Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
Vom Netzwerk:
als sie zu seinem Haus kamen, fanden sie keine Spur von ihm. Natürlich, möglicherweise ist er bloß auf eine Kneiptour gegangen, aber in dieser Stadt besteht immer die Möglichkeit, daß die Iwans ihn geschnappt haben. Es gibt hier zwei unabhängige Banden, die für die Russen arbeiten. Als Gegenleistung bekommen sie die Konzessionen zum Ver kauf von Zigaretten. Soweit wir bisher feststellen konnten, sind beide Banden Beckers russischem Oberst unterstellt. Vor allem auf diese Weise ist er vermutlich an die meisten sei ner Warenvorräte gekommen.»
    «Sicher», sagte ich, unbeeindruckt durch diese neu este Enthüllung über Beckers Zusammenarbeit mit Oberst Poro schin. «Was soll ich tun?»
    «Sprechen Sie mit König», wies Nebe mich an, «raten Sie ihm, wie er vorgehen soll, um Heim zu finden. Wenn Sie Zeit haben, könnten Sie ihm vielleicht persönlich helfen.»
    «Kein Problem», sagte ich. «Sonst noch was? »
    «Ja. Ich möchte, daß Sie morgen früh wieder herkommen.
    Einer von unseren Leuten wird da sein, der für alles, was mit

    dem KGB zu tun hat, Spezialist ist. Ich habe das Gefühl, er wird besonders darauf erpicht sein, mit Ihnen über Ihre Quelle zu sprechen. Sagen wir zehn Uhr? »
    «Zehn Uhr», wiederholte ich.
    Nebe stand auf und kam um den Tisch herum, um mir die Hand zu schütteln. «Tut gut, ein altes Gesicht zu sehen, selbst wenn es wie mein Gewissen aussieht.»
    Ich lächelte schwach und gab ihm die Hand. «Was vorbei ist, ist vorbei», sagte ich.
    «Genauso ist es », erwiderte er und legte mir die eine Hand auf die Schulter. «Bis morgen. König wird Sie in die Stadt zu rückbringen. »
    Nebe öffnete die Tür und brachte mich die Treppe hinun ter zum vorderen Teil des Hauses. «Tut mir leid, das mit Ih rer Frau zu hören. Ich könnte veranlassen, daß man ihr PX Scheine schickt, wenn Sie wollen.»
    «Machen Sie sich keine Mühe», sagte ich rasch. Das letzte, was ich mir wünschte, war, daß jemand von der Org in meiner Wohnung in Berlin aufkreuzte und Kirsten komi sche Fragen stellte, von denen sie nicht wußte, wie sie sie be antworten sollte. «Sie arbeitet in einer amerikanischen Bar und bekommt alle PX-Scheine, die sie braucht.»
    In der Eingangshalle stießen wir auf König, der mit seinem Hund spielte.
    «Frauen », lachte Nebe. «Es war eine Frau, die König den Hund gekauft hat, stimmt's, Helmut?»

«Ja, Herr General.»
    Nebe beugte sich herab, um das Tier am Bauch zu kitzeln.
    Es rollte sich auf den Rücken und gab sich fügsam Nebes Fingern hin.
    «Und wissen Sie, warum sie ihm einen Hund gekauft hat? » Ich sah, wie sich Königs Gesicht zu einem leicht verle genen Lächeln verzog, und ahnte, daß Nebe einen Witz rei ßen würde. «Um dem Mann Gehorsam beizubringen.»
    Ich stimmte in ihr Gelächter ein. Doch nach nur wenigen

    Tagen näherer Bekanntschaft mit König dachte ich, daß Lotte Hartmann ihrem Freund ebensogut hätte beibringen können, aus der Thora zu rezitieren.
    31
    Der Himmel war grau, als ich in meine Pension zurück kehrte. Ich hörte einen Regenguß gegen die Verandatür klat schen, und Sekunden später gab es einen kurzen Blitz und einen gewaltigen Donnerschlag, so daß die Tauben auf mei ner Veranda Schutz suchten. Ich stand da und beobachtete den Sturm, der die Bäume schüttelte, die Siele überflutete, während sich die ganze überschüssige elektrische Energie der Atmosphäre entlud, bis die Luft wieder rein und angenehm war. Zehn Minuten später sangen die Vögel in den Bäumen, als wollten sie das reinigende Gewitter feiern. Sie waren um dieses rasche klimatische Heilverfahren zu beneiden, und ich wünschte, der Druck, den ich auf meinen Nerven spürte, würde sich ebenso leicht auflösen. Während ich versuchte, allen Lügen, meinen eigenen eingeschlossen, immer einen Schritt voraus zu sein, näherte ich mich mit Windeseile dem Ende meiner Weisheit und kam in Gefahr, in dieser Ge schichte das Tempo zu verlieren. Von meinem Leben ganz zu schweigen.
    Es war gegen acht Uhr, als ich Belinsky im Sacher anrief.
    Es war vielleicht schon ein wenig zu spät, ihn noch zu erwi schen, aber er war da. Seine Stimme klang entspannt, als habe er die ganze Zeit gewußt, daß die Org seinen Köder schlucken würde.
    «Ich sagte, ich würde anrufen», erinnerte ich ihn. « Es ist ein bißehen spät, aber ich hatte viel zu tun.»
    «Kein Problem. Haben Sie's gekauft? Die Information?» «Sie haben mir fast die Hand abgerissen. König fuhr mich zu einem Haus in Grinzing.

Weitere Kostenlose Bücher