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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Arbeitskräften.
    Anschließend erwies mir Poroschin eine oder zwei Gefäl ligkeiten. Besorgte mir Papiere, verschaffte mir eine Zigaret tenkonzession, so was in der Art. Wir standen auf freund schaftlichem Fuß miteinander. Und als die Org-Leute auf tauchten, um mich anzuwerben, erzählte ich ihm davon. Warum nicht? Ich hielt König und seine Freunde für eine Clique von Spinnern. Aber ich war froh, durch sie Geld zu verdienen. Ich hatte, ehrlich gesagt, mit der Org nicht viel zu schaffen, abgesehen von diesen merkwürdigen Kurierdien sten nach Berlin. Trotzdem, er war darauf erpicht, daß ich mich näher mit ihnen einließ, und als er mir einen Haufen Geld anbot, willigte ich ein. Aber sie waren lächerlich arg wöhnisch, Berni, und als ich mein Interesse äußerte, mehr Arbeit für sie zu übernehmen, bestanden sie darauf, daß ich mich einer Befragung über meinen Dienst bei der SS und meine Gefangenschaft in einem sowjetischen Lager unter zog. Es störte sie mächtig, daß ich entlassen worden war. Damals ließen sie kein Wort darüber verlauten, aber im Hin blick auf das, was seitdem passiert ist, müssen sie wohl zu dem Schluß gekommen sein, daß man mir nicht trauen und mich aus dem Weg räumen müsse.» Becker zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich auf dem harten Stuhl zurück.
    « Warum haben Sie das nicht alles der Polizei erzählt? »
    Er lachte. « Meinen Sie etwa, das hätte ich nicht getan? Als ich ihnen von der Org erzählte, dachten diese blöden Schweine, ich spräche vom Werwolf. Sie wissen, sie meinten diesen Mist über eine Nazi-Terrorgruppe."
    «Daher hat Shields also seine Weisheit."
    « Shields?» schnaubte Becker. «Er ist ein verdammter Idiot.»
    «Schon gut, warum haben Sie mir nichts von der Org er zählt? »
    «Wie ich sagte, Berni, ich war nicht sicher, ob man Sie nicht bereits in Berlin angeworben hatte. Als ehemaliger Kripo- und Abwehrmann waren Sie genau der Typ, den sie suchen. Wären Sie aber nicht in der Org gewesen und ich hätte Ihnen davon erzählt, wären Sie vielleicht in Wien rum gelaufen und hätten Fragen nach der Org gestellt, und in die sem Fall wären Sie umgebracht worden, genauso wie meine beiden Geschäftspartner. Und wenn Sie in der Org gewesen wären, dachte ich, dann vielleicht bloß in Berlin. Hier in Wien würden Sie weiter nichts sein als ein Detektiv, wenn gleich einer, den ich kannte und dem ich vertraute. Verstehen Sie? »
    Ich knurrte zustimmend und fummelte nach meinen Ziga retten.
    «Sie hätten es mir trotzdem erzählen sollen.»
    « Vielleicht.» Er zog heftig an seiner Zigarette. «Hören Sie, Berni. Mein erstes Angebot steht noch. Dreißigtausend Dol lar, wenn Sie mich aus diesem Loch rausholen. Wenn Sie also irgendwas in petto haben ... »
    «Das hier», sagte ich und schnitt ihm das Wort ab. Ich holte Müllers Foto aus der Tasche. «Erkennen Sie ihn? "
    « Ich glaube nicht. Aber ich habe dieses Bild schon mal ge sehen. Wenigstens glaube ich das. Traudl hat's mir gezeigt, bevor Sie nach Wien kamen."
    «Wirklich? Sagte sie, woher sie es hatte? "
    «Von Poroschin, glaube ich." Er betrachtete das Foto ge nauer.

    «Eichenlaub-Kragenspiegel, silberne Schultertressen. Ein SS-Brigadeführer, wie es aussieht. Egal, wer ist es?» « Heinrich Müller.»
    « Gestapo-Müller? »
    « Offiziell ist er tot, also möchte ich, daß Sie im Augen blick darüber Stillschweigen bewahren. Ich habe mich mit diesem amerikanischen Agenten von der Kommission für Kriegsverbrechen zusammengetan, der am Fall Linden inter essiert ist. Linden arbeitete für dieselbe Abteilung. Offen sichtlich hat die Waffe, die benutzt wurde, um Linden zu tö ten, Müller gehört, und sie wurde auch dazu benutzt, einen falschen Müller zu töten. Das heißt, daß Müller noch am Le ben sein könnte. Natürlich sind die Kriegsverbrecherjäger scharf darauf, Müller um jeden Preis zu kriegen. Das bedeu tet leider, daß Sie weiterhin an Ort und Stelle bleiben, wenig stens im Augenblick.» - « Ich hätte nichts dagegen, wenn die ser Ort stabil wäre. Aber der bestimmte Ort, den sie im Sinn haben, ist mit Scharnieren versehen. Hätten Sie was dagegen, mir zu erklären, was das genau bedeutet? »
    « Es bedeutet, daß sie nicht bereit sind, irgend etwas zu un ternehmen, was Müller aus Wien verscheuchen könnte.»
    « Vorausgesetzt, er ist hier.»
    « Das ist richtig. Weil es sich um eine Operation des Ge heimdienstes handelt, sind sie nicht bereit, zuzulassen, daß die Militärpolizei sich

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