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Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde

Titel: Bernhard Gunther 03 - Alte Freunde neue Feinde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Abs in Erfahrung bringen. Zum Beispiel, wer dieser Bursche war.» Ich zog Pichlers Entwurf für Martin Albers' Grabstein her aus und breitete ihn vor Belinsky auf dem Tisch aus. «Wenn ich raus kriegen kann, wer Albers war und warum Max Abs bereit war, seinen Grabstein zu bezahlen, käme ich womög lich dahinter, warum Abs es für nötig hielt, Pichler umzu bringen, bevor er mit mir sprechen konnte.»
    «Wer ist dieser Abs? Was tut er? »
    «Er arbeitete einmal für eine Anzeigenfirma hier in Wien.
    Den Laden, den König leitete. König ist der Mann, der Becker damit beauftragte, Akten über die grüne Grenze zu schaffen. Akten, die an Linden gingen.»
    Belinsky nickte.
    «So weit, so gut», sagte ich. «Jetzt meine nächste Karte:
    König hatte eine Freundin namens Lotte, die im Casanova Club verkehrte. Könnte sein, daß sie dort Kunden aufriß, ich weiß es noch nicht. Ein paar von Beckers Freunden polterten da rein, und noch in ein paar andere Läden, und kamen zum Tee nicht nach Hause. Meine Idee ist, das Mädchen darauf anzusetzen. Ich dachte, ich müßte sie erst ein wenig besser kennenlernen. Aber jetzt, wo sie mich auf meinem weißen Pferd und in meiner Sonntags ausrüstung gesehen hat, muß ich ein bißchen Dampf machen.»
    «Angenommen, Veronika kennt diese Lotte nicht? Was dann? »
    «Denken Sie sich was Besseres aus.»
    Belinsky zuckte die Achseln. «Andererseits hat Ihr Plan einiges für sich.»

    «Da ist noch etwas. Sowohl Abs als auch Eddy Holl, der Beckers Kontaktmann in Berlin war, arbeiten für eine Gesell schaft, die ihren Sitz in Pullach bei München hat. Die Süd deutsche Industrieverwertungsgesellschaft. Sie könnten ver suchen, etwas über sie in Erfahrung zu bringen. Ganz zu schweigen davon, was Abs und Holl veranlaßte, dorthin zu gehen.»
    «Sie wären nicht die ersten Krauts, die in die amerikani sche Zone übersiedeln», sagte Belinsky. <    «Bevor ich Berlin verließ, stieß ich auf ein Pärchen von Amateur-Nazijägern namens Drexler. Hauptmann Linden hat ihnen hin und wieder Care-Pakete zukommen lassen. Es würde mich nicht überraschen, wenn sie für ihn arbeiteten:
    Jeder weiß doch, wie das CIC sich bei den Leuten einkauft. Es würde helfen, wenn wir wüßten, wonach die beiden ge sucht haben.»
    «Können wir sie nicht fragen? »
    «Das hätte nicht viel Sinn. Sie sind tot. Jemand hat ihnen ein Tablett mit Zyklon-B-Kügelchen unter der Tür durchge schoben.»
    «Geben Sie mir trotzdem ihre Adresse.» Er zog einen No tizblock und einen Bleistift heraus. Als ich ihm die Adresse gegeben hatte, schürzte er seine Lippen und rieb sich das Kinn. Er hatte ein unglaublich breites Gesicht mit dicken sicheiförmigen Brauen, die sich halb um seine Augenhöhlen zogen, eine Nase wie ein kleiner Tierschädel und tief einge grabene Lachfalten, die, zusammen mit seinem breiten Kinn und scharfwinkligen Nasenflügeln, einen vollkommen sie beneckigen Um riß bildeten: Der Gesamteindruck war der eines Rammbocks, der auf einem V-förmigen Sockel ruhte.
    «Sie hatten recht», räumte er ein. «Nicht gerade viel, was wir in der Hand haben, oder? Aber immer noch besser als das, worauf ich gesetzt hatte.»
    Die Pfeife fest zwischen die Zähne geklemmt, kreuzte er die Arme und starrte in sein Glas. Vielleicht war es das Ge tränk, das er bevorzugte, oder vielleicht sein Haar, das er länger trug als die Mehrheit seiner kurzgeschorenen Lands leute, aber er kam mir merkwürdig unamerikanisch vor.
    «Woher kommen Sie?» fragte ich schließlich. «Williamsburg, New York.»
    « Belinsky», sagte ich, jede Silbe betonend. «Was für ein Name ist das für einen Amerikaner? »
    Er zuckte ungerührt die Achseln. «Wir sind Amerikaner in der ersten Generation. Mein Vater stammte aus Sibirien. Seine Familie emigrierte, um einem der zaristischen Juden progrome zu entkommen. Sie sehen, die Iwans haben eine antisemitische Tradition, die sich fast mit der Ihren messen kann. Belinsky war Irving Berlins Name, bevor er ihn än derte. Und was Namen für Amerikaner angeht, ich denke

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