Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde
nicht besorgen kann. Wie nennt man das doch gerade? »
« Organisieren.»
«Ja, organisieren. Wenn jemand Unterhaltung wünschte, organisierte Emil das mit Leichtigkeit.» Er lachte herzlich bei dem Gedanken an Emil, worin ich ihm nicht folgen konnte. «Ich bin nie einem Mann begegnet, der so viele Mädchen kannte. Natürlich waren sie alle Prostituierte und süße Püpp chen, aber das ist heutzutage kein so großes Verbrechen, wie?»
«Das hängt davon ab, wie süß sie sind», sagte ich.
«Ernil ist auch sehr erfinderisch, wenn es darum geht, Dinge über die Grenze zu schaffen - die grüne Grenze, nennt ihr das, oder? »
Ich nickte. «Durch die Wälder.»
«Ein geschickter Schmuggler. Er verdiente eine Menge Geld. Bis zu diesem Zwischenfall lebte er in Wien sehr ange nehm. Ein großes Haus, ein schönes Auto und eine hübsche Freundin.»
«Haben Sie seine Dienste in Anspruch genommen? Und ich meine nicht die Püppchen.»
Poroschin beschränkte sich darauf, zu wiederholen, Emil habe alles beschaffen können.
« Eingeschlossen Informationen? »
Er zuckte die Achseln. «Hin und wieder. Aber alles, was Emil macht, tut er für Geld. Schwer zu glauben, daß er nicht auch für die Amerikaner Dinge erledigt hat.
Jedoch in diesem Fall hatte er einen Auftrag von einem Österreicher. Einem Mann namens König, der in der Anzei gen- und Werbebranche tätig war. Die Gesellschaft nannte sich , und sie hatte Büros in Berlin und Wien. König wollte, daß Emil regelmäßig Ent würfe aus dem Wien er Büro abholte und nach Berlin brachte. Er sagte, die Arbeiten wären zu wichtig, um sie der Post an zuvertrauen, und er, König, könne nicht selber fahren, da ihn in Berlin die Entnazifizierunng erwarte. Natürlich hatte Emil den Verdacht, daß die Pakete neben Anzeigen andere Dinge enthielten, aber das Geld reichte ihm, keine Fragen zu stellen, und da er ohnehin ziemlich regelmäßig zwischen Wien und Berlin pendelte, würde ihm die Sache keine Probleme berei ten. Dachte er wenigstens. Eine Zeitlang funktionierten Emils Kurierdienste ohne Schwierigkeiten. Wenn er Zigaret ten oder sonstige Schmuggelwaren nach Berlin brachte, nahm er auch Königs Pakete mit. Er übergab sie einem Mann namens Eddy Holl und bekam sein Geld. Es war eine ein fache Sache.
Nun, eines Abends war Emil in Berlin und besuchte einen Nachtclub namens Zum anderen Ufer. Dort traf er zufällig diesen Eddy Holl. Er war betrunken und machte ihn mit einem amerikanischen Army Captain namens Linden be kannt. Eddy stellte ihn Linden als vor. Am nächsten Tag rief Eddy bei Emil an, entschuldigte sich, er sei betrunken gewesen, und legte ihm nahe, es wäre im Inter esse aller besser, wenn Emil diesen Hauptmann Linden ver gessen würde.
Einige Wochen darauf, als Emil wieder in Wien war, er hielt er einen Anruf von diesem Captain Linden, der sagte, er würde ihn gern wiedersehen. Sie trafen sich in irgendeiner Bar, und der Amerikaner fing an, über diese Reklame- und Werbefirma Fragen zu stellen. Emil konnte ihm nicht viel sa gen, aber es beunruhigte ihn, daß Linden in Wien war. Er dachte, seine Dienste seien vielleicht nicht mehr vonnöten, wenn Linden in Wien war. Es wäre ein Jammer, dachte er, wenn es mit dem leicht verdienten Geld zu Ende wäre. Also folgte er Linden eine Weile durch Wien. Nach zwei Tagen traf Linden einen weiteren Mann, und verfolgt von Emil, be gaben sie sich in ein altes Filmatelier. Minuten später hörte Emil einen Schuß, und der Mann kam heraus, allein. Emil wartete, bis der Mann verschwunden war. Dann ging er rein, fand Captain Lindens Leiche und eine Ladung von gestohle nem Tabak. Natürlich informierte er nicht die Polizei. Emil versuchte, der Polizei so wenig wie möglich ins Gehege zu kommen. Am folgenden Tag suchten ihn König und ein drit ter Mann auf. Fragen Sie mich nicht nach dem Namen, ich kenne ihn nicht. Sie sagten, ein amerikanischer Freund sei verschwunden, und sie machten sich Sorgen, ihm könne et was zugestoßen sein. Angesichts der Tatsache, daß Emil mal Kripobeamter gewesen sei, solle er gegen eine stattliche Be lohnung für sie nach dem Amerikaner suchen. Emil stimmte zu, denn er sah eine Möglichkeit, leicht an Geld und viel leicht an den Tabak zu kommen.
Nachdem Emil und seine Jungens das Atelier eine Weile beobachtet hatten, kamen sie zu dem Schluß, es sei ungefähr lich, mit einem Lastwagen dorthin zurückzukehren. Dort wartete die Internationale
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