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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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ihre elegante Art zu rollen.» Er holte die rote Kugel aus dem Loch und legte sie zu seiner eigenen Befriedigung wieder auf den Filz. «Aber am meisten liebe ich die Farbe Grün. Wußten Sie, daß bei den Kelten die Farbe Grün als Unglücks botin gilt? Nein? Sie glauben, auf Grün folge Schwarz. Vermutlich deswegen, weil die Engländer die Iren zu hängen pflegten, weil sie Grün tru gen. Oder waren es die Schotten?» Einen Augenblick starrte König fast geistesabwesend auf die Fläche des Billardtisches, gleichsam als wolle er ihn mit der Zunge ablecken.
    «Sehen Sie doch selbst», keuchte er. «Grün ist die Farbe des Ehrgeizes und der Jugend. Es ist die Farbe des Lebens und der ewigen Ruhe. Requiem aeternam dona eis.» Zögernd legte er sein Queue auf den Tisch und wandte sich, eine dicke Zigarre aus einer seiner Taschen zaubernd, vom Tisch ab. Der Terrier erhob sich erwartungsvoll. «Sie sagten am Tele fon, Sie hätten etwas für mich. Etwas Wichtiges.»
    Ich übergab ihm Belinskys Umschlag. «Tut mir leid, daß es nicht mit grüner Tinte geschrieben ist», sagte ich und sah zu, wie er die Papiere herausnahm. «Können Sie Kyrillisch le sen? »
    König schüttelte den Kopf. «Ich fürchte, es könnte eben sogut in Gälisch geschrieben sein.» Doch er machte weiter, breitete die Papiere auf dem Billardtisch aus und setzte seine Zigarre in Brand. Als der Hund bellte, befahl er ihm, ruhig zu sein. « Vielleicht wären Sie so freundlich, mir genau zu er klären, was ich da sehe.»
    « Das sind Einzelheiten über Anordnungen und Methoden des KGB in Ungarn und Niederösterreich.» Ich lächelte kühl und setzte mich an einen Tisch in der Nähe, wo der Kellner gerade meinen Kaffee serviert hatte.
    König nickte bedächtig, starrte noch ein paar Sekunden verständnislos auf die Papiere, dann raffte er sie zusammen, steckte sie wieder in den Umschlag und schob ihn in seine Jackentasche.
    « Sehr interessant», sagte er, an meinem Tisch Platz neh mend.
    « Nehmen wir einen Augenblick an, daß die Papier echt sind ... »
    « Und ob die echt sind», sagte ich rasch.
    Er lächelte nachsichtig, als hätte ich keine Vorstellung von der ausgedehnten Prozedur, mit der solche Informationen auf ihre Echtheit überprüft werden. « Angenommen, sie sind echt », wiederholte er bestimmt, « dann will ich genau wis sen, wie Sie in ihren Besitz gekommen sind.»
    Zwei Männer traten an den Billardtisch und begannen ein Spiel. König rückte seinen Stuhl beiseite und gab mir mit dem Kopf ein Zeichen, es ihm nachzumachen. (    Erst jetzt schüttelte König energisch den Kopf und nahm seinen Hund hoch, der ihm spielerisch das Ohr leckte.
    « Dies ist weder die rechte Zeit noch der rechte Ort», sagte er. « Aber ich bin beeindruckt, wenn ich sehe, wie fleißig Sie gewesen sein müssen.» Er hob seine Augenbrauen und beob achtete, als sei er abgelenkt, die beiden Billardspieler. « Ich erfuhr heute morgen, daß es Ihnen gelungen ist, diesem

    Freund von mir ein paar Bezugsscheine für Benzin zu besor gen. Dem Freund im Allgemeinen Krankenhaus.» Ich begriff, daß er über den Mord an Traudl sprach. «Und auch so prompt, kaum daß wir über die Sache gesprochen hatten. Das war wirklich überaus tüchtig, seien Sie versichert.» Er blies Rauch gegen den Hund in seinem Schoß, der schniefte und dann nieste. «Es ist ja heutzutage in Wien so schwierig, für etwas zuverlässig Nachschub zu bekommen.»
    Ich zuckte die Achseln. «Man muß bloß die richtigen Leute kennen, das ist alles.»
    «Was Sie sicherlich tun, mein Freund.» Er klopfte auf die Brusttasche seines grünen Tweedanzuges, in die er Belinskys Papiere gesteckt hatte. «Unter diesen besonderen Umstän den, meine ich, sollte ich Sie mit jemandem in der Firma be kannt machen, der besser als ich dazu in der Lage ist, die Qualität Ihrer Quelle zu beurteilen. Jemand, der, wie der Zu fall es will, begierig ist, Sie kennenzulernen, um zu entschei den, wie man einen Mann mit Ihrer Fähigkeit und Geschick lichkeit am besten einsetzen könnte. Ursprünglich wollten wir mit dem Treffen noch ein paar Wochen warten, aber diese neue Information verändert alles. Trotzdem muß ich zuerst einen Anruf tätigen. Ich werde in

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