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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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nahm meine Brieftasche heraus und zeigte ihm meinen Personal ausweis. Und dann meine alte Dienstmarke. «Vor dem Krieg war ich bei der Berliner Kriminalpolizei. Ich bin sicher, ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß Becker auch dabei war. Daher kenne ich ihn.» Ich nahm meine Zigaretten heraus. «Was dagegen, wenn ich rauche? »
    «Rauchen Sie, aber vergessen Sie nicht, dabei die Lippen zu bewegen.»
    «Ja, nach dem Krieg wollte ich nicht wieder zur Polizei zu rück. Dort wimmelte es von Kommunisten.» Mit diesem Satz warf ich ihm einen Köder hin. Ich war noch keinem Amerikaner begegnet, der die Kommunisten zu mögen schien. «Also machte ich meinen eigenen Laden auf. Genau genommen war ich schon Mitte der dreißiger Jahre mal bei der Polizei ausgeschieden und hatte damals privat gearbeitet. Ich bin also kein grüner Junge in diesem Gewerbe. Seit dem Krieg gibt es so viele verschleppte Personen, daß die meisten Leute einen ehrlichen Bullen gebrauchen können. Glauben Sie mir, dank der Iwans sind die in Berlin sehr selten.»
    «Ja, hier ist es genauso. Weil die Iwans zuerst hier waren, haben sie ihre eigenen Leute auf die höchsten Posten der Polizei geschoben. Die Lage ist so miserabel, daß die öster reichische Regierung auf den Chef der Wiener Feuerwehr zurückgreifen mußte, als sie versuchte, einen integren Mann zu finden, der Stellvertretende Polizeichef werden sollte.» Er schüttelte den Kopf. «Sie sind also ein alter Kollege von Becker. Wie war das denn so? Was für 'ne Art von Bulle war er, zum Teufel? »
    «Einer von der nicht ganz sauberen Sorte.»
    «Kein Wunder, daß dieses Land in solch einem Schlamas sel steckt. Ich schätze, Sie waren damals auch in der SS ? » «Kurz. Als ich spitzkriegte, was vor sich ging, beantragte ich meine Versetzung an die Front. Es gab Leute, die das ge macht haben, wissen Sie.»
    «Es waren nicht genug. Ihr Freund, zum Beispiel, tat's nicht.»
    «Er ist nicht eigentlich mein Freund.»
    «Warum haben Sie dann den Fall übernommen? »
    «Ich brauchte das Geld. Und ich mußte dringend für eine Zeitlang von meiner Frau weg.»
    «Macht's Ihnen was aus, mir zu erzählen, warum?»
    Ich hielt inne, als mir klar wurde, daß es das erste Mal war, daß ich darüber gesprochen hatte. «Sie hat einen anderen. Einen Ihrer Offizierskameraden. Ich dachte, wenn ich mal eine Weile nicht da wäre, würde sie sich vielleicht entschei den, was ihr wichtiger ist: ihre Ehe oder ihr Schätzchen.» Shields nickte und knurrte dann mitfühlend. «Natürlich sind alle Ihre Papiere in Ordnung?»
    «Natürlich.» Ich reichte sie ihm und sah zu, wie er meinen Personalausweis und den Reisepaß inspizierte.
    «Wie ich sehe, sind Sie durch die russische Zone gekom men. Für einen Mann, der Iwans nicht mag, müssen Sie in Berlin ein paar ziemlich gute Kontakte haben.»
    «Bloß ein paar unehrliche.»
    « Unehrliche Russkis? »

    « Sind denn auch ehrliche da? Klar, ich mußte ein paar Leute schmieren, aber die Papiere sind echt.»
    Shields gab sie mir zurück. « Haben Sie Ihren Fragebogen bei sich?»
    Ich fischte meine Entnazifizierungsbescheinigung aus der Brieftasche und gab sie ihm. Er warf bloß einen flüchtigen Blick darauf und hatte wohl kein Verlangen danach, die 133 Fragen und Antworten, die er enthielt, durchzulesen.
    « Sie sind also eine entlastete Person, wie? Wie kam es, daß Sie nicht als Straftäter eingestuft wurden? Alle SS-Leute wur den automatisch verhaftet.»
    « Ich machte den Krieg bis zum Ende in der Armee mit. An der russischen Front. Und wie ich sagte, mir gelang es, von der SS versetzt zu werden.»
    Shields knurrte und gab den Fragebogen zurück. «Ich mag die SS nicht», grunzte er.
    «Dann sind wir schon zu zweit.»
    Shields betrachtete den großen Ring einer Studentenver bindung, der protzig einen seiner dichtbehaarten Finger schmückte.
    Er sagte: «Wir haben Beckers Geschichte überprüft, wissen Sie. Es war nichts dran.»
    «Da bin ich anderer Meinung.»
    « Und was läßt Sie das glauben? »
    «Glauben Sie, er würde mir freiwillig fünftausend Dollar zahlen, damit ich herumschnüffle, wenn seine Geschichte nichts als heiße Luft wäre? »
    « Fünftausend?» Shields stieß einen Pfiff aus.
    «Das ist es schon wert, wenn man eine Schlinge um den Hals hat.»
    « Gewiß. Gut, vielleicht können Sie beweisen, daß der Bur sche woanders war als dort, wo wir ihn tatsächlich erwisch ten. Vielleicht können Sie etwas finden, das den Richter überzeugt, daß seine Freunde

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