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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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«Was können Sie anderes tun, als dafür zu sorgen, daß die Frau es ist, die den Schlag aufs Maul bekommt und nicht er? Amerikanische Offiziere nehmen es nicht sehr freundlich auf, wenn sie eine geknallt kriegen, am allerwe nigsten von Krauts. Es ist eines der kleinen Vorrechte des Er oberers, daß er sich von seinem besiegten Feind nicht jeden Scheiß gefallen lassen muß. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie das vergessen haben, Gruppenführer. Sie schon gar nicht.»
    Ich beobachtete sein Grinsen mit erhöhter Neugier. Es war ein gerissenes Lächeln, auf dem Gesicht eines alten Fuchses, doch dessen Zähne konnten noch zubeißen.
    «Das war sehr klug von Ihnen », sagte er. «Es zahlt sich nicht aus, rumzurennen und Amerikaner umzubringen.» Als er nach einer Pause hinzufügte: «Erinnern Sie sich an Emil Becker?» sah ich mein Mißtrauen gegen ihn bestätigt. Es wäre töricht gewesen, ihm so etwas wie ein gestörtes Erinne rungsvermögen vorzuspielen. Er kannte mich besser.
    «Natürlich», sagte ich.
    «Es war seine Freundin, die Sie auf Königs Befehl töten sollten. Jedenfalls eine seiner Freundinnen.»
    Ich runzelte die Stirn. «Aber König sagte, sie sei vom KGB.»
    «War sie auch. Becker ebenfalls. Er brachte einen amerika nischen Offizier um. Aber vorher versuchte er, die arg zu in filtrieren. »
    Ich schüttelte bedächtig den Kopf. «Ein Gauner, viel leicht», sagte ich, «aber als Spion der Iwans kann ich mir Becker nicht vorstellen.» Nebe nickte nachdrücklich. «Hier in Wien?» Er nickte wieder. «Wußte er, daß Sie am Leben sind? »
    «Natürlich nicht. Wir benutzten ihn hin und wieder für kleine Kurierdienste. Es war ein Fehler. Becker war ein Schwarzhändler, genau wie Sie, Berni. Ein ziemlich erfolgrei cher, muß man sagen. Aber was seinen Wert für uns anging, litt er an Selbsttäuschung. Er dachte, er wäre in der Mitte eines sehr großen Teiches. Aber dort war er niemals. Ganz ehr lich, wenn ein Meteorit in der Mitte des Teichs eingeschlagen wäre, hätte Becker noch nicht mal das kleinste Kräuseln be merkt.»
    « Wie sind Sie ihm auf die Schliche gekommen?»
    «Seine Frau hat's uns erzählt», sagte Nebe. «Als er aus dem sowjetischen Kriegsgefangenenlager zurückkam, schick ten unsere Leute in Berlin jemanden bei ihm vorbei, um zu se hen, ob man ihn für die Org anheuern konnte. Nun ja, die trafen ihn nicht an, und als sie endlich mit seiner Frau spra chen, hatte er Berlin bereits verlassen und lebte hier in Wien. Seine Frau erzählte uns von seiner Verbindung zu einem russischen KGB-Oberst. Doch aus welchem Grund auch im mer - eigentlich war es reine blutige Unfähigkeit - dauerte es eine ganze Weile, bis die Information die Wiener Sektion er reichte. Und zu dieser Zeit hatte ihn einer unserer Anwerber bereits verpflichtet.»
    « Und wo ist er jetzt? »
    « Hier in Wien, im Knast. Die Amerikaner stellen ihn we gen Mordes vor Gericht, und er wird mit Sicherheit hängen.» « Das muß für Sie ziemlich praktisch sein», sagte ich und wagte mich ein bißehen vor. « Ein bißchen zu praktisch, wenn Sie mich fragen. »
    «Berufsinstinkt, Berni? »
    «Nennen wir's lieber ein Gefühl. Damit ich nicht wie ein Amateur dastehe, falls ich mich irre.»
    « Sie bauen noch immer auf das Gefühl im Magen, wie?» «Vor allem jetzt, wo ich wieder was Handfestes im Magen habe, Arthur. Nach Berlin ist Wien eine Stadt, die satt macht.»
    « Sie glauben also, daß wir den Amerikaner umgebracht haben? »
    «Hängt davon ab, wer er war und ob ihr einen guten Grund hattet. Dann brauchtet ihr nicht mehr zu tun, als da für zu sorgen, daß die Amis einen Mörder bekamen. Jemanden, den ihr aus dem Weg haben wolltet. Auf diese Art konn tet ihr zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Hab ich recht? »
    Nebe neigte seinen Kopf ein wenig zur Seite. «Vielleicht.
    Aber versuchen Sie nicht dauernd, mich daran zu erinnern, was für ein guter Polizist Sie waren, indem Sie so etwas Dum mes tun und es beweisen. Es ist immer noch ein sehr wunder Punkt bei manchen Leuten in dieser Sektion. Also wäre es das beste, wenn Sie darüber ganz den Schnabel halten wür den.
    Wissen Sie, wenn Sie wirklich meinen, ein bißchen Detek tiv spielen zu müssen, könnten Sie uns vielleicht in den Ge nuß Ihres Rates kommen lassen, denn wir versuchen nämlich eine unserer eigenen vermißten Personen zu finden. Der Name des Mannes ist Dr. Karl Heim, und er ist Zahnarzt. Zwei unserer Leute sollten ihn heute morgen nach Pullach bringen, doch

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