie ein komfortables Leben? »
Ich warf einen Blick auf meine prächtige Umgebung, ehe ich antwortete: «Ich und Komfort? Ich habe soviel davon wie ein Bauhaus-Sessel.» Das brachte sie zum Lachen. «Sie haben meine Frage über die Pfarrs nicht beantwortet», sagte ich.
«Wirklich nicht? »
«Das wissen Sie verdammt gut.»
Sie zuckte die Achseln. «Ich kannte sie.»
« Gut genug, um zu wissen, was Paul gegen Ihren Ehemann hatte? »
« Interessiert Sie das wirklich?» sagte sie.
«Für den Anfang schon.}) Sie stieß einen ungeduldigen kleinen Seufzer aus. «In Ordnung. Wir werden Ihr Spiel spielen, aber nur, bis ich die Nase davon voll habe.» Sie zog die Augenbrauen hoch und blickte mich fragend an, und obwohl ich keine Ahnung hatte, was sie meinte, zuckte ich die Achseln und sagte: «Von mir aus, gern.»
«Es stimmt, sie kamen nicht miteinander aus, aber ich habe nicht den leisesten Schimmer, warum das so war. Als ich Paul und Grete zum ersten Mal begegnete, war Hermann dagegen, daß sie heirateten. Er glaubte, Paul wolle nur eine reiche Frau ergattern. Er versuchte, Grete zu überreden, ihn fallenzulassen. Aber Grete
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