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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Patrouille auf sie. Emils Jungens waren ein bißehen schießwütig und wurden erschossen. Emil wurde verhaftet.»
    « Weiß er, wer sie verpfiffen hat? »
    « Ich habe meine Leute in Wien gebeten, das rauszufinden.
    Wie es scheint, war es ein anonymer Anruf.» Poroschin lä chelte verständnisvoll.
    ('Jetzt kommt der gute Teil. Emils Waffe ist eine Walther P 38. Er nahm sie mit ins Atelier. Als er jedoch verhaftet wurde und sie ablieferte, fiel ihm auf, daß es überhaupt nicht seine P 38 war. Diese Waffe hatte am Handgriff den Deutschen Reichsadler. Die Ballistiker identifizierten sie in Windeseile als die Waffe, mit der Captain Linden getötet worden war.»
    «Jemand hat die bei den Waffen ausgetauscht, wie?» sagte ich.
    «Ja, ja, das bemerkt man nicht auf den ersten Blick, nicht wahr? Sauber, sauber. Ein Mann, der praktischerweise die Mordwaffe bei sich trägt, kehrt an den Tatort zurück. Offen sichtlich um seinen gestohlenen Tabak zu holen. Ziemlich eindeutiger Fall, würde ich sagen.»
    Ich nahm einen letzten Zug aus meiner Zigarette, bevor ich sie in Poroschins silbernem Tischaschenbecher aus drückte und mir eine neue anzündete.
    «Ich bin nicht sicher, was ich da tun könnte», sagte ich. «Normalerweise hab ich's bei meiner Arbeit nicht damit zu tun, Wasser in Wein zu verwandeln.»
    «Ernil ist scharf darauf, wie sein Anwalt, Doktor Liebl, mir sagt, diesen König aufzustöbern. Er scheint verschwun den zu sein.»
    «Ich wette, daß er verschwunden ist. Glauben Sie, daß es König war, der die Waffen vertauscht hat, als er in Beckers Haus war?»

    «Es sieht stark danach aus. König oder vielleicht der dritte Mann.»
    «Wissen Sie etwas über König oder über seine Werbe firma? »
    «Njet.»
    Es klopfte an der Tür, und ein Offizier betrat Poroschins Büro.
    «Der Kupfergraben ist an der Strippe, Genosse Major», teilte er Poroschin auf russisch mit. «Sie sagen, es sei drin gend.»
    Ich spitzte die Ohren. Am Kupfergraben befand sich Ber lins größtes KGB-Gefängnis. Ich hatte es bei meiner Arbeit mit so vielen verschleppten und verschwundenen Personen zu tun, daß es sich lohnte, wenn man die Augen und Ohren offenhielt.
    Poroschin warf mir einen Blick zu, als wisse er, was ich dachte, und sagte dann zu dem Offizier: «Das wird warten müssen, jegoroff. Noch andere Anrufe?»
    «Zaisser vom K-S.»
    «Wenn dieses Nazi-Schwein mit mir sprechen will, dann soll er draußen vor meiner Tür warten. Sagen Sie ihm das. jetzt lassen Sie uns bitte allein.» Er wartete, bis sich die Tür hinter seinem Untergebenen geschlossen hatte.
    « K - S, sagt Ihnen das etwas, Gunther? » «Sollte es ? »
    «Noch nicht, nein. Aber irgendwann mal, wer weiß?» Er ging nicht näher darauf ein, sondern blickte auf seine Arm banduhr. «Wir müssen wirklich weitermachen. Ich habe heute abend eine Verabredung. jegoroff wird Ihnen alle Pa piere besorgen, die Sie brauchen - Paß, Reiseerlaubnis, Le bensmittelkarte, einen österreichischen Personalausweis -, haben Sie ein Foto? Macht nichts. jegoroff wird eins machen lassen. 0 ja, ich denke, es wäre eine gute Idee, wenn Sie einen von unseren neuen Erlaubnisscheinen für Tabak hätten. Da mit dürfen Sie in der ganzen Ostzone Zigaretten verkaufen,

    und alle sowjetischen Stellen sind verpflichtet, ihnen, wo im mer es möglich ist, Hilfe zu leisten. Das wird Ihnen wahr scheinlich jeglichen Ärger ersparen.»
    «Ich dachte, der schwarze Markt sei in Ihrer Zone verbo ten », sagte ich, neugierig, den Grund für dieses krasse Bei spiel offizieller Heuchelei zu erfahren.
    «Der schwarze Markt ist illegal», sagte Poroschin ohne eine Spur von Verlegenheit. «Hier handelt es sich um einen offiziell erlaubten schwarzen Markt. Er gibt uns die Mög lichkeit, an Devisen heranzukommen. Ziemlich gute Idee, finden Sie nicht? Natürlich bekommen Sie ein paar Stangen Zigaretten, damit die Sache echt aussieht.»
    «Sie scheinen an alles gedacht zu haben. Was ist mit mei nem Geld?»
    «Es wird Ihnen, zusammen mit den Papieren, in Ihre Woh nung geschickt. Übermorgen.»
    « Und woher kommt das Geld? Von diesem Doktor Liebl, oder stammt es aus Ihren Zigaretten konzessionen ? »
    «Liebl wird mir Geld schicken. Bis dahin regelt die Sowje tische Militärbehörde die Sache.»
    Das gefiel mir nicht besonders, doch ich hatte kaum eine andere Wahl. Ich mußte das Geld von den Russen nehmen oder nach Wien fahren und darauf vertrauen, daß das Geld in meiner Abwesenheit gezahlt werden würde.
    «In Ordnung»,

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