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Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin

Titel: Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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wollte nicht auf ihn hören. Danach ließ sich, nach allem, was man hörte, alles recht gut an. Zumindest bis Hermanns erste Frau starb. Zu dieser Zeit kannte ich ihn schon eine Weile. Es war, als wir heirateten, da begann das Verhältnis der beiden zueinander sich merklich abzukühlen. Grete fing an zu trinken. Und ihre Ehe war wohl nicht mehr als ein Feigenblatt, anstandshalber - weil Paul im Ministerium arbeitete und all das.»
    «Was machte er da eigentlich, wissen Sie das? » « Keine Ahnung.»
    «Trieb er sich rum?»
    «Mit anderen Frauen?» Sie lachte. «Paul war ein gutaussehender Mann, aber ein bißchen lahm. Er widmete sich ganz seiner Arbeit, nicht einer anderen Frau. Falls er's tat, hat er es perfekt geheimgehalten.»

    «Was war mit ihr? »
    Ilse Rudel schüttelte den Kopf und nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Glas. « Nicht ihr Stil.» Aber sie hielt einen Augenblick inne und sah nachdenklich aus. «Obwohl ... » Sie zuckte die Achseln. «Es hat wahrscheinlich überhaupt nichts zu bedeuten.»
    «Kommen Sie», sagte ich. «Raus damit.»
    «Na ja, einmal in Dahlem, da kam mir der flüchtige Verdacht, Grete könne etwas mit Haupthändler haben.» Ich hob eine Augenbraue. «Hermanns Privatsekretär. Das muß um die Zeit gewesen sein, als die Italiener Addis Abeba besetzten. Ich erinnere mich nur deshalb daran, weil ich zu einer Gesellschaft in der italienischen Botschaft ging.»
    «Das dürfte Anfang Mai gewesen sein.»
    «Ja. Hermann war jedenfalls geschäftlich unterwegs, und ich war deshalb unabhängig. Ich machte einen Film bei der Ufa und mußte am nächsten Morgen früh aufstehen. Ich beschloß, die Nacht in Dahlem zu verbringen, damit ich am Morgen ein bißchen mehr Zeit hatte. Von dort kommt man erheblich schneller nach Babelsberg. Wie dem auch sei, als ich heimkam, steckte ich meinen Kopf durch die Tür zum Salon, weil ich ein Buch suchte, das ich dort hatte liegenlassen, und wen fand ich dort im Dunklen sitzen? Hjalmar Haupthändler und Grete.»
    « Was trieben die beiden ? »
    «Nichts. Überhaupt nichts. Das machte es ja so verdammt verdächtig. Es war zwei Uhr morgens, und sie saßen da, an den entgegengesetzten Enden desselben Sofas, wie zwei Schulkinder bei ihrem ersten Rendezvous. Ich konnte deutlich sehen, wie verlegen sie waren, mich zu sehen. Sie erzählten mir etwas, sie hätten sich verplaudert und nicht gemerkt, daß es schon so spät sei. Aber diesen Unsinn nahm ich ihnen nicht ab.»
    « Erwähnten Sie die Sache Ihrem Mann gegenüber? »

    «Nein », erwiderte sie. «Genau gesagt, ich vergaß sie. Und selbst wenn es nicht so gewesen wäre, hätte ich Hermann nichts davon erzählt. Hermann gehört nicht zu den Männern, die einfach alles auf sich beruhen lassen und abwarten können, bis sich das Problem von selber erledigt. Die meisten reichen Männer sind so, denke ich. Sie trauen keinem und verdächtigen jeden.»
    «Ich würde sagen, er muß Ihnen ziemlich vertrauen, Ihnen Ihre eigene Wohnung zuzugestehen.»
    Sie lachte verächtlich. «Gott, Sie machen mir Spaß! Wenn Sie wüßten, was ich mir gefallen lassen muß. Aber dann wüßten Sie wahrscheinlich alles über uns, denn Sie sind ja ein Privatschnüffler. » Sie ließ mich nicht antworten. «Ich mußte eine ganze Reihe Hausmädchen entlassen, weil er sie bestochen hatte, mir nachzuspionieren. Er ist wirklich ein eifersüchtiger Mann.»
    «Unter ähnlichen Umständen würde ich vermutlich genauso handeln», sagte ich. «Die meisten Männer wären eifersüchtig auf eine Frau wie Sie.» Sie blickte mir ins Auge und musterte mich dann abschätzend. Es war jener herausfordernde Blick, den sich nur Huren und unglaublich reiche und schöne Filmstars erlauben können. Es war ein Blick, der mich wünschen ließ, an ihrem Körper hochzuklettern wie eine Schlingpflanze an einem Gitter. «Ehrlich gesagt, es macht Ihnen vermutlich Spaß, einen Mann eifersüchtig zu machen. Sie machen auf mich den Eindruck einer Frau, die ihre Hand ausstreckt, als wolle sie nach links, und sich dann nach rechts wendet, nur um den Mann im unklaren zu lassen. Sind Sie bereit, mir zu erzählen, warum Sie mich heute abend hergebeten haben?»
    «Ich habe mein Hausmädchen nach Hause geschickt», sagte sie, «also hören Sie auf, Phrasen zu dreschen, und küssen Sie mich, Sie Vollidiot.» Normalerweise lasse ich mir nicht gern befehlen, doch in diesem Fall machte ich keine Einwände. Es kommt nicht jeden Tag vor, daß man von einer Filmdiva aufgefordert wird, sie

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