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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Patrouille in die Gesichter, als sie vor dem Casanova Club vorfuhren. Sie nickten dem Türsteher kurz zu, schoben sich wortlos an mir vorbei und gingen hinein, um nach soldati-

    schen Lastern Ausschau zu halten, diesen kompromittieren den Äußerungen der Wollust, verschärft durch eine Verbin dung von einem fremden Land, hungrigen Frauen und einem unendlichen Vorrat an Zigaretten und Schokolade. Vom in zwischen vertrauten Schottenring bog ich ab in die Währin ger Straße und ging über den mondhellen Rooseveltplatz in den Schatten der Zwillingstürme der Votivkirche, die trotz ihrer gewaltigen Höhe die Bombenangriffe irgendwie über standen hatten. Zum zweitenmal an diesem Tag bog ich in die Berggasse ein, als ich aus einem zerstörten Gebäude auf der anderen Straßenseite einen Hilfeschrei hörte. Ich sagte mir, das sei nicht meine Sache, blieb nur einen kurzen Augen blick stehen und wollte meinen Weg fortsetzen. Aber dann hörte ich sie wieder: eine Altstimme, die ich zu kennen glaubte.
    Meine Haut kribbelte vor Furcht, als ich rasch in die Rich tung des Schreis ging. Eine hohe Trümmerhalde war an der gewölbten Mauer des Gebäudes angehäuft, und nachdem ich hinaufgeklettert war, starrte ich durch ein leeres Bogenfen ster in einen halbkreisförmigen Raum, der die Ausmaße eines kleinen Theaters hatte.
    Es waren drei Personen, die in einem kleinen Flecken Mondlicht vor einer geraden Mauer gegenüber den Fenstern miteinander kämpften. Zwei waren russische Soldaten, schmutzig und zerlumpt, die vor Lachen wieherten, während sie versuchten, der dritten Person gewaltsam die Kleider vom Leib zu reißen, einer Frau. Ich wußte, daß die Frau Veronika war, noch bevor sie ihr Gesicht ins Licht hob. Sie schrie und wurde von dem Russen heftig geschlagen, der ihre Arme und die Seitenteile ihres Kleides festhielt, das sein Kumpan, der auf ihren Zehen kniete, aufgerissen hatte.
    «Laß sehen Schätzchen», grölte er und zerrte Veronikas Unterwäsche über ihre zusammengepreßten Knie. Er ließ sich auf die Hinterbacken nieder, um ihre Nacktheit zu be wundern.

    «Schön», sagte er, als habe er ein Gemälde betrachtet, und drückte sein Gesicht in ihr Schamhaar. « Und schmeckt gut», knurrte er.
    Der Russe, der zwischen ihren Beinen hockte, drehte sich um, als er das Knirschen meiner Schritte auf dem Schutt hörte, der den Boden bedeckte, und als er das Stück Bleirohr in meiner Hand sah, stand er auf und trat neben semen Freund, der Veronika jetzt zur Seite stieß.
    « Raus hier, Veronika», rief ich.
    Sie brauchte keine weitere Aufforderung, schnappte sich ihren Mantel und rannte auf eines der Fenster zu. Aber der Russe, der sie befummelt hatte, war anderer Meinung und bekam sie an den Haaren zu fassen. Im selben Augenblick schwang ich das Rohr, das ihn mit einem hörbaren Krachen seitlich am Kopf traf, während die Vibration des Schlages meine Hand gefühllos machte. Mir ging sofort der Gedanke durch den Kopf, ich könne ihn zu hart getroffen haben, als mich ein scharfer Tritt in die Rippen traf und ein Knie sich in meine Leiste grub. Das Rohr fiel auf den ziegel bedeckten Bo den, und ich schmeckte Blut im Mund, als ich dem Rohr langsam folgte. Ich zog die Beine an die Brust, spannte mich und wartete darauf, daß der große Stiefel des Mannes aber mals meinen Körper traf und mich fertigmachte. Statt dessen hörte ich ein kurzes, mechanisches Geräusch, wie ein Schlag oder das Geräusch eines Niethammers, und als der Stiefel wieder ausholte, war es genau über meinem Kopf. Ein Bein noch in der Luft, strauchelte der Mann sekundenlang wie ein betrunkener Ballettänzer und fiel dann tot neben mir zu Bo den, in der Stirn den sauberen Einschuß einer gutgezielten Kugel. Ich stöhnte und schloß einen Augenblick die Augen. Als ich sie wieder öffnete und mich auf die Unterarme hob, erblickte ich einen dritten Mann, der vor mir kauerte und mir eine fröstelige Sekunde lang den Lauf einer Luger mit Schalldämpfer mitten ins Gesicht hielt.
    « Hol dich der Teufel, Kraut», sagte er, ehe er mir grinsend auf die Beine half. «Ich wollte Ihnen selber eine Abreibung verpassen, aber es sieht so aus, als hätten mir diese beiden Iwans die Arbeit abgenommen.»
    «Belinsky», keuchte ich und hielt mir die Rippen. «Was sind Sie, mein Schutzengel? »
    «Ja. Ist ein wunderbares Leben. Alles okay. Kraut?» «Meiner Brust ginge es vielleicht besser, wenn ich aufhö ren würde zu rauchen. Ja, ich bin okay. Wo sind Sie herge kommen, zum

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