Bernhard Gunther 01 - Feuer in Berlin
zu küssen. Sie bot mir die weichen, üppigen Innenseiten ihrer Lippen, und ich tat mein Bestes, es mit ihnen aufzunehmen, bloß um nicht unhöflich zu sein. Nach einer Minute spürte ich, wie sie in Wallung geriet, und als sie sich meinem saugenden Kuß entzog, war ihre Stimme leidenschaftlich und atemlos.
«Uff, das war ein richtiger Anheizer.»
«Ich übe im stillen Kämmerlein.» Sie lächelte und begann mich zu küssen, als habe sie die Absicht, die Kontrolle über sich zu verlieren und mich dazu zu bringen, mich nicht länger zurückzuhalten. Sie atmete durch die Nase, als brauche sie mehr Sauerstoff, wurde allmählich leidenschaftlicher, und ich hielt mit ihr Schritt, bis sie sagte: «Ich will, daß du mich fickst, Bernie." Ich hörte es, und jedes Wort ging mir unter die Haut. Wir standen stumm da, und dann nahm sie mich bei der Hand und führte mich ins Schlafzimmer.
«Ich muß noch mal ins Bad", sagte ich. Sie zog die Jacke über ihren Kopf, so daß ihre Brüste schaukelten: Das waren echte Filmstartitten, und einen Augenblick konnte ich mich nicht von diesem Anblick losreißen. Die beiden braunen Brustwarzen wölbten sich wie kleine britische Soldatenhelme.
«Bleib nicht zu lange, Bernie", sagte sie und ließ erst die Schärpe, dann die Hose zu Boden sinken, so daß sie nur noch im Schlüpfer dastand.
Jedoch im Badezimmer warf ich einen langen, ernsthaften Blick in den Spiegel, der eine ganze Wand ausfüllte, und fragte mich, warum eine lebende Göttin wie diese, die gerade dieweiße Satin-Bettdecke zurückschlug, ausgerechnet mich brauchte, um ihr zu helfen, eine hohe Wäschereirechnung zu rechtfertigen. Es war weder mein Unschuldsgesicht noch mein sonniges Gemüt. Mit meiner gebrochenen Nase und meinem eingedellten Kiefer wäre ich wohl nur in der Boxbude eines Jahrmarktes als stattlich angesehen worden. Ich bildete mir nicht eine Minute ein, daß mein blondes Haar und meine blauen Augen mich zu einem eleganten Herrn machten. Sie wollte außer einem Fick noch etwas anderes, und ich war ausgeschlafen genug, zu ahnen, was das war. Das dumme war, daß ich eine Erektion hatte, die mich, zumindest im Augenblick, ganz und gar beherrschte.
Als ich ins Schlafzimmer zurückkam, stand sie noch immer da und wartete darauf, daß ich zur Sache kam. Ungeduldig streifte ich ihr den Schlüpfer ab und zog sie auf das Bett, wo ich ihre glatten, gebräunten Schenkel auseinanderzwang wie ein aufgeregter Gelehrter, der ein kostbares Buch öffnet. Eine ganze Weile vertiefte ich mich in den Text, schlug mit meinen Fingern die Seiten um und weidete meine Augen an dem, was zu besitzen ich mir nie hatte träumen lassen.
Wir ließen das Licht brennen, so daß ich mich schließlich selber dabei beobachten konnte, wie ich in den gekräuselten Flaum zwischen ihren Beinen eindrang. Und danach lag sie auf mir, atmend wie ein schläfriger, aber zufriedener Hund, und streichelte meine Brust, beinahe so, als flöße ich ihr Respekt ein.
«Meine Güte, du bist ein gutgebauter Mann.»
« Meine Mutter war Hufschmied », sagte ich. « Sie pflegte einen Nagel mit der Handfläche in einen Pferdehuf zu hämmern. Ich hab den Körperbau von ihr.» Sie kicherte.
« Du sagst nicht viel, aber wenn du's tust, machst du gern Witze, oder? »
« Es gibt in Deutschland jede Menge Tote, die sehr ernst
aussehen.»
« Und zynisch bist du auch noch. Warum?» « Ich war früher mal Priester.»
Sie befühlte die kleine Narbe auf meiner Stirn, wo ein Stück Schrapnell mich zerkratzt hatte. « Woher hast du die? »
« Sonntags boxe ich nach der Kirche immer mit den Chorknaben in der Sakristei. Magst du Boxen?» Ich erinnerte mich an das Foto von Schmeling auf dem Klavier.
«Ich schwärme fürs Boxen», erwiderte sie. «Ich liebe gewalttätige, kraftvolle Männer. Ich gehe für mein Leben gern in den Zirkus Busch und sehe zu, wie sie vor einem großen Kampf trainieren, bloß um zu sehen, ob sie sich verteidigen oder angreifen, wie sie Haken schlagen, ob sie Mumm haben.»
«Genau wie eine von diesen Edelfrauen im alten Rom», sagte ich, «die ihre Gladiatoren unter die Lupe nimmt, um zu sehen, wer gewinnen wird, bevor sie auf ihn setzt.» «Aber natürlich. Ich liebe Gewinner. Was dich angeht ... » «Ja? »
«Ich würde sagen, du könntest einiges einstecken. Vielleicht 'ne ganze Menge. Für mich bist du einer von der ausdauernden, geduldigen Sorte. Einer mit Überlegung. Darauf vorbereitet, mehr als eine kleine Bestrafung zu schlucken. Das
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